Ostern und Weihnachten zusammen…

Manche von Euch – die aus Hüsby – werden bei dieser Überschrift schmunzeln. Tja, ich habe inzwischen meine Trekkinggruppe, mit der ich ein großes Trekking in Huaraz im Norden von Peru machen will, in Lima getroffen. Und so bin ich heute mit Mitbringseln aus dem fernen Europa fast überhäuft worden. Der erste Kontakt kam über den Reiseveranstalter Hauser-Exkursionen, so daß Botendienste Aalen – Lima durchgeführt werden konnten. Denn die beiden Ersatzakkus meiner Nikonkamera hatten in den letzten Wochen ihren Geist aufgegeben. Und in ganz Peru war kein Akku aufzutreiben. Selbst das Nikongeschäft in Lima zuckte sprichwörtlich nur mit den Schultern – auch wenn Geschäfte nicht mit den Schultern zucken können, können es die Angestellten um so besser, auch durch das Telefon hindurch – und wies auf lange Lieferzeiten aus Europa für einen solchen Akku hin. Und da half Hauser-Exkursionen weiter. 

Erst später stellte sich über die Teilnehmerliste für die Trekkingtour heraus, daß die Botendienste durch Schleswiger ausgeführt werden und ‚man‘ sich kennt in Hüsby und Schleswig. Und so erhielt ich heute nicht nur ein (total wichtiges) ‚Zweckpäckchen‘ sondern auch noch ein Schmöcker- und Schokoladenpäckchen mit einem langen Brief aus der Heimat. Ein einmaliges Highlight – wie Weihnachten und Ostern zusammen!

Ich habe mich total gefreut und kann das Buch natürlich gut gebrauchen. Hier in Lateinamerika sind Bücher auf deutsch rar gesäht und auf englisch nicht ganz billig. So bin ich immer auf Buchtausch aus, was aber häufig abgelesene und zerfledderte Bücher bedeutet. Manchmal so zerfledderte Teile, daß kein richtiges Gemütlichkeitesgefühl aufkommen will, wenn ich mich abends mit dem Buch ins Bett kuschele. Da ist es richtig schön ein neues Buch in Händen zu halten! Und dann noch ein Stück Milka oder eine schwedische Daim-Schokolade dazu … . Hmmm, mußte gerade unbedingt aus dem Zimmer verschwinden, damit ich nicht gleich eine der beiden Tafeln anbreche. Ich weiß, ich weiß. Ich höre förmlich die Gedanken aus Europa über den Atlantik schwirren: ‚Von wegen anbrechen! Vollständig aufessen oder inhalieren wäre hier die richtige Wortwahl!‘ Tja, ich will es ja gerne zugeben. Nur könnt Ihr Euch nicht vorstellen, daß ich hier manchmal wirklich auf Schokoladenentzug bin?

Habe mir gestern noch überlegt, daß ich hier in Lima einen internationalen Supermarkt auftreiben muß, um mir Schokolade oder zumindest Twix (was zu meinen Seiten noch Raider hieß und hier immer mal wieder verkauft wird) für die Trekkingtour zu besorgen. Denn trekken ohne Schokolade ist für mich was ganz Schlimmes. Wenn ich mich schon so anstrenge – immer den Berg hinauf und das in dünner Luft -, dann brauche ich auch eine Belohnung. Und Schokolade gibt mir dann den Kick, den Berg doch noch weiter hinaufzusteigen. Und so war es, als ob meine Hüsbyer Gedanken gelesen und von meinem Schokoladen-Problem gewußt haben. Ein dickes Dankeschön!

So und nun zum Alltagsleben. Habe gestern ein bißchen Wäsche gewaschen. Normalerweise gebe ich meine Wäsche ja immer im Hostel oder in einer Wäscherei zum Waschen. Ist faul sein nicht schön? Natürlich gebe ich die Wäsche immer in der Hoffnung ab, daß vor allem meine guten Trekkingsachen nicht geschrumpft zurückkommen. Mit der Trekkinggruppe bin ich jetzt in einem guten Hotel abgestiegen – mal zur Abwechslung ein bißchen Luxus für die ersten Tage bevor es ins Zelt geht. Und hier in diesem Hotel kostet Wäsche waschen nicht wie sonst 2 USD das Kilo – wofür sich Wäsche waschen von Hand nun echt nicht lohnt -, sondern ein Stück Wäsche waschen kostet 2 USD. Preise sind das … ! Da mußte ich dann doch wieder von Hand waschen. Nur ist hier in Lima echt ungemütliches Wetter, so daß das mit dem Trocknen der Wäsche einfach ein bißchen dauert. Werbung für schnell trockenende Trekkingkleidung hin oder her.

Tja, Lima ist Nieselregen und alles grau in grau. Bekomme ganz depressive Stimmung. Muß gleich mal eine meiner Tabletten nehmen ;-). Aber morgen geht es ja nach Huaraz in die Berge. Alle Peruaner sagen, dort sei das Wetter viel, viel besser. Ich hoffe mal, daß das stimmt. Denn wenn ich mir die Wettervorhersage so anschaue, dann bin ich mir nicht so sicher, daß das mit dem schönen Wetter auch wirklich stimmt. Vielleicht war es ja ein Fehler nach 5 1/2 Monaten das erste Mal wieder den Wetterbericht zu checken. Hat ja bisher auch ohne ganz gut geklappt. Ich hoffe, daß ich damit nicht gegen eine ungeschriebene Traveller-Regel verstoßen und den Zorn des Wettergottes herauf beschworen habe: ‚Checke nie den Wetterbericht, denn du kannst das Wetter a) nicht ändern, b) es ist nicht dein Jahresurlaub, in dem die Sonne einfach scheinen muß und c) du hast als Traveller Zeit das Wetter auszusitzen bis die Sonne wieder scheint!‘ Wir werden sehen oder ‚vamos a ver‘ wie der Peruaner sagen würde.  

Außerdem hoffe ich, daß ich meine Höhenakklimatisation von Cusco nach Huaraz hinüberretten kann, da ich nur 2 Tage hier im Tiefland in Lima war. Es war schön das Meer mal wieder zu sehen. Ich war fast schon auf Entzug. Aber morgen geht es von 0 Höhenmeter dann stetig auf über 4.000 Höhenmeter, bevor wir uns in Huaraz mit knapp über 3.000 Höhenmetern einquartieren werden. Und auf Kopfschmerzen wegen der Höhe könnte ich wirklich gut verzichten. Das ist immer so anstrengend. Aber auch das werde ich sehen. Alles zu seiner Zeit.

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Qosq’o und Saqsayhuaman

Ich laufe durch die Straßen von Cusco – oder um es mit dem Quechua der Inkas zu sagen: Qosq’o – und bin begeistert. Die Stadt ist eine Mischung aus lebendigem Museum aus der Inka-Zeit und kolonialem Baustil und modernen Leben. Obwohl die Stadt vom Tourismus überrollt wird – Touristen an jeder Ecke – finde ich, daß sie ihren historischen Charme erhalten hat. Und die atemberaubende Lage trägt das übrige dazu bei. Da sieht man über die kleinen Schönheitsfehler – alles ist s..teuer – hinweg. Qosq’o ist auf dem amerikanischen Kontinent angeblich die älteste und am längsten bewohnte Stadt – und war einst das Herzstück des Inka-Imperiums.

Hier auf rund 3.300 Metern Höhe, wo die Luft eindeutig schon dünn wird und ich beim schnellen Gehen nach Luft schnappe, haben die Inkas ihre Stadt gebaut. Heute ist sie die Stadt unter der Stadt, denn die spanischen Konquistadoren haben ihre Stadt einfach oben drauf gebaut.

Die Legende der Inkas besagt, daß der erste Inka – Manco Capac, der im übrigen der Sohn der Sonne ist – im 12. Jahrhundert vom Sonnengot Inti den Auftrag erhielt, den ‚qosq’o‘ zu finden, den Nabel der Erde. Manco Capac fand den Nabel der Erde und gründete dort die Stadt Cusco. Damit nicht genug, beschäftigte sich der 9. Inka der Stadt mit städtebaulicher Planung und gab Cusco die Form eines Pumas, dessen Kopf durch die 2 km oberhalb der Stadt liegende Festungsanlage Saqsayhuaman symbolisiert wird. Auch mit viel Phantasie kann ich auf den Stadtplänen in dem heutigen Stadtbild nicht den Puma erkennen. Trotzdem mache ich mich auf zur Ruine der Festungsanlage Saqsayhuaman.

Die Ruinenanlage liegt 2 km oberhalb der Stadt Cusco, so daß mir ein anstrengender Aufstieg durch die kleinen Gassen der Stadt bevorsteht. Es geht immer aufwärts, aufwärts und sofern es keine Treppen sind die ich steige, quetscht sich auch mal eines der vielen Taxis an mir vorbei. Oder vielmehr quetsche ich mich an die Häuserwand. Denn peruanische Autofahrer halten nicht an. Entlang des Weges werden alle Arten von Andenken – von der obligatorischen Alpakamütze bis hin zu Decken, Armbändern und Fingerpuppen – verkauft. Dazwischen sitzen Frauen in traditionellen Trachten mit Lamas im Schleppau oder ihren Lämmchen im Umhängetuch; bereit für ein Fotoschooting gegen Bakschisch. Bereits unten in der Stadt bin ich an dem Model ‚Inkafürst‘ vorbeigekommen, der vor der Mauer des ehemaligen Palastes des Inca Roca posiert. Der berühmteste Stein der Mauer hat 12 Ecken und dort findet das Fotoshooting des Inkafürsten mit seinen Untertanen, den Touristen, statt.

Es ist Sonntag und auf dem Platz vor der Iglesia San Cristobal findet einer der vielen Umzüge statt. Einer der Heiligen wird durch die Gegend getragen. Viele bunt gekleidete und froh gelaunte Menschen begleiten die Prozession, die auch so manchen Autofahrer überrascht. Kein Durchkommen bei diesen Menschenmengen. Aber halt, was wird denn hier durch die Gegend getragen? Neben Heiligenstatuen werden auch Elemente, die wie quadratische Wohnzimmertische aussehen, auf den Schultern der Prozessionsteilnehmer getragen. Ein Rätsel. Seltsam.

Ein letzter Anstieg bringt mich dann auf die Höhe von Saqsayhuaman. So ganz einig mit der Bedeutung dieses Quechua-Wortes ist man sich nicht: ‚zufriedener Falke‘ oder doch vielleicht ‚gesprenkelter (Puma)Kopf‘ sind zwei Optionen. Auf jeden Fall sollen an dieser Festungsanlage mit ihren zyklopischen, terrassenförmig übereinandergebauten Zickzackmauern bis zu 30.000 Indios in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts rund 70 Jahre gebaut haben. Der schwerste Stein ist rd. 200 Tonnen schwer und wurde aus einem 20 Kilometer entfernten Steinbruch herantransportiert. Aber wie? Denn die Inka kannten weder Rad noch Rolle. Ein Mysterium. Ich lasse mich durch die Ruinenanlage treiben und staune über die riesigen hier verbauten Steinblöcke.

Und kaum stand die Festungsanlage – sie galt als uneinnehmbar – kamen kurz darauf die spanischen Konquistadoren. Und traurig aber wahr: Sacsayhuaman fiel bei der ersten großen Bewährungsprobe; die Anlage wurde von den Spaniern erobert. Soviel wieder einmal zu angeblich uneinnehmbaren Festungen. So traurig die Geschichte, so herrlich der Ausblick hier oben auf die Festungsanlage und auf die Stadt Cusco. Heute stehen nur noch rund 20 % der Anlage. Viele ihrer Steine sind in den kolonialen Häusern der Stadt und vor allem in der Kathedrale, die am Plaza de Armas steht, verbaut.

Ach ja, der Plaza de Armas. So nennen ihn die Spanier. Noch heute steht aber auf den Schildern an der Plaza der Name ‚Haukaypata‘ – Quechua für ‚Platz, wo sich die Feinde niedergelassen haben‘. Denn direkt am Plaza de Armas haben die spanischen Konquistadoren ihre Kathedrale erbaut. Überhaupt hat die Plaza durch die Inka immer mal wieder eine Namensänderung erfahren im Verlauf der Historie. Vor Ankunft der Spanier wurde er als ‚Kusipata‘ – Platz der Glückseligkeit – bezeichnet. Im Verlauf der blutigen Geschichte, in der die Spanier auf dieser Plaza den Wiederstandskämpfer Tupac Amaru II vierteilen ließen, erhielt die Plaza den Namen ‚waqaypata‘ – Plaza der Traurigkeit und der Tränen. Wieviel fröhlicher ist es da, sich die farbenfroh gemusterte Fahne anzusehen, die über der Plaza weht und eine der Inka-Gottheiten, den Regenbogen, verbildlicht.

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Machu Picchu, die Stadt in den Wolken

Allzu früh klingelt mein Wecker. 3:40 Uhr Aufstehen! Nun, ich schnappe meine Frühstücksbox – das Hotel macht um diese Zeit noch kein Frühstück – und auf geht es zur Busstation. Mit Katharina und Tadeusz laufe ich durch die dunklen Gassen von Aguas Caliente. Wir biegen um die letzte Ecke zur Busstation und sehen schon eine lange Schlage Menschen in Warteposition. Eine geschlagene Stunde stehen wir uns die Füße in den Bauch, noch halb schlafend, und rechnen uns aus, daß wir mit dem dritten Bus losfahren werden. Und so kommt es auch. Ich döse noch 25 Minuten vor mich hin im Bus. So langsam wird es hell während wir uns in Serpentinen den Berg hochbewegen. Der Bus entläßt uns direkt vor dem Eingang nach Machu Picchu. Noch ist nichts von der berühmten Inkaruine zu sehen – nur Menschenmengen. Neben den ‚Busfahrern‘ kommen die ersten Wanderer den Berg hochgekeucht. Ich stehe in der Menschenschlange und komme mir vor wie der totale Tourist. Kein Inkatrail, sondern Zugfahr durch das Heilige Tal, kein Aufstieg bis zum Eingangstor von Machu Picchu, sondern Busfahrt – was mache ich hier eigentlich? Ich kann mich nur schwer damit arrangieren, daß meine Achillessehnen mir einen Strich durch die Rechnung gemacht haben und habe das Bedürfnis den Trekkern zuzurufen ‚eigentlich bin ich eine von euch!‘. Nun, trotzdem will ich Machu Picchu sehen und stelle mich in die Schlange.

Der Eintritt ist umständlich, denn die Peruaner scheinen ihren Computern, dem Computerprogramm und den Barcodes auf den mit Namen und Passnummer versehenen Eintrittstickets nicht zu trauen. Jedes Ticket wird zusätzlich manuell kontrolliert. Aber endlich sind wir dann im Ruinenkomplex. Immer noch ist nichts von den Ruinen zu sehen. Wir machen uns an den Aufstieg zum Wachhaus, denn von dort soll der Blick auf die tiefer liegene Stadt in den Wolken am schönsten sein. Eben der klassische Machu Picchu-Postkartenblick. Und ja, es ist ein toller Blick! Andererseits stelle ich fest: so groß ist die Ruinenanlage auch wieder nicht und ohne den markanten Wayna Picchu am gegenüberliegenden Ende wäre das so markante Bild austauschbar.

Ja, ich finde die Inkas waren große Architekten und hatten eine erstaunliche Kultur. Aber ist Machu Picchu deshalb wirklich zu Recht eines der neuen 7 Weltwunder? Nun, zumindest rechtfertigt es für die Peruaner die in den Himmel schießenden Preise in Machu Picchu-Land. Einstein sagte einmal so schön ‚Was nichts kostet, ist nichts wert.‘ Nun, wenn es danach geht, haben wir hier definitiv ein Weltwunder vor uns.

Wir stehen oberhalb des Wachhauses, genießen den Blick auf diese doch herrliche Ruinenanlage, warten auf Sonnenstrahlen und machen unsere ersten Fotos. Die Sonne muß sich durch die Wolken kämpfen und überhaupt erst mal über die rechts von uns gelegenen Berggipfel hinwegkommen. Auf unserer linken Seite werden die Bergflanken bereits von der Sonne beleuchtet; im Hintergrund blitzt der Schnee der hohen 5.000er und 6.000er Berggipfel. Fast eine Stunde lang stehen wir hier; staunen und genießen -noch ist der Touristentrubel auszuhalten, denn die vielen Reisegruppen kommen erst am späten Vormittag.  

Kurz nach 7 Uhr machen wir uns dann auf den Weg quer durch die Ruinen. Noch sind sie nicht von der Sonne beschienen, aber unser Zeitfenster für den Eintritt zum Wayna Picchu ist auf 7 bis 8 Uhr begrenzt. Also stellen wir uns in die nächste Schlange, tragen uns schließlich im Buch ein – die Nützlichkeit der Barcodes auf den Eintrittstickets wird auch hier hartnäckig ignoriert – und dürfen mit dem Aufstieg zum Wayna Picchu beginnen. Seit Wayna Picchu nur noch mit einem vorab gekauften Ticket zu besteigen ist, muß man sich keinem ‚run‘ durch die Ruinen mehr aussetzen. Nur leider ist die Information noch nicht an alle durchgedrungen. Es gibt enttäuschte Gesichter bei denen, die kein Ticket in der Hand halten. Zum Glück waren wir durch Elena vorgewarnt worden, denn ansonsten hätten auch wir ein langes Gesicht gemacht. Natürlich verraten Peruaner einem beim Ticketkauf solche feinen Einzelheiten nicht.

Aber zurück zu Machu Picchu. Die Stadt in den Wolken liegt auf einem Bergrücken, der auf der einen Seite von dem Berg Machu Picchu – auf Quechua: alter Berg – und auf der gegenüberliegenden Seite von dem zuckerhutförmigen Wayna Picchu – dem jungen Berg – begrenzt wird. Steil sieht der Wayna Picchu aus. Wo da wohl der Weg ist? Nun er ist nicht zu verfehlen. Rund 1 Stunde benötigen wir für den Aufstieg auf knapp über 2.700 Meter. Steil geht es bergauf über alte Treppenanlagen, bei denen ich mich immer wieder wundere. Die Inkas müssen viel kleinere Füße aber sehr viel längere Beine als wir heutzutage gehabt haben. Anders kann ich mir diese Stufen nicht erklären. Bei meinem Aufstieg – keuch – habe ich immer wieder herrliche Ausblicke auf die Ruinenstadt von Machu Picchu und ihre Terrassenanlagen. Kurz vor dem Gipfel müssen wir noch durch eine kleine Höhle robben, bevor wir wirklich oben angekommen sind. Voll ist es hier, so daß wir nicht allzu lange Pause machen.

Für den Abstieg nehmen wir uns die andere Bergseite vor; wir wollen den Mondtempel -Templo de la Luna – sehen. Stufen über steile Stufen geht es wieder hinunter. Das ist so frustrierend, nachdem wir gerade all diese Stufen nach oben gestiegen sind. Zwischendurch läßt eine Holzleiter, die mehrere Meter den Felsen hinunterführt, kurzzeitig unseren Atem stocken. Die Alternative, die bisherige Treppenarie wieder nach oben zu steigen, erscheint uns jedoch noch unattraktiver. Der Mondtempel stellt sich als eine Höhle heraus, in deren Inneren Inkakonstruktionen mit millimetergenau bearbeiteten Felsen zu finden sind. Wir genießen die Anlage und die Aussicht auf die umliegenden Berge – und sind dabei praktisch alleine. Von den täglich 400 zugelassenen Wayna Picchu-Besuchern macht nur eine Handvoll die 3-stündige große Wandertour, die den Mondtempel einschließt. Herrlich für uns! Wir haben uns eine wunderbare Aussicht, Natur und Mondtempel ohne Menschen erlaufen. Kaum zu glauben, daß auf der anderen Seite des Bergrückens etwa. 2.500 Touristen in den Ruinenanlagen auf uns warten. Und wie recht hatte Einstein doch mit seinem Spruch: ‚Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.‘

Eine Stunde brauchen wir für den Rückweg nach Machu Picchu. Und wieder geht es bergauf und bergab über Treppenanlagen und einige ausgesetzte Passagen, die tolle Blicke in das Tal bieten. Ein Tor, wer dem auf der Karte eingezeichneten Wanderweg – ohne nennenswerte Steigungen – im Vorfeld geglaubt hat. Wir werden eines besseren belehrt.

Zurück in Machu Picchu bin ich etwas genervt von all den Touristen. Aber vielleicht liegt es auch daran, daß ich Hunger habe. Wir beschließen uns ein Plätzchen im Schatten zu suchen und einen Happen zu essen. Essen ist eigentlich verboten in Machu Picchu, aber niemand hat unsere Rucksäcke kontrolliert. So tragen wir ein Lunchpaket bestehend aus peruanisch flachen Brötchen, importierten – und teuer erstandenen – Knackwürstchen und Käse mit uns herum. Von der ersten Stelle an der wir uns niederlassen werden wir umgehend durch einen Aufpasser vertrieben. Wir saßen zwar auf Gras, aber unsere Füße baumelten über eine der Ruinenmauern. Auch an dem zweiten Platz ist das Essen etwas unentspannt, da immer wieder einer der vielen Aufpasser seine Runde dreht und kontrolliert. Scheint so als ob seit der Jahrhundertfeier sich die Aufpasser hier in den Ruinen vervielfacht haben. 

Frühen Nachmittag machen wir uns auf zum Eingangsbereich. Einmal Pinkelpause. Toiletten gibt es in diesem ganzen Komplex nur draußen vor dem Eingang. Dann engagieren wir eine peruanische Führerin. Sie stellt sich mit ihrem Spanisch auf uns Deutsche ein und erzählt uns einiges über die Ruinenanlage. Interessantes, Kurioses, nicht Gewußtes und Esoterisches. So kann ich es nicht ganz glauben, daß die Intihuatana-Sonnenuhr Energie und heilende Kraft abgibt. Nur nicht anfassen, heißt die Vorgabe, sonst entlädt sich noch der Stein. Wir werden aufgefordert unsere Hände dicht über die Oberfläche zu halten um die von dem Stein ausstrahlende Energie zu erspüren. Tatsache, es ist unglaublich warm! Oh, ich Ungläubige! Ich erkläre dieses Phenomän natürlich gleich durch die Sonne, die den Stein einfach nur erwärmt hat. Das Berufsbild eines Esoterikers, der die Kraft von Machu Picchu durch seine Adern fließen spürt, lege ich wohl besser zu den Akten. Unsere Führung findet so spät am Nachmittag statt, daß der Hauptansturm der Touristen schon wieder vorbei ist. In aller Ruhe genießen wir die Ruinenstätte bevor wir uns dann schließlich auf den Rückweg nach Aguas Caliente machen. Tadeusz nimmt sich den Abstieg zu Fuß vor. Katharina und ich wählen die faule Variante – den Bus, denn unsere Füße sind an diesem schönen Tag genug gelaufen.

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Ich mache mich auf den Weg nach Machu Picchu …

… leider jedoch nicht wie ursprünglich geplant verbunden mit einer Trekkingtour. Denn immer noch schone ich meine Achillessehnen, damit mein Trekking im Norden von Peru, das ich für Ende August geplant habe, nicht ins Wasser fällt.

Also wähle ich zusammen mit Katharina und Taedeusz die faule Variante um nach Machu Picchu zu kommen: Collectivo von Cusco nach Ollantaytambo und von dort weiter mit der Bahn nach Aguas Caliente. Eigentlich sollte ich nicht so platt Bahn sagen, denn mit ‚Peru-Rail Expedition‘ hört sich die Fahrt gleich doppelt so aufregend an.

Heute also Anfahrt nach Aguas Caliente, das im Tal zu Füßen von Machu Picchu liegt; morgen dann Besichtigung der legendären Inkaruine Machu Picchu. Die Eintrittskarten haben wir uns bereits vor 5 Tagen besorgt. Nur mit soviel Vorlauf war der Eintritt mit der Besteigung des Wayna Picchu möglich.

Unsere Fahrt führt uns mit dem Collectivo nochmals durch die grandiose Landschaft des Altiplano. In Ollantaytambo essen wir ein frühes Mittagessen in einem kleinen Cafe-Restaurant mit dem Namen ‚Heart Cafe‘. Wir wissen es noch nicht, aber es wird für die nächsten Tage unser letztes leckeres Essen mit gutem Preis-Leistungsverhältnis sein, bevor wir nach der Besichtigung von Machu Picchu auf unserer Rückreise wieder hier einkehren werden. Die Inhaberin des Cafes, Sonia Newhouse, hat in 2007 eine gemeinnützige Organisation mit dem Namen ‚Living Heart‘ gegründet. Living Heart hilft vor allem den hoch oben im Heiligen Tal gelegenen ländlichen Gemeinden in Fragen der Ernährung, Gesundheit, Bildung und des Umweltschutzes. Alle Überschüsse des Cafes fließen in die gemeinnützige Organisation ein. Es lohnt sich also aus zweifachem Grund hier bei einem Besuch von Ollantaytambo Stop zu machen!

Nach dem Mittagessen besteigen wir den Zug Richtung Aguas Caliente. Es ist eine nette Fahrt entlang des Rio Urubamba, mit einigen hübschen Ausblicken in Seitentäler und auf schneebedeckte Bergspitzen. Nach 1,5 Stunden Zugfahrt im ‚Expedition‘-Abteil kommt Aguas Caliente in Sicht. Was für eine häßliche Ortschaft! Aguas Caliente bekommt nur Besucher, weil jeder der nach Machu Picchu will, hier Station machen muß – andererseits ist Aguas Caliente wohl ob der Millionen Touristen, die den Ort heimsuchen, sprunghaft gewachsen und deshalb so häßlich. Ein Teufelskreislauf, den die Peruaner aber auch nicht zu durchbrechen suchen. Denn wie ich schon häufiger festgestellt habe gilt das Motto: Wieso Verbesserungen anstreben, wenn es bisher auch so funktioniert hat.  

Auf jeden Fall bin ich gespannt auf den morgigen Tag. Ich werde MACHU PICCHU sehen! Wir kaufen unsere Bustickets und stöhnen innerlich bei dem Gedanken, daß wir zum Sonnenaufgang den ersten Bus um 5:30 Uhr nehmen müssen. Erst später erfahren wir, daß wir uns bereits noch eine Stunde früher an der Bushaltestelle anstellen werden müssen, um einen Platz in den ersten Bussen zu ergattern. Also ab ins Bett, denn Aufstehen ist für 3:40 Uhr morgen früh angesagt.

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In der Touristenabzocke von Peru

Zum Glück hatte ich für meinen Peru-Start Arequipa gewählt. Eine Stadt, die einen überraschend fortschrittlichen und weltoffenen Eindruck macht. In Arequipa habe ich mich sofort wohlgefühlt und habe – wie ich inzwischen bemerke – einen guten Einstieg in das Land gehabt. Durch meine Spanischlehrer habe ich Informationen und persönliche Meinungen über Land und Leute bekommen, konnte während meiner 4 Wochen in Arequipa einheimische Preise auf dem lokalen Markt und im Supermarkt, in einheimischen und touristisch ausgerichteten Restaurants und beim Taxi fahren vergleichen. Eine 2,5 l-Flasche Wasser in Arequipa 2,50 Soles – ein Schnäppchen wie ich inzwischen in Cusco feststelle.

In Cusco haben sich die Preise im Vergleich zu Arequipa verdoppelt. Eine weitere Steigerung bringt jetzt Aguas Caliente, das Dorf, das zu Füßen von Machu Picchu liegt. Mir fällt eigentlich nur ein Wort dazu ein: Touristenabzocke – und zwar in großem Stil. Und so wundert es mich nicht, daß ich in Google 1.490 Treffer für die Wortkombination ‚Peru+Touristenabzocke‘ erhalte.

Habe ich meinen ersten unfreiwilligen Wechsel in Cusco von einem Hostal ins andere, weil mein Zimmer trotz Reservierung anderweitig vergeben wurde, noch mit Humor genommen, so nervten mich die folgenden beiden Tage in Cusco doch ein wenig. Am ersten Abend erhielt ich in dem neuen Hostal nicht das vorgeführte Zimmer, sondern ein Raucherzimmer. Und das, obwohl in Peru überall Rauchverbot herrscht! Nach einigem hin und her wurde mir dann ein anderes Zimmer zur Verfügung gestellt für die erste Nacht – allerdings mit dem Hinweis, daß ich für die Folgenacht nochmals einen Zimmerwechsel vorzunehmen hätte. Ok, kein Problem, dachte und sagte ich, solange es kein Raucherzimmer ist. Allerdings war ich den kompletten nächsten Tag auf Besichtigungstour und kam erst nach 20 Uhr wieder im Hostel an – und hatte ein Zimmer, daß übelkeitserregend nach Schimmel stank. Erneute Beschwerde – jedoch alle Zimmer im Hostel belegt. Zum Glück hatten Katharina und Tadeusz Erbarmen mit mir und ich konnte mich bei ihnen für die Nacht in dem vorhandenen Zusatzbett einquartieren. Vielleicht hätte ich die Einladung der beiden nicht erhalten, wenn sie vorher gewußt hätten, daß ich dem sehr labilen Wasserhahn an ihrem Waschbecken den Rest geben würde. Reparaturversuche des Nachtportiers führten zu nichts und so hatten wir ein Bad ohne Wasser. Nun, wir konnten in dem Schimmelzimmer das Bad nutzen – wenigstens etwas, auch wenn ich bei jeder Durchquerung des Zimmers die Luft angehalten habe. 

Auch am nächsten Tag war ich mit Katharina und Tadeusz wieder auf Besichtigtungstour. Diesmal erwartete uns abends eine positive Überraschung: Wasserhahn in dem einen Bad repariert und für mich ein nettes, wohlriechendes Zimmer. Und für nachfolgende Gäste wurden die beiden von mir monierten Zimmer ausgiebig gereinigt – ob’s hilft?

Soweit zu Cusco. Montag morgen wollten wir dann nach Aguas Caliente für die Besichtigung von Machu Picchu aufbrechen. Am Abend vorher hatte uns eine der Rezeptionistinnen unseres Hostals ein Hotel in Aguas Caliente über einen Freund in einer peruanischen Agentur vermittelt – guter Preis für zwei Zimmer im Hotel Inti Punku. Inti Punku = Sonnentor – wir dachten bei dem Namen kann eigentlich nichts schiefgehen. Ein Check im Internet und wir ließen reservieren. Am Morgen dann die Forderung einer Anzahlung von 120 Soles – ohne schriftliche Reservierungsbestätigung. Da stellte sich bei uns ein erstes Störgefühl ein. Mit der Ausrede, erst Geld bei der Bank holen zu müssen, verließen wir unser Hostal um nach Aguas Caliente zu fahren. Dort angekommen, vermissten wir die uns versprochene Abholung am Bahnhof. Nun, Aguas Caliente ist nicht groß und so fanden wir unser Hotel recht schnell. Reservierung? Nein, hier liegt keine Reservierung vor, bekamen wir zur Antwort. Und statt 120 Soles kostet die Nacht hier 120 USD. Wir machten große Augen.

Die Managerin des Inti Punku war sehr nett und zuvorkommend, telefonierte mit unserem Hostal in Cusco und der Agentur, die angeblich unsere Hotelreservierung vorgenommen hatte. Angeblich war die Reservierung in einem anderen Hostal, dessen Namen wir noch nie gehört hatten, erfolgt. Ja, wir würden gleich abgeholt werden…. . Wir schauten uns nur an und waren mehr als genervt – zum Glück hatten wir die Anzahlung in Cusco nicht geleistet, denn die war ja wohl für die persönliche Hosentasche der Rezeptionistin und ihres Agenturfreundes bestimmt gewesen. Und nun? Ein Zimmer im Hotel Inti Punku? Die Managerin bot uns ein Doppelzimmer für 140 USD an. WAS??? Nein, wir wollten nur 120 Soles (ca. 45 USD) zu dritt bezahlen. Nun, wie wäre es mit 100 USD für ein Einzel- und ein Doppelzimmer? Hm, nein, aber gibt es Dreibettzimmer? Ja, klar, 90 USD für ein Dreibettzimmer. Hm, nein, zu teuer, 120 Soles zu dritt. Wir standen etwas ratlos am Hoteltresen und stellten uns schon auf eine Suche nach einem anderen Hostal ein, als schließlich und überraschend das Dreibettzimmer doch nur noch 45 USD kosten sollte. Fallen Preise hier vom Himmel? Nun, klar nahmen wir das Dreibettzimmer für diesen Preis. Jedes andere Hostal in Aguas Caliente wäre genauso teuer geworden und hätte kein so nettes Zimmer gehabt.

Nachdem wir das Thema Zimmer also endlich abgehakt hatten, sollte unser Magen ein wenig was zu essen bekommen. Und da erwartete uns die nächste unerfreuliche Überraschung. Restaurantpreise ein vielfaches teurer als in Arequipa und auch in Cusco. Da macht Essen gehen einfach keinen Spaß, denn Preis-Leistungsverhältnis ist eine Kathastrophe. Und der Service … über den schweigen wir uns besser aus. Meistens gleichfalls eine Kathastrophe – auch wenn es glorreiche Ausnahmen gibt. 

Heute nachmittag wollte ich mir dann eine neue Flasche Wasser kaufen. Bezüglich der Preise auf Machu Picchu war ich ja vorgewarnt – eine Flasche Wasser so teuer wie auf dem Flughafen in Deutschland -, aber daß eine 2,5-Liter Flasche Wasser hier in Aguas Caliente 6 Soles kosten soll? Das ist das 2,5-fache des Preises von Arequipa! Ich konnte den Verkäufer dann auf 4,5 Soles herunterhandeln und war trotzdem noch entrüstet.

Machu Picchu ist ja wirklich beeindruckend. Trotzdem. Meiner Reisekasse tun die Preise hier weh. Ca. 55 USD Eintritt für Machu Picchu und Aufstieg auf den Wayna Picchu, 60 USD für eine 1,5 stündige Zugfahrt (billigste Retour-Variante) von Oallantaytambo nach Aguas Caliente, nochmals 16 USD Busfahrt von Aguas Caliente nach Machu Picchu und retour, 32 USD für den spanischsprachigen Guide (spanisch denn englisch ist nochmals teurer), … . Es summiert sich. Und diese Preise in einem Land, in dem der Mindestlohn 600 Soles, also rund 200 USD beträgt. Zurück bleibt neben den tollen Eindrücken von Machu Picchu und Wayna Picchu ein schaler Beigeschmack mit der Frage, ob es das Geld denn wert war. Der Bericht zu Machu Picchu folgta dann morgen.

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Inka-Amphitheater und Salzfelder

Heute habe ich einen Ausflug nach Maras und Maray gemacht. Noch einmal ein Ausflug mit einem Peru-Touristenbus in die Umgebung von Cusco. Wieder sind nur wir 4 Deutsche zwischen lauter peruanischen Touristen. Das schult unser Spanisch. Auch heute ist unser Reiseleiter nett, hat viel zu erzählen, spricht aber nicht ganz so deutliches Spanisch wie der Reiseleiter von gestern. Dazwischen streut er noch eine Menge Wörter in Quechua ein, so daß mir bald der Kopf brummt. Nach einer halben Stunde Erzählung schalte ich ab und genieße die herrliche Aussicht während unserer Busfahrt. Die Landschaft ist hier auf dem Altiplano oberhalb von 3.500 Metern Höhe herb und karg. Ich habe einen tollen Blick auf schneebedeckte Berge.

Auf den Feldern ist die letzte Ernte noch in Gang, die meisten Felder sind jedoch schon abgeerntet und werden gerade umgepflügt. Und das erfolgt entweder per Hacke in mühsamer Handarbeit oder per Ochsengespann. Es sieht nach verdammt harter Arbeit aus und wieder einmal bin ich dankbar, daß ich mir Eltern in Europa ausgesucht habe und nicht hier auf der kalten kargen Hochebene von Peru. Ich erinnere mich an ein Plakat, daß ich in Cabanaconde im Colca Cañon gesehen habe – eine Werbung für einen Traktor: ‚Produkttyp: neu‘. Während dort Traktoren wegen der kleinen Terrassenfelder praktisch nicht einsetzbar sind, würde hier ein Traktor jede Mange Arbeitsersparnis bedeuten. Allerdings sehe ich während unserer Hin- und Rückfahrt keine dieser ’neuen‘ Maschinen.

Nach fast 2 Stunden Fahrt durch diese herrliche Landschaft kommen wir in Moray an. Moray liegt 74 Kilometer von Cusco entfernt auf 3.500 Metern Höhe. Moray sieht aus wie ein versenktes Amphitheater. Vier kreisförmige Terrassen verschwinden hier wie ein künstlicher Krater im Puna-Hochland. Den spanischen Konquistadoren wird nachgesagt, daß sie den eigentlichen Zweck dieser Anlage nicht erkannten oder erforschten, sondern dieses Amphitheater für Stierkämpfe nutzten. Archäologen vermuten jedoch, daß es sich um eine Art landwirtschaftliche Versuchsanstalt handelte, in der die Inkas das Verhalten ihrer Kulturpflanzen in verschiedenen Mikro-Klimas und Höhenlagen erprobt haben. Einige dieser Parzellen liegen in bis zu 100 Metern Tiefe. Wir steigen in dem größten Amphitheater die Terrassen über luftige Steinleitern hinab in die Tiefe. Die einzelnen Terrassen mit festen Stützmauern sind mit fruchtbarer Erde gefüllt. Hier konnten anscheinend bis zu 250 Pflanzenarten angebaut werden, die mittels eines ausgeklügelten Bewässerungssystems beregnet wurden. Einfach erstaunlich und beeindruckend.

Weiter geht unser Ausflug dann nach Maras mit einer Besichtigung der dortigen Salinas. Unglaublich der Anblick! In rund 1.500 terrassenartig angelegten Salzpfannen wird das Inka-Salz gewonnen durch sukzessive Verdunstung von salzhaltigem Quellwasser in der Sonne. Zurück bleibt ein Salz, das als hochwertiges Quellsalz angeblich von besonderer Reinheit ist. Auch hier ist noch alles Handarbeit; der Abbau auf den Salzterrassen ist seit Jahrhunderten unverändert. Aus einem Becken können circa 150 kg Inka-Salz gewonnen werden. Ein guter Arbeiter kann durch die Ernte des Inka-Salzes bis zu 120 Dollar pro Monat verdienen. Nicht gerade ein Vermögen. Der Transport der Salzsäcke bis in die Hauptstadt Lima benötigt 20 Stunden. Fein, denke ich mir. Auch meine Busfahrt, wenn ich in einigen Tagen Cusco Richtung Lima verlassen werde, wird 20 Stunden dauern. Ich freue mich jetzt schon darauf.

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Das heilige Tal der Inkas

Werbung für Ausflüge in das Heilige Tal der Inkas oder das ‚Valle Sagrado‘ wie es auf spanisch heißt, gibt es in Cusco wie Sand am Meer. Bereits das lässt auf eine Unmenge Touristen schließen. Tripadvisor fragt vielleicht zu Recht ‚Ist das Heilige Tal Betrug?‘ Die Meinungen sind wie immer geteilt. Ich finde, das Tal ist landschaftlich einfach fantastisch, hat viele beeindruckende Inka-Stätten, man sollte es gesehen haben, aber es ist touristisch total überlaufen.

Für 30 Soles (7,50 €) haben wir uns einen Tagesausflug gebucht, um die Highlights im Heiligen Tal abzuklappern. Wir sind zu viert und landen in einem peruanischen Touristenbus. Um uns herum nur spanisch. Der Guide fragt uns zu Beginn, ob wir die Führung auf englisch oder spanisch möchten. Spanisch natürlich! Eine gute Entscheidung, wie sich dann im Laufe der Fahrt herausstellt. Unser Guide ist ununterbrochen am erzählen, so daß für englische Erläuterungen gar kein Platz gewesen wäre.

Über Serpentinen geht es oberhalb von Cusco hinab in das Heilige Tal, das rund 1.000 Meter tiefer als Cusco liegt. Eine herrliche Landschaft. Unser erster Stop ist ein Touristenmarkt. Wer keinen Alpaca-Pulli kaufen möchte, kann sich mit einem Alpaca und traditionell gekleideten Indiofrauen fotografieren lassen – natürlich gegen eine Spende! Ich stehe etwas ratlos herum; komme mir vor wie auf einer Butterfahrt und hoffe, daß der Tag kein Reinfall wird. 

Nächster Stop ist der Markt von Pisaq. Natürlich ein Touristenmarkt und kein lokaler Markt, denn wer sonst will Alpaca-Pullis, -strümpfe und -mützen, Silberschmuck in allen Varianten, Schachspiele, auf denen spanische Konquistadoren gegen Inkas kämpfen oder Teppiche mit aufgenähten Lamas kaufen? Noch sind wenige Touristen unterwegs und wir können den Markt auch ein bißchen genießen. Interessant sind die Vorführungen in einer Silberschmiede, in der wir einen Schnellkurs zum Thema ‚Wie erkenne ich echten Silberschmuck?‘ erhalten. Auf der anderen Straßenseite werden noch traditionell (für die Touristen?!) Brote und Empanadas in einem Holzofen gebacken. Auch hier erhalten wir eine Vorführung. Danach geht es im Eilschritt weiter zu den Inkaruinen von Pisaq.

Menschen über Menschen werden von leeren Bussen angekündigt, die den halben Berg hinab kreuz und quer auf der Straße stehen. Somit ist ein kleiner Fußmarsch bis zu den Ruinen angesagt. Ein herrlicher Anblick! Wenn nur nicht diese Menschenmengen unterwegs wären. Die Inkas hatten hier eine Bergfestung erbaut, deren Ausmaße man noch erahnen kann. Von den Wohnhäusern führt eine lange Treppe zum höchsten Plateau hinauf. Wir kommen arg ins Schnaufen bei unserem Aufstieg. Aber dort oben, in der Mitte des Tempelbereichs, liegt der Intihuatana, ein mächtiger Felsbrocken, von dem die Inka glaubten, an ihm sei die Sonne angebunden. Und einen unglaublichen Ausblick auf das Tal hat man von hier oben auch.

Weiter geht es zum Mittagessen. Nach unseren schlechten Erfahrungen im Colca Cañon lassen wir das Massenbuffet ausfallen und verköstigen uns in einer nebenan liegenden Bar. Keine schlechte Entscheidung, das Sandwich ist lecker und der Bauch bleibt die folgenden Stunden auch ruhig.

Weiter geht es nach Ollantaytambo. Oberhalb der Stadt befindet sich eine der bekanntesten Inka-Festungen. Der Aufstieg über die hohen Stufen ist ungemein anstrengend, vor allem, da unser Guide ein rasantes Tempo vorlegt. Ihm – und uns – läuft die Zeit davon. Aber der Aufstieg lohnt sich, auch von hier aus ist der Blick über das Heilige Tal einfach fantastisch. Die Festung ist mit ihren enorm dicken Mauern sehr imposant und liegt strategisch günstig auf einer Berkuppe über dem heiligen Tal. Hier hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht, um die Ruinen in Ruhe zu genießen zu können und einen Bummel durch die Gassen der kleinen Stadt zu unternehmen. Ich tröste mich damit, daß wir auf unserer Fahrt nach Machu Picchu hier nochmals durchkommen werden, denn von hier aus werden wir den Zug nach Machu Picchu nehmen.

Letzter und etwas hektischer Stop des Tages ist Chinchero. Auf dem Weg dorthin arbeiten wir uns wieder in die Höhe. Überall zeigen sich die schneebedeckten Spitzen der umliegenden 5000er und 6000er. Unmengen von Terrassenfelder aus der Zeit der Inkas sind zu sehen, die bis heute für den Abau von Kartoffeln und Quinua genutzt werden. Von der kleinen Stadt Chinchero, die der Sommersitz der Inkas war – man beachte, es gab immer nur einen Inka zur Zeit, so wie es in der Regel ja auch nur einen König jeweils zur Zeit gibt -, sehen wir nicht viel. Es ist bereits dunkel. Im Innenhof eines netten Gebäude erhalten wir eine Vorführung zum Färben und Weben von Alpacawolle. Kaufen? Nein, kaufen möchte ich auch hier nichts. In einer Ecke des Hofs entdecke ich einen traditionellen Mehrschweinchenstall. Die Armen, denn die cuys werden als Spezialität hier in Peru gegessen. Allein der Anblick eines gebratenen cuys lässt mich zwischen Lachen und Weinen schwanken. Alle viere von sich streckend, flachgeklopft liegen die cuys auf dem Teller; den Kopf seitlich verdreht mit offenem Maul, so daß die kleinen Schneidezähne hervorstehen. Und praktisch kein Fleisch an den Knochen. Kann so etwas lecker sein?  

Nun, Zeit nach Cusco zurückzufahren; Zeit für’s Abendessen.

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Cusco

Was für eine herrliche Stadt! Am Hang gelegen mit unzähligen Kolonialbauten und herrlichen Ausblicken auf Kirchtürme und ziegelgedeckte Dächer, gefällt mir die Stadt auf Anhieb. Nachteile? Tausende von Touristen, extrem teure Preise und außerdem ist es kalt. Deutlich kälter als in Arequipa. Und Heizung im Zimmer? Mit Glück auf Nachfrage und für extra Geld.

Den ersten Tag verbringen wir in einem etwas heruntergekommenen Hostel zu teuren Preisen, organisieren unsere Tour nach Machu Picchu und bummeln durch die Stadt. Nachdem vor zwei Wochen Machu Picchu seinen 100-jährigen Geburtstag seit der Wiederentdeckung gefeiert hat, ist der Zugang limitiert. Von heute auf morgen werden nur noch begrenzte Eintrittskontingente verkauft. Die Stimmung der Touristen ist teilweise gereizt, da es viele unvorbereitet trifft, mehrere Tage auf ein Eintrittsticket für das ‚Weltwunder von Peru‘ zu warten. Ich bin mit Katharina und Tadeusz Mittwoch morgen nach einer Nachtfahrt von Arequipa in Cusco angekommen. Ein Ticket für Machu Picchu mit Möglichkeit zum Aufstieg auf den Aussichtspunkt Wayna Picchu bekommen wir erst für Montag. Nun, wir haben als Langzeittraveller das Glück mehr Zeit als die üblichen Urlaubsreisenden zu haben. Es stört uns nicht. Wir planen einige Ausflüge ins Heilige Tal von Cusco aus. Außerdem finden wir ein nettes kleines Café-Restaurant mit dem Namen ‚Granja Heidi‘. Klar, der Name verrät es schon, neben traditionellen Gerichten gibt es Rindfleisch mit Spätzle, Bratkartoffeln mit Quark (wo gibt es in Peru sonst schon Quark?) und Käsekuchen. Was für ein Leben!

Eine ausgedehnte Mittagspause im ‚Granja Heidi‘ heute ist die Entschädigung für das schlechte Wetter – es regnet zum ersten Mal seit ich in Peru bin. Oder vielleicht ist es auch die Entschädigung für die Aufregung am heutigen Morgen, als wir in die Stadt gehen wollten, uns aber im Hostel mitgeteilt wurde, daß wir unsere Zimmer räumen müssen. Sie sind anderweitig vergeben worden. Einfach so. Und das, obwohl wir gestern Abend noch eine weitere Nacht reserviert hatten. Nun, so ist Peru. Dann lässt sich der Rezeptionist jedoch darauf ein uns bei der Hostelsuche behilflich zu sein. Wir enden gleich um die Ecke in einem viel, viel schöneren Hostel. Wir wollten ja sowieso für die weiteren Tage in ein netteres Hostel umziehen. Aber genau das vorgeschlagene Hostel hatten wir bei unserer eigenen Suche eigentlich aufgrund des viel zu hohen Preises ausgeschlossen. Aber mit Hilfe unseres Peruaners erhalten wir einen Rabatt von fast 50%. Damit können wir gut leben! Und so könnte ich auch sagen, daß wir im ‚Granja Heidi‘ unseren erfolgreichen Umzug in das nette Teatro Inka Hostel feiern.

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Colca Cañon

Wie die Zeit vergeht! Inzwischen bin ich schon in Cusco, habe aber noch gar nicht über meinen Ausflug zum Colca Cañon berichtet. Nun, ich mußte meinen Ausflug sprichwörtlich erst einmal verdauen. Denn drei wunderschöne Tage endeten mit einem recht heftig verdorbenen Magen.

Aber zurück zum Anfang. Freitag war mein letzter Tag Spanischunterricht in der Sprachschule EDEAQ in Arequipa. Abschiedsfoto, letzte Unterrichtsstunden, nach 4 Wochen wieder Rucksack packen. Ich werde nicht nur meine netten Spanischlehrer sondern auch mein gemütliches und supergünstiges Hostal ‚Los Andes‘ mit sonnigen großen Räumen mitten im Zentrum von Arequipa wirklich vermissen.

Mitten in der Nacht am Samstag ging dann der Tourbus zum Colca Cañon. Kalt war es morgens um 3:30 Uhr und es wurde auch nicht wärmer die nächsten Stunden, da die Straße zum Colca Cañon, der lange Zeit als der tiefste Cañon der Welt galt, über einen Pass von rund 4.800 Metern führt. Mit Decken ausgerüstet versuchten wir im Bus zu schlafen und da es noch dunkel war, habe ich die Passhöhe doch glatt verschlafen. Morgens um 7:00 Uhr gab es dann in Chivay Frühstück. Chivay liegt zwar nur noch auf rd. 3.600 Metern, trotzdem schlotterte ich vor Kälte. Noch war die Sonne nicht zu Höchstform aufgelaufen und der wenige Schlaf, den ich in dieser Nacht hatte, trug sein übriges zu meinem fehlenden Wärmeempfinden bei. Wer jetzt ein nettes Frühstücksbuffet in gemütlicher Umgebung erwartet hatte, wurde mit der harten peruanischen Wirklichkeit und Massentourismus konfrontiert. Heizung? Fehlanzeige. Gemütliches Frühstückslokal? Gleichfalls Fehlanzeige – lange Tische zur Massenabfertigung. Trockene Brötchen, ein bißchen Butter und Marmelade, Rührei ja, aber beim Hineinbeißen knirschte es dann doch deutlich – nur der warme Tee munterte mich auf.

Von Chivay, das am oberen Ende des Colca Cañons liegt, ging die Fahrt dann ans andere Ende des Cañons zu einem kleinen Dorf namens Cabanaconde. Unterwegs machten wir Stop am Aussichtspunkt Cruz del Condor. Schock – der Massentourismus schlägt hier voll zu. Minibusse, Reisebusse, Menschen über Menschen. Dazwischen in farbenfrohe Trachten gekleidete Peruanerinnen, die Alpaka-Handschuhe, Mützen, Schals, Strümpfe und vieles mehr anbieten und vermutlich gute Geschäfte machen. Und alle Touristen warten ansonsten darauf, daß die Condore über der Schlucht auftauchen. 35 Minuten Aufenthalt als Vorgabe der Guides, nur wo sind die Condore? Sie lassen auf sich warten. Lassen sich eben nicht terminieren. Kurz vor der geplanten Weiterfahrt kommen sie dann aus den Tiefen der Schlucht empor. Erst einer, dann zwei, dann immer mehr. Ein unglaublicher Anblick. Imposant und beeindruckend, als diese größten Vögel der Welt ihre Kreise über uns ziehen. Vergessen sind die Touristenmassen um mich herum.

Am frühen Vormittag trudeln wir dann in Cabanaconde ein. Wegen meinen immer noch etwas angeschlagenen Achillessehnen kann ich keinen Trek in den Cañon unternehmen. Aber ich habe Gesellschaft. Zusammen mit Katharina bleibe ich in dem kleinen Dorf Cabanaconde, während alle anderen zu mehrtägigen Treks in den Cañon aufbrechen. Die meisten Touristen halten sich in Cabanaconde nur stundenweise auf und so ist dieser kleine Ort noch recht ursprünglich. Mit einer kleinen Plaza im Zentrum, die sich herrlich dafür eignet Einheimische zu beobachten. Die Mode der Peruanerinnen hier liegt im Streit zwischen traditioneller Tracht mit reich bestickten Oberteilen und Jogginghose. Aber egal wie, Lasten werden immer noch in bunte Tücher eingewickelt auf den Rücken gebunden und durch die Gegend geschleppt. Insbesondere in die kleinen Dörfer im Cañon wird alles zu Fuß oder per Muli transportiert. Die Plaza ist Dreh- und Angelpunkt für alle Warentransporte. Hier wird auf Busse und Lkw’s gewartet, die die unzähligen Säcke und Bündel in die nächsten Ortschaften transportieren sollen. Damit ist die Plaza ein Eldorado für mich und meinen Foto.

Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die Eselsgruppen, die wie Jugendbanden durch das Dorf zogen. Hier ein Eselsblick in einen Laden und dort, bis Abfälle oder auch unbewachte Obststände gefunden wurden. Unbewachte Säcke auf der Plaza, die auf den Abtransport warten? Nichts wie hin und versuchen sie aufzureißen, vielleicht ist ja Getreide drinnen. Und zum Schluss ein Abstecher in den kleinen Park auf der Plaza, in dessen Mitte ein Brunnen steht – zum Durst löschen.

Ein Ausflug in die Umgebung von Cabanaconde führt mich und Katharina zu einem kleinen Aussichtspunkt mit herrlichem Blick in die Schlucht. 1.000 Meter weiter unten sehen wir die kleinen Ortschaften, in denen die Trekkinggruppen übernachten und auch die beiden Pools der Hot Springs des Dorfes Oasis. Wie hübsch bequem haben wir es doch oben in Cabanaconde ohne all diese Höhenmeter bewältigen zu müssen. Am nächsten Tag bummeln wir auf kleinen Trampelpfaden über die landwirtschaftlich genutzten Terrassen, die hier bereits zu Zeiten der Inkas angelegt wurden. Unser Ziel ist es die Abbruchkante am Cañon zu erreichen, für einen weiteren Blick in den Cañon. Wir arbeiten uns von einer Terrasse zur nächsten, als auf einmal ein warnendes Schnauben und Prusten vor uns zu hören ist. Ein großer Esel steht auf der nächsten Terrasse, blickte uns halb entsetzt und halb drohend an und stampft mit den Hufen. Während ich noch überlege, was an diesem Esel komisch aussieht, ergreift er dann auch schon Hals über Kopf die Flucht und schaut uns erneut erst wieder aus sicherer Distanz an. Neugierig sind die Esel ja allemal. Und da wird mir klar, daß diesem Eselsexemplar ein Ohr fehlt. Im Kampf abgebissen? Allen Esels-, Kuh- und Lanschaftshindernissen trotzend kommen wir dann doch noch an den Cañonrand und treffen dort auf den Trampelpfad, der aus der Tiefe des Cañons emporführt. Die meisten Trekkinggruppen kommen hier morgens um 7 Uhr an, also Abmarsch aus dem Cañon mitten in der Nacht morgens um 4 Uhr. Nun, ich beneide sie nicht.

Nach zwei Tagen Idylle in Cabanaconde dann Rückfahrt mit unseren Trekkern, entlang des Cañons mit einigen Stops an Aussichtspunkten und einem kleinen Dorf mit kolonialer Kirche. Touristenattraktion dort jedoch nicht die Kirche, sondern ein Alpaka, das auf Kommando den Touristen Küsschen auf die Wange gibt. Hatte ich das falsch verstanden, daß Lamas und Alpakas eigentlich spucken? Dieses Alpaka ist wohl wirklich gut erzogen.

Vorletzter Stop dann in Chivay, bevor es zurück nach Arequipa geht und wir den hohen Pass mit toller Aussicht – und extrem dünner Luft – nochmals passieren. In Chivay erst Hot Springs und dann Essen in einem Massenrestaurant mit Buffet zu dem es keine Alternative gibt, da es außerhalb des Ortes gelegen ist. Kurzzeitig schießt mir der Gedanke durch den Kopf, daß ich hier mit dem Essen vielleicht vorsichtig sein sollte. Aber eigentlich schmeckt es gut. Das dicke Ende kommt dann abends. Die ersten Magenkrämpfe stellen sich ein. Nicht nur bei mir, sondern bei uns dreien, die wir wieder in Arequipa angekommen eine weitere Nacht im Hostal Los Andes bleiben. Unser geplantes schönes Abendessen fällt damit aus. Und während ich noch denke, daß es bei mir nicht ganz so schlimm ist, werde ich eines besseren belehrt. Eine unruhige Nacht mit vielen Toilettengängen und Bauchkrämpfen steht mir bevor. Mit Hilfe von Immodium akut halte ich mich über Wasser und bereite mich für die Nachtfahrt am nächsten Tag nach Cusco vor.

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Monasterio Santa Catalina

Inzwischen war ich bereits zwei Mal in ‚der Stadt in der Stadt‘, wie das Monasterium Santa Catalina in Arequipa auch genannt wird. Eine Tag- und eine Nachtbesichtigung. Kaum bin ich durch die Eisendrehtür am Eingang hindurch, fühle ich mich 400 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Denn bereits 1579, keine 40 Jahre nach der Ankunft der Spanier in Arequipa, wurde dieses Nonnenkloster gegründet. Bis vor einigen Jahrzehnten war das Kloster – mit einer Fläche von 20.000 qm – noch komplett von der Außenwelt isoliert, so daß sich das hinter hohen und dicken Mauern befindliche Städtchen mit einer Mischung aus kolonialer und maurischer Architektur in seiner Struktur erhalten hat.

Zu Hochzeiten des Klosters haben hier rd. 450 Nonnen und ihre Bediensteten gelebt. Ich bummele durch Kreuzgänge, Innenhöfe, Sträßchen mit spanischen Namen wie ‚Toledo‘ und ‚Sevilla‘ und durch unzählige private Gemächer, Klosterzellen, eine große Küche und einen Schlafsaal. Vor allem bei meinem Rundgang durch die privaten Klosterzellen staune ich: fast alle sind mit Aufenthaltsraum und eigener Kochstelle ausgestattet, in manchen Räumen stehen aus Europa importierte Pianos und bequeme Sitzgruppen.

Kloster – Nonnen – gab es da nicht so etwas wie ein Armutsgelübde? Die Klosterzellen und ihre Ausstattung lassen eher auf ein bequemes, fast luxeriöses Leben der Nonnen schließen. Und so überrascht es mich nicht wirklich, als ich lese, daß im Jahre 1871 eine strenge Dominikanernonne, Schwester Josefa Cadena, von Papst Pius IX nach Arequipa geschickt wurde, um das Klosterleben zu reformieren. Denn trotz Armutsgelübde hatten die Nonnen bis zu diesem Zeitpunkt wohl jeweils zwischen 1 und 4 Bedienstete und/oder Sklaven, sie luden Musiker für Konzerte ins Kloster ein, gaben Partys und führten einen aufwendigen und luxeriösen Lebensstil. Nun, mit Ankunft von Schwester Josefa Cadena änderte sich das wohl.

Luxeriöser Lebensstil der Nonnen hin oder her, in der Zelle von Schwester Ana de los Angeles Monteagudo, Oberin des Klosters bis zu ihrem Tod 1686, schließe ich die Augen und lasse die Umgebung auf mich wirken. Immerhin schreibt man Schwester Ana unzählige Wunder und Vorhersagen zu und so wurde sie von Papst Johannes Paul 1986 selig gesprochen. Kein Wunder, daß ein regelrechter Pilgerkult um ihre Person existiert.  

Ist die Besichtigung tagsüber ein herrlicher Bummel durch weiße, rote und blaue Mauern bei strahlendem Sonnenschein, so wird das Kloster mit Einbruch der Nacht in Dunkelheit getaucht: nur Kerzen und Feuer in den Kochstellen erhellen in kleinen Inseln die Räume – ansonsten ist alles Nachtschwarz. Fast ein bißchen gruselig. Mit all seinen dunklen Ecken kann ich mir das Kloster jetzt auch gut als Kulisse für einen Psychothriller vorstellen. Aber stop, noch halten rund 20 Nonnen in einem abgeschlossenen Gebäude in diesem Klosterkomplex die Stellung. So hat das Böse keinen Zutritt. Und so geben wir uns auf dem Aussichtspunkt der Kirche Santa Catalina sorgenfrei einigen Schattenspielen hin.

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