Zurück in Costa Rica

Seit zwei Tagen bin ich wie gesagt zurück in Costa Rica. Ich habe mir ganz bewußt ein paar Tage in San José eingeplant. Nicht, daß in San José der Bär tanzen würde oder die Stadt besonders schön wäre. Aber es ist ganz erholsam einmal Zeit – und Gelegenheit – zu haben in Ruhe meine Emails zu checken, meine Fotos – die inzwischen in die Tausende gehen – im Internet zu sichern und einfach ein  wenig Internetrecherche zu betreiben, ohne ständig auf die Uhr sehen zu müssen. Denn hier im kleinen Hotel Aranjuez ist esnichtnur gemütlich, sondern das Internet auch kostenfrei. Und während ich bei meinem ersten Aufenthalt noch ein wenig gebrummelt hatte, daß das Internet doch langsamer sei als bei mir zu Hause, bin ich nach meinen Cuba-Erfahrungen völlig geheilt. Das Internet arbeitet hier jetzt mit Überschallgeschwindigkeit.

Im übrigen bin ich heute nachmittag durch San José gelaufen und kam mir völlig losgelöst vor. Als ob ich in der Welt einfach versetzt worden wäre. Was ja auch der Fall ist, wenn man aus dem Sozialismus in den Kapitalismus wechselt. Niemand zischte mich mit ‚kssst, kssst‘ an um meine Aufmerksamkeit zu erregen, keiner der ‚Taxi, Taxi?‘ geschrien hat. Dafür sind die Häuser bis unter die Zähne vergittert und top in Schuss. Ruinen wie in Havanna, die nur noch auf den nächsten kräftigen Windstoß warten um endgültig zusammenzufallen, gibt es hier nicht. Aber einen Buchladen – ist doch klar, daß ich den finde – mit Unmengen von Büchern, so daß die Regale nicht nur mühsam bestückt sind und aussehen als ob sie magersüchtig wären. Als ich in einem Kaufhaus einen Kugelschreiber kaufen wollte, stand ich plötzlich vor einer ganzen Wand voller Stifte und wußte gar nicht, welchen ich denn nun nehmen sollte. Overload und Schlaraffenland! Und die Leute kommen tatsächlich auf einen zu – egal ob im Restaurant oder im Laden – und fragen, ob und wie sie helfen können. Das ist so eine ganz andere Welt als auf Cuba. Der Nachteil sind die vielen Autos. Während ich weniger Energie benötige um Jineteros abzuwehren, muß ich definitv deutlich mehr Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr richten. Hier ist Rushhour eben echte Rushhour. In Cuba wurde die Rushhour eigentlich nur durch Kuh- und Ziegenherden, Pferde-und Ochsengespanne auf den Straßen verursacht.

Ist schon interessant zu beobachten, wie diese Veränderungen auf mich wirken. Denn San José fällt als Hauptstadt eher klein aus im Vergleich zu anderen Metropolen und die Geschäfte sind auch kleiner und bescheidener als in vielen Städten Europas. Trotzdem stehen hier im Vergleich zu Cuba absolute Konsumtempel – und das alles ohne ewige Warteschlagen. So konnte ich meinen Bummel durch San José heute in Ruhe genießen, ohne auch nur ein einziges Mal auf der Straße angesprochen zu werden und mich irgendeines Jineteros erwehren zu müssen. Nicht nur eine himmlische Ruhe, ich habe mich fast schon unsichtbar gefühlt.

Nur eines war dann doch gleich. Um sich in der Bank in die Warteschlange einzureihen, wurde gefragt: ‚el ultimo?‘ (der letzte?). Und Spanisch wird ja auch gesprochen. So hatte ich dann doch noch einen kleinen Anknüpfungspunkt.

 

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Sierra Maestre und der höchste Berg von Cuba – Pico Turquino

Nach 4 entspannten Tagen in Baracoa fuhr ich mit Susanne nach Bayamo weiter. Wir wollten den höchsten Berg von Cuba, den Pico Turquino in der Sierra Maestre, besteigen. Uns war es nicht geglückt unsere Tour von Baracoa aus zu organisieren, weder über die Reisebüros (auf überregionale Zusammenarbeit kann man im Sozialismus nicht immer hoffen) noch telefonisch (‚da müssen Sie schon persönlich vorbeikommen‘). Da wir erst abends um 22 Uhr in Bayamo eintrafen, mußten wir einen Tag in Bayamo zusätzlich einplanen. Nachdem wir beide Geld brauchten und in Baracoa auf den Banken keines zu bekommen war, nutzten wir unseren Zusatztag für diverse organisatorische Dinge.

Ach ja, kleiner Einschub zum Thema ‚Wie komme ich auf Cuba an Geld?‘ Sicherlich nicht mit EC-Karte wie überall sonst in der Welt. Bargeld steht hier groß im Kurs, sofern es harte Währungen wie Euro oder Schweizer Franken sind. Cayman Dollars? Nein, danke, nehmen wir auf Cuba nicht an. Aber wer reist bitte schön mit Bargeld für 4 Wochen Urlaub an, vor allem wenn man zuvor wie ich durch andere lateinamerikanische Länder gereist ist? Travellerchecks? Ja, werden getauscht, sofern sie nicht von einem US-amerikanischen Geldinstitut sind. Leider werden in Deutschland jedoch nur noch Travellerchecks von Amerikan Express ausgegeben. Das Zauberwort heißt Kreditkarte einer nicht-US-amerikanischen Bank. Damit kann man in Havanna direkt am Automaten Geld holen und an allen anderen Orten zumindest in der Bank Geld bekommen. Aber eben auch nicht immer…

Mein erster Gang zur Bank in Trinidad war völlig unproblematisch. Rein in die Bank, Kreditkarte auf den Schalter, Unterschrift geleistet, Geld bekommen und fertig. So dachte ich, daß Geld holen in Cuba völlig unproblematisch sei und war nicht darauf vorbereitet in Baracoa eben kein Geld auf der Bank zu bekommen. ‚Die elektronische Verbindung für das Kreditkartengerät funktioniert nicht.‘ war die lakonische Antwort. ‚Vielleicht später.‘ Später saß ich jedoch schon im Bus nach Bayamo. Also Geld holen in Bayamo. Dafür war der Zusatztag dann ja gerade gut. Da an diesem Tag jedoch die Renten an die Cubaner ausgezahlt wurden, wollte man uns auch in Bayamo kein Geld geben. Mit den Worten, daß ein zusätzlicher Service nicht möglich sei, wurden wir an den Eingangstüren der Banken abgewimmelt. Nachdem wir praktisch alle Banken abgeklappert hatten und auf die Tränendrüse gedrückt hatten (kein Geld mehr, ohne Geld aber keine Casa-Übernachtung), ließ sich ein Türsteher erweichen und versprach uns für den Nachmittag Service. Endlich waren wir wieder solvent – allerdings habe ich mehrere hundert CUC vollständig in 3 CUC-Scheinen erhalten – mit Banderole.

So habe ich schließlich meine Rechnung für die Trekkingtour komplett mit 3 CUC-Scheinen bezahlt, während ich ansonsten immer darauf bedacht war Kleingeld zu horten. Nie konnte jemand herausgeben oder wechseln und – sofern ich keinen Einspruch erhoben habe – wurde der Rest dann automatisch als Trinkgeld eingesteckt.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf für unsere 3-tägige Wandertour. Die Anfahrt erfolgte von Bayamo über Santo Domingo nach Alta Naranja, wobei wir die steilste Straße Cubas hinaufgefahren wurden. Von Alta Naranja mit einer Höhe von 950 m starteten wir unsere Wanderung. Der erste Tag stand völlig im Zeichen der Revolutionäre Fidel und Che. Wir wanderten zu der Comandancia de la Plata. Hier in den Bergen versteckten sich die Revolutionäre um Fidel Castro nach ihrer Landung aus Mexiko, um die Revolution vorzubereiten. Wir besichtigten einige Häuser, darunter das Feldlazarett, in dem Che Verwundete verarztete und die Casa Comandante von Fidel Castro. Auf dem Weg dorthin holte uns der erste große Regen ein. Susanne und ich waren uns einig; wenn es so weiter geregnet hätte, hätten wir die Besteigung des Pico Turquino abgeblasen. Aber der Wettergott hatte ein Einsehen mit uns und eine Stunde später strahlte die Sonne wieder vom Himmel. Bereits nachmittags um 15 Uhr waren wir in einem kleinen Dorf ‚La Platica‘ mit genau 39 Einwohnern. Hier steht eine Art Schutzhütte in der wir übernachten konnten. Schön war es auf der Platica. Die Terrasse des Küchenhauses steht weit oben am Berghang mit Blick auf das übrige Dorf. Wir beiden waren die einzigen Übernachtungsgäste. Wir verbrachten einen wunderschönen faulen Nachmittag in der Sonne. Zum Abendessen leisteten uns die Hühner und Schweine ab und zu Gesellschaft.

Am nächsten Morgen ging es früh los. Wir wollten nicht nur die rd. 400 Höhenmeter oberhalb gelegene Schutzhütte Aguada Joaquím erreichen, sondern nach dem Mittagessen dort weiter bis zum Gipfel des Pico Turquino. Es ging steil bergauf. Eine Stufe reihte sich an die andere; für mich schwieriges Gehen. Mehrfach stiegen wir die mühsam erklommenen Höhenmeter wieder hinab, um dann gleich wieder bergan zu steigen. Nach den 8 Kilometern bis zur Schutzhütte hatte ich eine Pause bitter nötig. Dann kam unser Guide Mino und sagte, er hätte da ein Problem. Er war der Meinung es würde nachmittags noch zu regnen anfangen – der Himmel bestand auch nur noch aus grau in grau – und außerdem war der Muli mit unserem Mittagessen noch nicht eingetroffen. Ohne Essen keinen Aufstieg, das war uns klar. Also warteten wir auf den Muli. Und warteten und warteten. Zwischenzeitlich trudelten rund 20 cubanische Wanderer ein, die zu einer Militäreinheit gehörten. Der Muli kam schließlich nachmittags um halbdrei Uhr. Es gab ein spätes Mittagessen und keinen Aufstieg auf den Berg mehr. Nach ein bißchen Palaver hatten wir einen frühen Aufstieg am nächsten Morgen vereinbart und hofften dabei insgeheim auf besseres Wetter.

Die Hütte war sehr, sehr einfach. Verbindung ins Tal besteht per Funkgerät. Gekocht wird auf offenem Feuer. Solarpanels gibt es – sie sind für den Betrieb des obligatorischen Fernsehers. Wir nutzten den Nachmittag um eine Dusche zu nehmen, falls man einen Eimer mit kalten Wasser und einer Schöpfkelle so bezeichnen kann. Trotzdem fühlten wir uns danach frisch und sauber. Nach dem Abendessen saßen wir noch ein bißchen mit den Cubanern zusammen und sahen fern. Früh haben wir uns ins Bett verkrochen, wobei wir uns warm angezogen haben. Hier oben war es kalt und wir hatten jeder nur zwei dünne Decken bekommen.

Wir haben erstaunlich gut geschlafen und machten uns früh morgens auf den Aufstieg zum Pico Turquino. Die ersten 350 Höhenmeter gingen kräftig in die Beine. Eine hohe Stufe an der anderen. Es ging steil nach oben. Weit gefehlt, wer dachte, danach wäre der schlimmste Anstieg geschafft. Es folgte ein stetes auf und ab, so daß wir doch noch einige Höhenmeter mehr bewältigen mußten. Trotzdem war es ein wunderschöner Weg durch den Wald. Es eröffneten sich immer wieder schöne Ausblicke auf die Umgebung der Sierra Maestre und das Tiefland. Das Wetter war hervorragend und nach 2 1/2 Stunden erreichten wir den Gipfel des Pico Turquino. Wir waren einigermaßen enttäuscht. Zwar wurden wir von der Büste des Nationalheldens Jose Martí in Empfang genommen, aber der Gipfel ist eingewachsen und bietet keinerlei Ausblicke auf die Umgebung. So blieben wir nicht allzu lange. Nach einer kurzen Pause machten wir uns wieder an den Abstieg, genossen noch einmal die Ausblicke von unterwegs und trudelten mittags um 12 Uhr wieder auf der Schutzhütte Joachím ein. Es erwartete uns ein fürstliches Mittagessen. Derweil war der Himmel zugezogen und kaum saßen wir über dem Essen als der Regengott alle Schleusen des Himmels öffnete.

Pünktlich eine Stunde später hörte es zu regnen auf und wir machten uns an den Abstieg bis Alto Naranja. Das ging in die Beine. Und spätestens nach 3 der weiteren zu laufenden 4 Stunden hatte ich eigentlich genug. Kurz vor dem nächsten Regen hatten wir dann die vielen Höhenmeter im Abstieg geschafft. Wir waren an dem Tag runde 1.000 Meter bergauf und fast 1.400 Meter bergab gelaufen, wenn mein Höhenmesser mich nicht angeschwindelt hat. Zumindest meine Beine fühlten sich danach an. Müde, müde, müde. Aber ein wundervoller Tag.

Das Taxi erwartete uns und brachte uns zurück nach Bayamo. Dort durften wir in der Casa von Gabriel Telléz, wo unsere Rucksäcke auf uns warteten, noch duschen und uns umziehen, bevor wir uns abends auf den Weg zum Busbahnhof machten. Ich wollte in einem Rutsch von Bayamo bis Havanna durchfahren. Mein Bus fuhr leider erst um Mitternacht, so daß ich Mühe hatte wach zu bleiben. Der Tag saß mir doch in den Knochen. Bis der Bus eintraf wußte ich nicht, ob ich mitfahren konnte. Ein Busticket zu reservieren war die Tage zuvor nicht möglich. Als der Bus endlich eintraf, ich ein Ticket bekommen hatte und dann im Bus saß, schlief ich sofort ein. Ich bin erst wieder morgens um 9 Uhr aufgewacht. Da waren es noch 3 Stunden bis Havanna. Wie schnell die lange Busfahrt doch vorbeiging.

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Eindrücke von Cuba II

Inzwischen bin ich wieder in Costa Rica angekommen. Mein Blog hat während meiner Zeit in Cuba gelitten, da der Internetzugang dort doch sehr schwierig war. Aber jetzt hier die Ergänzung zu Cuba:

Ich lerne, daß Toilettenschüsseln zu teuer und zu zerbrechlich sind, als daß man in Cuba mit ihnen handeln könnte. Fakt ist, es gibt in Trinidad keine Toiletten zu kaufen, wie mir ein Casa-Besitzer erzählt hat. Er würde ja gerne sein Bad herrichten, es würde ihm aber die Toilettenschüssel fehlen. Toiletten gibt es aber sehr wohl im 80 km entfernten Cienfuegos zu kaufen. Man könnte ja auf die Idee kommen einen Posten Toiletten in Cienfuegos zu erwerben, um diese dann etwas teurer in Trinidad zu verkaufen. Weit gefehlt, wie mir unsere Diskussion klar gemacht hat. Aufgrund der Schwierigkeiten mit dem Transport und den hohen Preisen für Toiletten, halten die Cubaner diese Idee für absolut nicht durchführbar. Ich beuge mich dem Sozialismus.

Uhrmacher Manuel – wir treffen ihn in der Kathedrale von Camaguey. Er war vor Urzeiten (Uhrzeiten?) in der Schweiz und hat dort 3 Monate gearbeitet. Er spricht uns auf Deutsch an und zeigt uns stolz seine Rolex, die er damals als Gastgeschenk erhalten hat. Er trägt die Uhr nicht am Handgelenk, sondern läßt sie wieder in seiner Hosentasche verschwinden, da sie zu kostbar ist. Manuel ist auf der Suche nach einem Krebsmedikament für seine Frau. Er hat bereits im Umfeld von mehreren hundert Kilometern sämtliche Apotheken abgeklappert, ist jedoch nicht fündig geworden. Trotz der in Cuba überdurchschnittlich guten und kostenlosen Gesundheitsversorgung kann anscheinend Krebs kaum behandelt werden. Da die erforderlichen Medikamente im Land selbst nicht hergestellt werden, sondern im Ausland, sind diese aufgrund des US-Handelsembargos entweder nicht zu erhalten oder für den Normalbürger kaum zu bezahlen. Aus meiner Sicht waren die von Uhrmacher Manuel genannten Preise für das von ihm gesuchte Medikament von 10 – 20 CUC sehr gering. Für ihn jedoch völlig unerschwinglich, da er nur eine Rente von monatlich 270 Pesos (ca. 11 CUC) erhält. So saß er in der Kathedrale zum Beten, daß er in der nächsten Apotheke mehr Glück hat und das Medikament findet und zu einem günstigen Preis erhält. Und nein, er hat uns nicht um Hilfe gebeten, sondern er hatte wirklich nur Spaß daran mit uns zu erzählen.

In Santiago mache ich nur zwei Nächte Station, obwohl ich durch Zufall in einer Casa Particular im Altstadtviertel bei einem supernetten Ehepaar, Clara und Jose, lande und gerne länger geblieben wäre. Was für ein erholsamer Gegensatz zu den vielen aufdringlichen Leuten in der Stadt. Bereits am Busbahnhof mußte ich durch ein enges Spalier schreiender Leute, die mir Taxi, Casa usw. anbieten wollten. Nein, vielen Dank. Auch in der Stadt werde ich laufend gefragt: Taxi, Casa, Stadtrundgang, Stadtrundfahrt, Ausritt zu Pferd? Und wenn ich immer noch nein sage, dann kommt auch schon mal die Frage, ob ich einen Freund brauche. Auch hier lehne ich dankend ab und muss mich mehr als einmal beherrschen, um nicht extrem unfreundlich zu werden. Sowieso komme ich mir manchmal wie ein Hund vor, wenn die Cubaner mich anzischen. „Ksssstt, ksssst“ tönt es von rechts und links und das in einer wahnsinnigen Lautstärke. Mit diesen Lauten zischen die Cubaner Bedienungen im Restaurant zu sich heran, Freunde, denen sie auf der Straße begegenen oder versuchen eben auch die Aufmerksamkeit der Touristen zu erhalten. Selbst eine Polizistin hat mich schon angezischt, weil ich von den Treppenstufen des Capitols in Havanna aufstehen sollte. Auch wenn es sich um eine völlig übliche cubanische Sitte handelt, ich komme mir eher wie ein Hund vor und verweigere die Aufmerksamkeit wenn das Zischen in meiner Nähe ertönt.

Dem Zischen entkomme ich auch in Baracoa nicht ganz. Allerdings ist die Kleinstadt im äußersten Südosten von Cuba deutlich ruhiger und entspannter. Ich treffe Susanne aus Trinidad wieder und wir unternehmen zusammen Ausflüge in den Alexander von Humboldt-Nationalpark und besteigen den rd. 575 m hohen Tafelberg El Yunque. Der Berg war den hier ansässigen Taíno-Indianern heilig und wurde von der UNESCO zum Biosphährenreservat deklariert. Leider keine Aussicht, da der erste Tag der Regenzeit die Wolken sehr tief hängen lässt. Abends sitzen wir meistens mit anderen Travellern in der Casa de la Trova, unterhalten uns und lassen uns von der dort gespielten Livemusik berieseln. Baracoa ist für seine kulinarischen Genüsse im Bereich Fisch bekannt. Nur hier wird der Fisch traditionell mit einer Soße aus Kokosnussmilch serviert. Lecker! Trotzdem stelle ich mir angesichts der vielen Kokosnüsse in ganz Cuba doch die Frage, warum in den anderen Gegenden die Verwendung von Kokosnüssen in der Küche so ganz ignoriert wird. Auch Zitronengras wächst auf Cuba, wie uns der Guide im Humboldt-Nationalpark zeigt. Jedoch wird es in der cubanischen Küche auch nicht verwendet. Warum nur? Würde der cubanischen Küche sicherlich keinen Abbruch tun.

Ich habe noch eine knappe Woche Cuba vor mir, als ich in eine persönliche Cubakrise rutsche. Havanna und Viñales stehen noch auf dem Programm. Havanna ist eine sehr interessante und in manchen Ecken wunderschöne Stadt. An anderen Stellen wechsle ich die Straßenseite, da ich Angst habe, daß mir die baufälligen Häuser auf den Kopf fallen. Aber die Leute in Havanna Vieja … Jineteros ohne Ende, die einem versuchen das Geld auf jede nur denkbare Art aus der Tasche zu ziehen. Da ich Havanna fast als letzten Punkt auf meiner Reise stehen hatte, komme ich in Havanna eigentlich ganz gut zurecht. Aber es ist nicht einfach, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Mitleid in der Casa Particular im Safe zu lassen und sämtliche Annäherungsversuche aus der Bevölkerung abzublocken. Denn an anderen Orten Cubas habe ich auch viele nette und hilfsbereite Menschen getroffen, die hier keine Chance haben mit mir in Kontakt zu kommen. Dazu ist das Aufgebot derJineteros einfach zu massiv. Da mein Eindruck von vielen Travellern bestätigt wurde, habe ich hier mal ein paar Geschichten aufgeschrieben, die ich verfolgt habe:

Jineteros treten in allen Altersschichten auf; sie haben selber meistens nichts zu verkaufen, aber haben jede Menge Freunde, die einem Touristen gerne Kunsthandwerk, Gemälde, Schmuck, Zigarren oder oder oder verkaufen möchten. Mehr oder weniger plump versuchen sie ein Gespräch mit uns Touristen auf spanisch oder auch mit ein paar englischen Brocken anzufangen: „Where are you come from?“ „Hast du Feuer?“ „Wieviel Uhr ist es?“ „Gefällt dir Cuba?“ „Ach aus Deutschland bist du? Ja, meine Tante, Schwester, … leben auch in Deutschland.“ – Interessant wer alles Verwandte oder Freunde hat, die in Europa leben; halb Cuba müßte meiner Meinung nach unbewohnt sein. Am Ende eines häufig ganz netten Gesprächs kommt dann unweigerlich die Frage ob man Zigarren oder andere typische cubanische Produkte brauche, ob man einen Salsa-Tanzkurs machen möchte oder einen Stadtführer benötige. Ein Mojito oder Daiquiri kostet normalerweise 2 CUC. Trifft man jedoch auf einen Jinetero und läßt sich von ihm in eine Bar oder ein Restaurant lotsen, dann nehmen die Preise ein Eigenleben an: Sie steigen dann auf bis zu 6 CUC! Die Differenz kassiert der Jinetero. Die ganz raffinierten Jineteros informieren einen, daß es drei Blöcke weiter in der Stadt ein Fest gibt oder Livemusik gespielt wird. Und beim Verabschieden bieten sie an dich hinzuführen. „Ach ich muß sowieso in die gleiche Richtung…“ heißt es, wenn man dankend ablehnt. Und hinterher wird die Hand aufgehalten: „Für die Stadtführung hätte ich gerne 5 CUC.“ Selbst der Hinweis auf eine leere Geldbörse, die einer von uns dem Jinetero auch noch unter die Nase gehalten hat, hilft nicht weiter. Originalantwort des Jineteros: „Dort drüben ist der Bankautomat, bei dem du dir Geld holen kannst.“ Wie frech ist das denn? Und läßt man sich nicht einfangen, dann wird man schon auch mal als „dreckiger Weißer“ beschimpft. Das ist mir leider nicht nur einmal passiert.

Ich kann ja verstehen, daß die Jugend von Havanna sich auch gerne in westliche Klamotten kleiden und ihren Lebensstandard erhöhen möchte. Nur bleibt bei mir der Eindruck, daß die Cubaner glauben,bei uns wächst das Geld auf Bäumen. Im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern ist Havanna mit seinen Jineteros einzigartig, wirklich nervenaufreibend und extrem. Obwohl ich eigentlich routiniert im Reisen bin und mir für solche Situationen ein dickes Fell zulegen kann, bin ich in Havanna an einem Punkt angekommen, an dem ich von Cuba total die Nase voll hatte und nur noch weg wollte. Alleine der Gedanke noch weitere 5 Tage in Cuba verbringen zu müssen war deprimierend. An diesem Punkt habe ich dann zwei Österreicher getroffen. Wir haben uns gegenseitig bei Bier und Cola regelrecht über Havanna ausgekotzt und dann beschlossen gemeinsam für 4 Tage nach Viñales zu fahren. Ich kann nur sagen, die beste Entscheidung überhaupt. Auch Viñales ist touristisch, aber einfach viel entspannter mit einer wunderschönen Landschaft. Das hat mich wieder versöhnt.

 

 

 

 

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Eindrücke von Cuba I

Cuba stellt mich vor die Herausforderung schnell und kompakt zu berichten. Internet in Cuba ist eine Herausforderung – langsam, teuer und nicht immer funktionierend. Bilder werde ich wohl erst wieder in Costa Rica in die Galerie einstellen.

Ansonsten bin ich in Havanna umwerfenden Kolonialbauten begegnet. Teilweise gut in Schuß, meistens jedoch mehr oder weniger stark verfallen. Uralte große Autos – teilweise topgepflegt, teilweise mit Klebebändern zusammengehalten. Mir begegnet ein schöner brauner Buick – supergepflegt und glänzend, aber sind das verzierte Einschußlöcher an der Seite? Breite Boulevards in Havanna, aber kaum Autos – fehlt das Benzin? Oder gibt es einfach keine Autos? Einen Gebrauchtwagenmarkt erfahre ich, gibt es nicht. Auch auf der Busfahrt nach Trinidad, die ich am nächsten Tag mache, kaum Verkehr. Umso besser, die Busse kommen gut voran und sind äußerst pünktlich.

Ich bin mit Viazul unterwegs, der staatlichen Touristenbuslinie. Devisen für Fidel. Andere Busse dürfen uns nicht mitnehmen. Devisen, Devisen … Devisenrestaurants, Devisenshops, Unterkünfte nur mit Devisen. Selbst in den Devisenshops ist die Auswahl nicht allzu üppig. Auch hier nur 3 Flaschen Wasser – bin ich in der DDR? In der Auslage der Bäckerei in Camaguey stehen 2 Bleche Kuchen ansonsten gähnende Leere. Es ist Muttertag (auch hier) und ich werde auf der Straße von einer Frau angesprochen, ob ich nicht Seife abzugeben hätte. Später lerne ich, daß Muttertag nur ein Vorwand ist. Täglich werde ich auf Seife, Kugelschreiber, Feuerzeuge und Geld angesprochen. Es nervt. Allerdings gibt es Länder mit aufdringlicheren Menschen.

Wir Touristen bezahlen in CUC, die eigentliche cubanische Währung sind CUP. Macht sich gut im Geldbeutel mit zwei fremden Währungen. Und wann bezahle ich mit was? Bus, Unterkunft, Wasser, Devisenrestaurants sind einfach – hier lebt der CUC. Aber die eigentliche Frage ist, ist es ein einheimisches Restaurant oder ein Devisenrestaurant? Die Preise für Bier und TuCola (CoCa Cola ist verboten, aber warum schmeckt TuCola genauso?) sind meine Richtpreise, ob die Preise in CUP oder CUC sind. Damit ist der Währungsdschungel aber noch nicht entwirrt: Pesopizza – kostet 1 CUC oder 6 CUP. Bei einem Umtauschverhältnis von 1 CUC : 24 CUP bin ich darauf bedacht in CUP zu bezahlen – was nicht immer gut ankommt.

Che Guevara in den Straßen als Konterfei allgegenwärtig. Propagandistische Slogans auf Plakaten und an Hauswänden. ¨Mit Fidel Revolution¨, ¨Immer bis zum Sieg¨, ¨Vaterland oder Tod¨, ¨Che – dein Vorbild lebt, deine Ideen überdauern¨…  Immer wieder stoße ich auf neue Sprüche, die ich fotografiere und sammele.

In Camaguey lasse ich mich auf der Straße bei einem alten Mütterlein wiegen: „Dein Gewicht sagt dir deine Zukunft und dein Glück voraus.“ Hätte ich vorher noch abnehmen sollen, da die Münze entsprechend meiner Größe in die Waage eingeworfen wird? Die Antwort: „Eine angenehme Überraschung erwartet dich nach einem unglücklichen Abenteuer.“ Ok, ich werde mich überraschen lassen…

Hoch lebe die staatliche Touristenabzocke mit der Devisenwährung CUC. Während die Cubaner im Schnitt umgerechnet 20 CUC im Monat verdienen, bezahle ich 20 CUC (etwa 16 EUR) täglich für meine Übernachtung.

Devisenrestaurants sind so schlecht wie ihr Ruf. Die Bedienung ist unmotiviert und langsam. Schön wenn ich bedient werde. Das Essen ist zum Überleben, aber nicht für Gaumenfreuden. Habe ich erst einmal eine Speisekarte in der Hand, habe ich es mir angewöhnt, gleich nach den vorhandenen Gerichten zu fragen. Eine umfangreiche Speisekarte reduziert sich so im Nu auf einige wenige Gerichte. Alternative Pesorestaurants? Vor dieser Variante staatlicher Gaumenfreuden bilden sich häufig lange Schlangen. Auch hier Personal im Schneckentempo und schwankende Qualität bei eingeschränktem Angebot. Mehr als der Magen freut sich hier mein Geldbeutel, da ich statt 8 – 10 CUC im Schnitt nur 2 CUC loswerde. Nicht selten ist das Essen in den casa particulares, den Privatunterkünften für uns Touristen, am Besten. Und meistens ist es eine Unmenge zu essen. Da die Besitzer der casa particulares jedoch hohe Abgaben an den Staat für ihre Zimmer und die Verköstigungslizenz bezahlen müssen, setzen sie all ihre Überredungskünste ein, mich zum Essen in der casa zu bewegen. Nicht immer lohnt es sich, aber meistens. Nur, dann esse ich meistens alleine und nicht in Gesellschaft anderer Reisender. Ein Dilemma…

Judokampf 10 – 12-jähriger Mädchen in Cienfuegos: weißer Gürtel gegen roten. Es gibt nur einen roten Gürtel, der jeweils von Mädchen zu Mädchen weitergereicht wird. Knappheit im Sozialismus. Gekämpft wird verbissen und erstaunlich agressiv und liegt ein Mädchen auf dem Rücken skandiert die Zuschauermenge ¨La Vida se va!¨ was soviel heißt wie ¨Das Leben geht!¨

Ach ja und dann war da noch die Schweineschlachtung auf cubanisch: Im Kolonialhaus in einem leeren Zimmer, unklimatisiert natürlich. Ich erhalte Einblick durch die hohen Fenster. 2 Schweineköpfe liegen bereits unter dem Tisch, der Rest wird fein säuberlich auf dem Tisch zerlegt und zerteilt. Schwein Nummer drei liegt derweil noch quietschvergnügt und lebendig im Hausflur im Schatten. Und das mitten in der Altstadt von Cienfuegos.

Demnächst mehr zu meinen Eindrücken hier in Cuba.

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Anreise nach Cuba

Ich mache mich auf den Weg nach Cuba: morgens um 6 Uhr mit dem Bus von Merida/Mexiko nach Cancun und von dort mit dem Flieger nach Havanna/Cuba. Der Gedanke mit einer russischen YAK-Maschine der „Cubana Airlines“ zu fliegen beunruhigt mich. Daß der Flieger Verspätung hat, trägt auch nicht zu meiner Beruhigung bei. Mir gehen die Bilder vom Check-in durch den Kopf: Kubaner, die mit einer Unmenge von eingeschweißten Tüten, Taschen und Koffern reisen. Nicht 1, 2 oder 3 Gepäckstücke pro Person, sondern 5, 6 oder 8. Während eine Frau eine riesige Tasche mit Thermobechern, Plastiktellern und -besteck mit sich schleppt, hat eine andere ein komplettes Fleischermesser-Set außen am Koffer festgeklebt und neben mir steht ein Flachbildschirm der Größe 2 x 3 Meter und wartet auf den Check-in. Die Vorboten der Mangelwirtschaft des Kommunismus … .

Als wir endlich mit viel Verspätung boarden, erwartet mich ein Flugzeug mit dem ich eigentlich nicht fliegen möchte. Bereits von außen läßt der Flieger im Vergleich zu anderen zu wünschen übrig – stumpf, verblichen, alt. Niedriger Einstieg, die Stewardess paßt auf, daß wir uns nicht den Kopf stoßen. Dreckig, speckig, alt sind die ersten Worte, die mir im Inneren des Fliegers durch den Kopf gehen. Selbst ungereinigte Ryan-Air-Flieger sind Gold dagegen. Alles Plastik ist total vergilbt. Die Sitze lassen sich ungehindert nach vorne klappen – seltsam, soll das so sein? Beschriftungen sind original in russisch, auch wenn englische und spanische Erläuterungen daneben kleben. Der Hit sind die Atemmasken und Schwimmwesten, die die Stewardessen bei ihrer Sicherheitseinweisung verwenden. Grau, uralt, dreckig und porös sehen sie aus – noch tauglich? Pech, ich sitze und es geht los. Entgegen meiner anfänglichen Panik ist es ein sehr ruhiger Flug, wenn sich auch die Klimaanlage nicht wirklich zwischen eiskalt und brütender Hitze entscheiden kann. Der Pilot setzt nach einer Stunde den Flieger sehr sanft auf der Landebahn auf und ich bin erleichtert wohlbehalten auf Cuba angekommen zu sein.

Ich tausche meine mexikanischen Pesos in Cubanische CUC – die Touristenwährung – um, da kein Geld per Karte an den Automaten zu haben ist. Eine Australierin ist nicht so glücklich wie ich, da sie kein Bargeld hat, so steht sie ohne Geld da. Zum Glück ist ihre Freundin schon in Havanna und kann aushelfen. Zu dritt teilen wir uns ein Taxi vom Flughafen nach Havanna. Ein uralter Chevy kutschiert uns über breite Straßen in die Stadt. Die Straßen machen einen verlassenen Eindruck. Liegt es am Wochenende oder daran, daß nicht genug Benzin für die Autos vorhanden ist? 3 Leute, 3 verschiedene Adressen, der Taxifahrer ist klar überfordert. Am Anfang denke ich noch, daß die Adressen der „casas particulares“, der Privatunterkünfte, eben nicht immer leicht zu finden sind. Hier fragen, dort fragen, dreimal umkehren usw. Aber ich habe ein Zimmer im Hotel Inglaterra für eine Nacht vorgebucht. Das Hotel ist ein zentraler bekannter Ort im alten Havanna – und auch hier muß der Taxifahrer sich durchfragen. Hmm, das gibt mir dann doch zu denken.

Nun bin ich gespannt, wie es weiter geht. Morgen früh werde ich mit dem Bus nach Trinidad fahren, um dort eine Woche Sprachkurs auf cubanisch zu genießen. Ich werde berichten, sofern Fidel mich nicht im Internet ausbremst.

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Merida

5 Tage habe ich es mir in Merida gutgehen lassen. Ich hatte ein Zimmer in dem netten Guesthouse Alvarez. Teurer als meine bisherigen Unterkünfte. Dafür mit dem unschlagbaren Vorteil eines kleinen Pools, den ich im heißen Merida gerne genutzt habe.

Merida selbst hat als Kolonialstadt seinen Charme und in dieser Woche startete ein Kulturfestival, bei dem auf verschiedenen öffentlichen Plätzen in der Stadt kostenlose Veranstaltungen stattfanden. Auf einem kleinen Kirchplatz habe ich mich abends in der warmen Sommerluft von den Darbietungen des Orchester aus Merida, auf der Yukatanhalbinsel bekannten Gitarrenspielern und Sängern und einer Folkloregruppe unterhalten lassen. War die Musik zu Beginn in ihrer Tonlage auch etwas ungewohnt, hat mich die Folkloregruppe sofort begeistert. Insbesondere der Abschlußtanz faszinierte, bei dem die Tänzer Tabletts mit vollen Gläsern und Flaschen auf ihrem Kopf balancierten und das Wasser – oder war es doch Wein? – bei den schwungvollen Drehungen und Schrittfolgen aus den Gläsern spritzte.

Ohne meine schöne Unterkunft in Merida aufzugeben, habe ich neben ein paar faulen Tagen auch Ausflüge in die Umgebung gemacht: Maya-Ruinen in Uxmal – ein Traum! Bei weitestem die am schönsten dekorierten Gebäude und Tempel, die ich bislang zu Gesicht bekommen habe. Einfach beeindruckend.

Ein Ausflug in die unter UNESCO-Schutz stehende Kolonialstadt Campeche: ein Bummel durch die Stadt, Besichtigung der alten Überbleibsel der Festungsanlage und Besuch des Museums mit Maya-Exponaten. Schön, aber ich hatte mehr erwartet. Aus meiner Sicht kein Vergleich mit Granada in Nicaragua. Oder bin ich da voreingenommen, weil ich 3 Wochen in Granada verbracht habe?

Als Abschluß meines Mexikoaufenthalts eine Fahrt nach Celestun an die Küste in der Hoffnung auf dem dortigen Fluß Flamingos in rauhen Mengen zu sehen. Es waren leider nur wenige Flamingos unterwegs, da das Wasser zu hoch steht und so die Futterlage wohl nicht optimal ist. Trotz allem waren die Bootsfahrt, das leckere Fischmenu zum Mittagessen und der Strand in Celestun den Ausflug wert.

Fazit? In Mexiko könnte ich Wochen verbringen zwischen Maya-Ruinen, sonstigen Altertümern und Stränden. Vormerken für eine weitere Reise!

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Meine ersten Tage in Mexiko

Was fällt mir zu meinen ersten Tagen in Mexiko ein?

1. Lange Busfahrt von Belize Zoo bis Tulum/Mexiko: Nach unserer Nacht im Zoo brechen ich und meine Australier jeweils in verschiedene Richtungen auf – Richard nach Guatemala, Kate + Robin nach Ambergis Caye und ich nach Mexiko. Lange Busfahrt für mich mit mehrfach Umsteigen. Der zweite Bus bringt mich von Belize City über die Grenze. Und während der Busfahrer nach der Grenzkontrolle in Belize noch auf mich wartet, sammelt er mich nach der Passkontrolle in Mexiko nicht mehr auf. Da stehe ich mit meinem Rucksack wie ein begossener Pudel und frage mich, was nun? Hatte er meine Frage nach dem ADO-Busterminal in Chetumal nicht richtig verstanden? Soll ich von hier aus ein Taxi seiner Meinung nach nehmen? Ist mein Spanisch doch noch so lückenhaft, daß ich ihn nicht richtig verstanden habe? Eine Familie aus Belize hört mich vor mich hinfluchen und nach Bussen bzw. Taxis fragen und bietet mir spontan an mich bis Chetumal mitzunehmen. So habe ich Glück im Unglück und werde direkt vor dem Busterminal, von dem mein nächster Bus abgeht, abgesetzt. Nette Leute!

2. Maya-Ruinen in Tulum – landschaftlich herrlich, direkt am Meer gelegen, aber Touristenhorden ohne Ende. Eher nichts für mich. Fahre nach der Besichtigung auf einem Pickup mit zum Strand. Gönne mir ein Mittagessen in einem Strandrestaurant – und stelle dann fest, daß mein Geld zum Bezahlen nicht reicht. Herrlich! Der Rest meiner Reichtümer liegt im Hostel. Was nun? Kein Bus zum Hostel, zu Fuß über eine Stunde Weg. Der Kellner lacht nur, schreibt sich mein Hostel und meinen Namen auf und sammelt das restliche Geld vor seiner Abendschicht bei mir im Hostel ein. Wieder jemand nettes getroffen!

3. Am nächsten Tag Ausflug zu den herrlichen Maya-Ruinen von Coba. Ich sitze schon im Bus, als ich meine Kamera checke und merke, daß der Akku – obwohl frisch geladen – seinen Geist aufgegeben hat. Ersatzakku ist natürlich im Hostel. Dumm! Tolle Ruinen in Coba; ich spaziere 3 Stunden im Urwald zwischen den Ruinen herum und erklimme die Nohoch Mul Pyramide. Ein herrlicher Blick weit über dem Blätterdach und über all den Urwald hinweg! Diesmal also ohne Foto; ich versuche alles im Gehirn abzuspeichern. Vielleicht ist es auch ganz gut, daß ich gezwungen bin, mit mir, meinen Gedanken und Eindrücken mal alleine zu sein – ohne Foto, hinter dem ich mich so gut verstecken kann.

Meine Tage in Valladolid sind bisher ohne kleinere oder größere Katastrophen abgelaufen. Alle guten Dinge sind ja bekanntlich 3. So kann ich mich darauf konzentrieren die herrliche Kolonialstadt in Valladolid und die Maya-Ruinen von Chichen Itza zu geniessen. Eine herrliche Anlage, die ich in den Morgenstunden ohne allzuviel Touristenrummel geniesse. Heute ist Sonntag – kein Tag für Kreuzfahrtschiffe, die Leute immer gleich zu hunderten ausspucken. Also ein herrlicher Bummel zwischen all den Ruinen und Tempeln in Chichen Itza. Ich bin von der zentralen Kukulkan Pyramide und dem grössten Ballspielplatz in Mesoamerika beeindruckt.

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Im Zoo von Belize

Von Placencia aus reise ich gemeinsam mit meinen drei Australiern per Wassertaxi und Bus weiter. In Belmopan, der Hauptstadt von Belize, Wechsel vom Expressbus in den lokalen Bus, der uns direkt am Eingang des Zoos absetzt. Mit ein bißchen Geduld machen wir unsere Übernachtung im nahegelegenen TEC Tropical Education Center klar und melden uns zur Nachtführung im Zoo an.

Belize Zoo ist ein relativ kleiner wundervoller Zoo, der überwiegend geretteten oder in Gefangenschaft geborenen Tieren auf einer Fläche von 12 ha ein Leben in natürlicher Umgebung zu ermöglichen versucht. Käfige ja, aber so viel Urwald wie möglich. Ich bin auf den ersten Blick begeistert. Aus dem Gehege direkt am Eingangsbereich beäugen mich die Geier; ihr glatter total bunter Kopf sieht aus wie eine Faschingsmaske. Aufgrund der Hitze steht der Tapir regungslos in seinem Steinpool und ignoriert uns. Die schwarzen Brüllaffen begleiten uns auf ihrer Baumautobahn parallel zu unserem Laufsteg. Die beiden Harpyie mit ihrem hübschen Kopfputz, die mächtigsten Adler unserer Erde, beäugen uns derweil hochmütig. Die im Gehege gegenüber wohnhaften possierlichen Fellknäule lümmeln kopfüber verdreht in einem hohlen Baumstamm. Wie sie heißen? Keine Ahnung, ich habe nur behalten, daß sie in freier Wildbahn Futter für die Harpyie wären. Zuletzt besuchen wir die Großkatzen – Puma, Ozelot und Jaguar. Während der Puma ruhelos am Zaun entlangstreift, lümmelt einer der Pumas – Junior Buddy – dekorativ und faul auf einem Baumstamm. Das perfekte Fotomotiv! Interessant die Warnungen auf den Schildern an den Käfigen: Bitte alle „Körperteile“ aus dem Käfig heraushalten! So nah bin ich Großkatzen noch nie gewesen!

Abends um 19 Uhr dann ein weiterer Besuch im Zoo – die Nachtführung. Unser Guide erwartet uns bereits; erst auf den zweiten Blick sehe ich, daß er eine Schlange über der Schulter hängen hat – eine junge Boa Constrictor. Ob ich sie umgehängt haben möchte? Nein, danke. Ich bin nicht so für Schlangen. Mit einem Eimer mit Futter bewaffnet nimmt uns unser Führer mit in den stockfinsteren Zoo. Gut, daß ich von heute nachmittag mit dem Terrain vertraut bin, es ist so schon unheimlich genug. Von allen Seiten tönen mir unbekannte Laute und Geräusche. Fütterung von Tapir, Wildschweinen – puh, die stinken! – und Großkatzen. Alle sind sie sehr aktiv und der Jaguar „Junior Buddy“ beeindruckt uns erneut, da er auf Kommando seine Runden über die Baumstämme in seinem Gehege dreht. Er ist einer der Botschafter des Belize Zoos. Unser Nachtspaziergang im Zoo ist spannend und beeindruckend. Der Zoo wirkt im Dunkeln nochmals größer als bei Tag. Am nächsten Morgen werde ich von Kate gefragt, ob ich auch Albträume gehabt habe – allein im Zoo bei Nacht und ein freilaufender Jaguar… Nein, ich habe gut geschlafen!

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Ragga Queen – von Caye Caulker nach Placencia

Belize’s go-to place für Spaß am und auf dem Wasser sind die Cays: tauchen, schnorcheln, windsurfing, segeln – alles wird auf den Inseln angeboten. Es ist Donnerstag vor Ostern als ich Caye Caulker mit dem Wassertaxi erreiche. Nur mit Mühe und einigem Suchen finde ich ein günstiges Zimmer. Ganz Belize scheint über Ostern Urlaub auf den Cays zu machen. Vielleicht hätte ich vorab reservieren sollen? Ich war gedanklich so auf meinen Segeltörn fixiert, der Freitag morgen für 3 Tage startet, daß ich Zimmerschwierigkeiten über Ostern ausgeblendet hatte. Nun ja, hat auch so geklappt.

Spätnachmittag ist Vortreffen; Charlie von Raggamuffintours macht ein kurzes Briefing zu unserem 3-Tages-Segeltörn, stellt die 3-Mann-Crew vor, verspricht uns gutes Essen an Bord auch falls die Fische beim Angeln nicht beißen sollten (was sich beides als wahr herausstellen sollte- gutes Essen, keine Fische geangelt) und schwärmt von der Tour. Eine kleine Warnung zum Alkohol auf dem Wasser – kein Bier an Bord, dafür Rum und Eis in rauhen Mengen. Nur die Warnung vor herumschwingenden Segeln kommt meiner Meinung nach ein bißchen zu kurz – prompt bekommt Sarah am nächsten Morgen von einem der Segel eine heftige Kopfnuß versetzt. Denn was wissen Landratten schon von Segelschiffen?

Die Internetseite von Raggamuffin lockt uns mit einem Spruch von Mark Twain, der passender nicht sein könnte: „Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.“

Am nächsten Morgen Transfer zur Ragga Queen, eine etwas heruntergekommene 50 ft lange 2-Mast-Ketsch. Kein Vergleich zu der auf Hochglanz polierten und top gepflegten 3-Mast-Bark Statsraad Lehmkuhl mit der ich im Sommer vor 2 Jahren einige Tage unterwegs war. Trotz allem fühle ich mich auf dem Boot sofort wohl; die Ragga Queen passt wie die Faust auf’s Auge zu dem karibischen Lebensgefühl in Belize – Sonne, Wind, nette Crew mit Rastazöpfen und karibische Gute-Laune-Musik.Wir segeln überwiegend an dem Riff entlang, das vor Belizes Küste liegt. 16 Leute sindan Bord + Crew – das Boot ist voll, aber im Schatten der Segel läßt es sich auch bei größter Hitze aushalten. Jeder findet sein Plätzchen. Schnorchelstops – Korallen, bunte Fische, ein Hummer. Zu Beginn sehen wir einen Delfin, der uns aber nicht lange begleitet. Wir übernachten in Zelten auf den Inseln; ich teile mein Zelt mit einer netten Engländerin. Die erste Nacht gehört uns Rendevouz Caye ganz alleine. Die ansässigen Pelikane räumen die Insel als wir anlegen. Die Insel ist gerade groß genug für unsere Zelte. Duschen? Wäre ja schön nach so viel Sonne, Sonnencreme und Salzwasser. Sparsam duschen auf dem Boot ist angesagt, da die Wassertanks auf der Insel leer sind. Es hat lange nicht mehr geregnet, so daß seit Dezember kein Wasser mehr auf der Insel ist. Charlie hatte uns zwar etwas anderes versprochen, aber wir nehmen es mit karibischer Gelassenheit hin. Die Zeit bis zum Abendessen überbrücken wir mit einem Schnorchelausflug, Tacos mit Salsasoße und RumPunsch – und einem märchenhaften Sonnenuntergang. Nach dem Essen sitzen wir am Lagerfeuer zusammen und rösten Marshmallows – auch wenn es lustig ist, sie sind einfach nicht nach meinem Geschmack. Todmüde falle ich schließlich auf meine Isomatte.

Den nächsten Tag brechen wir nach einem leckeren Inselfrühstück auf und der erste Schnorchelstop läßt nicht lange auf sich warten. Noch mehr wunderschöne Korallen, bunte Fische in allen Größen; ich sehe einen Rochen und tolle Fischschwärme. Doch ab und zu stehe ich mit meinem Schnorchel auf Kriegsfuß und schlucke Salzwasser. Umso besser gefällt es mir an Bord zu kommen und ein eisgekühltes Getränk in die Hand gedrückt zu bekommen. In der Kombüse kann ich mir ein Sandwich zusammenstellen und Obst – Ananas, Banane und Wassermelone – wird bis zum Abwinken serviert.

Gegen Nachmittag laufen wir dann Tobacco Caye an. Aus der Ferne viele Palmen und nur einige Hauser. Als wir näher kommen, stelle ich fest, daß ich mich geirrt habe und die 2 ha große Insel von bunten Holzhäusern nur so übersäht ist. Zwischen all den Hütten – es leben immerhin 50 Personen hier – bauen wir unsere Zelte auf.

Neben der Bootsanlegestelle ist gleich die Bar, in der Abends zu Trommeln getanzt wird. Auf dem Anlegesteg vergnügen sich die Einheimischen; die Kinder nehmen ihn als Plattform für ihre Sprünge ins Wasser. Bis zum Abendessen ist die Ragga Queen Zentrum einer Party mit Musik, RumPunsch und dem ein oder anderen Sprung ins Wasser.

Auch wenn das keine wirkliche Abkühlung bedeutet, so warm wie es ist. Ich beende den Abend in einem gemütlichen Holzliegestuhl mit einer Australierin plaudernd. Noch ein letzter Tag mit glorreichen Schnorchelausflügen und einem Schwimmausflug zum Sandstrand einer kleinen Insel. Bereits vor der Abfahrt entdecken wir vom Bootssteg aus einen großen Rochen und eine Schildkröte. Nachmittags ist unser Segelabenteuer dann zu Ende und wir legen in Placencia im Südosten von Belize an. Placencia brüstet sich damit, die schmalste Hauptstraßse der Welt zu haben – ein 1,5 Meter breiter Fußweg. Placencia war bis vor ein paar Jahren nur per Boot erreichbar, so daß sich die Häuser im wesentlichen entlang dieses Fußweges gruppieren und nicht an der inzwischen gebauten Fahrstraße.

Ich mache mich mit 3 Australiern auf die Suche nach einer billigen Unterkunft. Es ist schließlich Ostermontag, d.h. immer noch Urlaubsengpaß. Wir haben Glück und werden in dem netten Guesthouse von Deb & Dave fündig. Es tobt der Bär in Placencia und die Musik dröhnt bis morgens um 4 Uhr. Hier hilft nur Ohropax. Wir verbringen den folgenden Tag noch faul am Strand und bei Livemusik in einer kleinen einheimischen Bar bevor wir uns am Mittwoch früh wieder auf Reise begeben. Wir wollen den Zoo von Belize besuchen und an der viel gelobten Nachtführung teilnehmen.

 

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Tikal – ein großer Traum erfüllt sich

 

Ich habe jahrelang ein Brettspiel bei mir zu Hause liegen gehabt: Tempel in Tikal bauen – je höher desto besser. Gewinner des Spiels war derjenige, der die meisten und höchsten Tempel auf dem Spielplan, der Tikal nachempfunden war, gebaut hat. Ich bin ein großer Ruinen-Fan: Burgruinen, Kirchenruinen, Tempelruinen, die Ruinen von Angkor Wat in Kambodscha … Mayatempel fehlten noch in meiner Sammlung. Und schon lange hat mich der Gedanke gereizt einmal die Mayaruinen in Tikal zu besichtigen – eine Ruinenstadt vom Urwald verschlungen. Heute hat sich dieser Traum erfüllt.

Ein Tagesausflug von San Ignacio/Belize aus nach Tikal in Guatemala steht auf meinem Programm. Früh morgens werde ich mit drei anderen von einem Tourguide aufgesammelt. Eine kurze Fahrt bringt mich an die Grenze; dort erwartet uns schon der Guide aus Guatemala. Gute anderthalb Stunden dauert die Fahrt von der Grenze bis nach Tikal. Dann bin ich da – es geht los! Die Spannung bleibt noch ein bißchen erhalten, da ich erst einmal einige Minuten zu Fuß durch den Urwald laufen muß bis die ersten Tempel in Sicht kommen – die Zwillingspyramiden. Gut erhalten und zum Besteigen wie geeignet. Klar will ich rauf! Von oben eine erste Orientierung. Die drei größten Tempel aus Tikal ragen aus dem Blätterdach heraus und ich kann sie von meinem Aussichtspunkt erspähen.

Unten wieder angekommen mache ich mich gleich auf zum Tempel IV, dem mit rd. 70 Metern höchsten Tempel in Tikal. Von dort soll die Aussicht noch besser sein. Der Tempel ist nur im oberen Drittel freigelegt, die unteren Drittel sind nach wie vor unter Bäumen und Geröll verborgen. Auf Holztreppen, die an der Seite des Tempels emporführen, erklimme ich meinen zweiten Tempel in Tikal. Von hier ist die Aussicht überwältigend. Regenwald so weit das Auge reicht. Leider wieder ein diesiger und wolkiger Tag. Ich kann mir nur vorstellen, welche Fernsicht ich bei gutem Wetter hätte. Immer wieder ragen aus dem Urwald einzelne Tempel heraus. Ein riesiges Areal. Der zentrale Bereich von Tikal erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 16 Quadratkilometern mit über dreitausend Bauten. Viele Gebäude sind noch nicht ausgegraben und erforscht worden. Den Schätzungen nach haben während dem Höhepunkt der Macht in der klassischen Periode (8. Jahrhundert) in Tikal mindestens 50.000 Menschen gelebt. Ich versuche mir Tikal mit seinen Tempeln im 8. Jahrhundert vorzustellen – ohne den Urwald, die Tempel gekalkt und rot angemalt, die Mayas in bunten Trachten und die Priester mit buntem Federkopfschmuck.

Es muß ein sehr erhabenes Gefühl gewesen sein, als Priester dort oben auf den Treppenstufen des Tempels zu stehen. Ein weniger erhabenes Gefühl hatten vermutlich die Mayas der Arbeiterschicht, die die Steine für all diese Tempelbauten bewegen mussten.

Es geht weiter zum nächsten Tempel-Highlight – zur großen „Pyramide der Verlorenen Welt“. Unterwegs weist uns unser Guide auf die Mauern der riesigen Wasserreservoirs und auf unterirdische Aufbewahrungsräume der Maya hin. Die Pyramide der verlorenen Welt ist eine vierseitige Struktur, 30 Meter hoch, mit Masken und Treppen an allen vier Seiten. Oben auf der Pyramide stand nie ein Tempel. „The Lost World“ von Tikal enthält die älteste Strukturen innerhalb der Ruinen der antiken Stadt und war entgegen vielen anderen Pyramiden und Tempeln nie überbaut. Unser Guide nennt sie das Observatorium der Maya zur Beobachtung der Sterne und Planeten.

Bei Tempel V werden wir von unserem Guide vor dem Aufstieg gewarnt – nur für schwindelfreie Personen! Die Originalstufen sind leider nicht begehbar, da sie nicht durchgehend bis oben restauriert wurden. Aber vielleicht ist das auch besser. Der Tempel sieht sehr, sehr steil aus. Erst auf den zweiten Blick werden auf der linken Seite des Tempels die Holzleitern sichtbar, die zur Plattform des Tempels führen – steil, als ob ich in die Wanten eines Großseglers steige. Ich mache mich an den Aufstieg und kann nach einiger Zeit aus 57 Metern Höhe den Blick nach unten bewundern. Schwindelerregend!

Dem ein oder anderen zittern die Knie bei dem Gedanken, hier wieder runter steigen zu müssen. Auch ich mache mich langsam und vorsichtig nach einer kleinen Pause mit genußvoller Aussicht an den Abstieg.

Zum Abschluß und als Highlight schlendere ich über den großen Platz. Er wird von dem Palast, dem Tempel des großen Jaguars (Tempel II), dem Maskentempel und der Akropolis eingerahmt. Hier stehen die Tempel frei vom Urwald, so daß der Unterschied zu den übrigen Tempeln, die noch mitten im Urwald eingerahmt von Bäumen stehen, deutlich wird. Ich könnte hier Stunden verbringen und zwischen den Ruinen sitzen und träumen. Aber leider sammelt uns unser Tourguide wieder ein und nach einem sehr späten Mittagessen geht es zurück nach San Ignacio.

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