Abschied von Peru

Fast 3 Monate bin ich nun durch Peru gereist. Nach meinen ursprünglichen Plänen sollten es nur 2 Monate werden, damit mehr Zeit für Argentinien und Chile bleibt. Aber so ist das nunmal, wenn sie freigelassen werden.

Habe ich bisher als bis in die Haarspitzen durchgeplanter Through-Timer gelebt, entwickele ich mich immer mehr zum In-timer, zu jemanden, der vor allem den jeweiligen Moment genießt und im Augenblick lebt. Na Sven, sind das mal wieder neue Begriffe für dich? Ich sehe schon die Antwort von dir vor mir: ‚Dann wirst du ja jetzt enorme Schwierigkeiten mit der Pünktlichkeit bekommen – verpasse deine Flieger nicht.‘

Um einmal den Kontinent zu wechseln: Ein afrikanisches Sprichwort besagt ‚Gott gab den Europäern die Uhr und den Afrikanern die Zeit‘. Warum soll nicht auch mal ein Europäer ein bißchen Zeit bekommen und die Uhr vergessen dürfen? Und Ela, keine Sorge, Neuseeland reizt mich zu sehr, als daß ich mir da den Flieger durch die Lappen gehen lassen würde.

Nun, Philosophie mal zur Seite. Hab inzwischen meine nächste Reiseetappe geplant: eine Stippvisite Brasilien, ein Moment Uruguay und dann über Buenos Aires quer durch Argentinien nach Santiago de Chile.

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Im Manú Nationalpark

Ich bin zurück aus dem Manú. Leider. 9 Tage Amazonas – wirklich eine Reise wert. Nachdem ich hier berichte, hat mich hat also weder ein Kaiman angeknabbert, noch mich eine Schlange angezischelt. Und so habe ich die Tage, die von Pantiacolla Tours professional organisiert wurden, verbracht:

17.09.2011: 18 Uhr Briefing im Büro von Pantiacolla. Die Tour wird nochmal durchgesprochen. Fragen über Malaria, Fernglas, Bettwäsche, Essen und Trinken, Schlangen und was uns sonst noch so alles einfällt werden besprochen. Und schließlich unterschreiben wir, daß wir auf eigenes Risiko in den Dschungel fahren. Langsam macht sich Aufregung breit. Um mich abzulenken treffe ich mich Abends noch mit zwei Brasilianern, die ich auf der Busfahrt nach Cusco kennengelernt habe, in Paddy´s Pub auf ein Bier – Cusqueña, auch wenn es irisches Bier gibt.

18.09.2011: Morgens zu unchristlicher Zeit um 4:30 Uhr klingelt mein Wecker. Ab 5 Uhr soll ich aufgesammelt werden. Wir treffen uns im Pantiacolla-Office. Es war natürlich spät gestern und so bin ich nur halb wach. Letzte Vorbereitungen und um 6 Uhr startet unser Bus zur Fahrt in den Manú. Ein voller Tag Busfahrt steht uns bevor. Und natürlich hört die Teerstraße bereits 1 Stunde hinter Cusco auf. Schotter. Unser erster Stop sind nach 3 Stunden die Gräber von Ninamarka. Der Himmel ist grau, wolkenverhangen, es ist kalt (bibber, warum habe ich meine Daunenjacke in Cusco gelassen?) und die Grabtürme der pre-Inkakultur Lupaca, hoch in den Anden an einem Berghang gelegen, sehen ziemlich mystisch aus. Einige der ursprünglich hier begrabenen Mumien habe ich in Cusco im Museum bestaunt.

So langsam wache ich auf und mich beschäftigen statt der mystischen Gräber eher profane Dinge, wie Hunger. Eine halbe Stunde später stoppen wir dann auch zum Frühstück in dem kleinen kolonialen Ort Paucartambo. Eine alte Brücke spannt sich idyllisch über den Fluß. Ich bummele noch ein bißchen durch die Straßen und den kleinen Markt. Käse wird verkauft und Spanferkel liegen fertig zubereitet auf dem Rücken in ihren Schüsseln. In Paucartambo findet jedes Jahr zum 16. Juli ein Festival zu Ehren der Virgen del Carmen statt. Dann verwandelt sich der kleine verschlafene Ort in eine der größten Straßenpartys von Peru mit zehntausenden von Menschen. Ich muß ja auch in Zukunft noch Ziele haben … .

Von Paucartambo aus wird die Schotterpiste langsam aber sicher immer schmäler. Wieder fahren wir meine geliebten Bergstraßen mit tiefen Abgründen entlang. Eine Serpentine nach der anderen. Immerhin müssen wir fast 4.000 Höhenmeter hinab bis wir auf dem Niveau des Rio Manú sein werden. Einspurig mit Gegenverkehr geht es den Berg hinunter, kleine Ausweichbuchten, der Bus muß zurücksetzen – Hilfe! Ich sehe doch so schon beim Blick aus dem Fenster keine Straße mehr. Abhänge mit wunderschönen Panorama-Weitblicken – oder doch eher Tiefblicken? Garland, ein Amerikaner, erzählt aufmunternd, daß die Straße vor 30 Jahren bereits genauso aussah. Immer wieder sind alte Erdrutsche zu sehen, durch die die Straße neu gebahnt wurde. Zwischendurch fängt es an zu regnen und wir erhalten einen kleinen Vorgeschmack auf die Straße zur Regenzeit. Die Straße sei in einem sehr guten Zustand wird mir versichert. Wie wird es wohl zur Regenzeit aussehen? Ich möchte das nicht kennenlernen und schicke jetzt schon mal eine Bitte zu Petrus die Regenzeit dieses Jahr nicht in den nächsten 10 Tage beginnen zu lassen.

Den ersten Zipfel des Nationalparks Manú erreichen wir auf einer Höhe von 3.500 m. Aber die nächsten Tage werden wir erst noch in der sogenannten kulturellen Zone des Manú verbringen. Durch diesen Teil führt die Straße und auch der Rio Alto Madre de Dios, den wir per Boot entlangfahren werden. Im kulturellen Teil des Manú gibt es Dörfer, es wird Holz abgebaut, es gibt Plantagenwirtschaft und Tiere werden gejagt. Deshalb halten die Tiere Abstand und sind weniger zu sehen.

Kurz vor unserer Lodge für diese Nacht in San Pedro steigen wir aus und laufen den Rest zu Fuß. Unterwegs machen wir an einem tollen Vogelbeobachtungsposten Pause: Hier ist der farbenfrohe Andenklippenvogel zu Hause und zeigt sich uns auch. Der Nationalvogel von Peru sieht mit seinem bogenförmigen Federkamm, der vom Hinterkopf bis zum Schnabel reicht und den Schnabel beinahe verdeckt, wirklich ulkig aus. Wir hatten das Glück gleich ein halbes Dutzend dieser Vögel mit ihrem knallig orange-roten Kopf beobachten zu können.

Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichen wir unsere Lodge mit idyllischem Blick auf den Fluss, der tief unten entlangrauscht. Dusche, Abendessen und noch ein wenig erzählen und dann fallen wir auch schon ins Bett.

19.09.2011: Wir werden die nächsten Tage unser frühes Aufstehen morgens um 5:30 Uhr beibehalten. Nach einem gemütlichen Frühstück laufen wir das erste Stück zu Fuß. Der Koch muß noch zusammenpacken. Dann sammelt uns der Bus für die vorerst letzten 3 Stunden Busfahrt ein. In Atalya steigen wir in die Boote um. 8 Passagiere, Gepäck, Koch, Guide, Bootsführer und Gehilfe sowie Essen und Wasser für 10 Tage. Das schmale lange Boot ist vollgepackt und liegt tief im Wasser. Und der Fluss – der Rio Alto Madre de Dios – hat wegen der Regenfälle der letzten Tage eine tolle Strömung und mehr Wellen als die Ostsee. Zum Glück geht es flussabwärts. Das Wasser ist schlammig braun. Kaum vorstellbar, daß im Juli und August das Wasser blau und klar sein soll. Nach dem grauen Himmel gestern jagen heute weiße Wolken über den blauen Himmel. Es ist warm. Trotzdem packe ich meine Regenjacke aus und decke meine Beine mit dem für 20 Soles (6 EUR) erstandenen Regencape in grüner Tarnfarbe ab. Immer wieder schwappen Wellen in unser Boot und ich scheine ganz vorne sitzend besonders viel Wasser abzubekommen. Immer wieder passieren wir trotz des vielen Wassers extrem flache Stellen im Fluss. Ich höre ein ominöses lautes Klickern unter mir; bin etwas irritiert und stelle nach einigen weiteren flachen Stellen fest, daß die Strömung die im Fluss liegenden Steine mit sich reißt und diese das Klicker-Geräusch verursachen.

Und dann steht Boot fahren, Boot fahren und nochmals Boot fahren auf dem Programm. Selbst zu Mittag essen wir im Boot. Es ist später Nachmittag als wir die Yeni-Lodge erreichen. Wieder eine idyllische Lodge mit kleinen Holzhütten. Kein Stom, nur Kerzenlicht in unseren Unterkünften. Kalte Duschen. Und Moskitonetze, die wir wirklich brauchen.

Wir geben unserem Drang nach Bewegung nach und spielen trotz der immer noch 30 Grad Fußball. Habe ich gestern nicht noch meine Daunenjacke vermißt? Auf jeden Fall bin ich nach dem Spiel erledigt. Da kommt eine kalte Dusche genau recht.

Nach dem Abendessen gehen wir bei einem Nachtspaziergang auf die Suche nach Fröschen, Spinnen, Zikaden und sonstigem Getier. Erstaunlich was sich so alles bei Nacht im Wald tummelt, wenn man nur ein bißchen aufmerksam durch die Gegend läuft.

20.09.2011: Wir werden mit einem riesigen Obstsalat zum Frühstück überrascht. Lecker. Ich habe schon jetzt den Verdacht, daß das viele Boot fahren und Sitzen und das gute Essen meiner Figur nicht gut tun werden. Um 6:00 Uhr sitzen wir bereits im Boot. Und gleich in der ersten Stunde sehen wir eines der selten zu sehenden Capybara am Ufer stehen. Bevor wir mit dem Boot näher heranfahren können geht das Capybara auch schon auf Tauchstation. Die struppig aussehenden Tiere sind mit den Meerschweinchen verwandt. Nur sollte man sich von dem ‚chen‘ nicht irreleiten lassen, denn die Capybara erreichen ein stolzes Gewicht von 50 bis 60 Kilogramm.

Noch vor dem Mittag legen wir bei der Blanquillo-Lodge an, beziehen unsere Zimmer und machen uns dann gleich wieder mit dem Boot auf zu einem nahe gelegenen See. Hier in der Nähe des Rio Madre de Dios gibt es einige der sogenannten Oxbow Lakes, die Heimat für viele Vogelarten, aber auch für schwarze Kaimane und Riesenseeotter sind. Es handelt sich um meist u-förmige  Flussarme, die vom ursprünglichen Fluss durch eine Veränderung des Flussbettes abgeschnitten wurden. Der See gehört zu einem Privat-Reservat und wir können mit einem Holzkatamaran eine Bootsfahrt auf dem See machen.

Vögel über Vögel gibt es zu beobachten. Unser Profifotograf, der mit uns auf Tour ist, kommt aus dem Fotografieren mit seinem 500 mm-Geschoß nicht heraus. Und so lerne selbst ich Vogelbanause einige der Vögel kennen. Kann mich natürlich nicht mehr an alle gesehenen Flieger erinnern, immerhin sind im Manú um die 1.000 Vogelarten registriert. Aber gefallen haben mir der Schwarzkehlkardinal (im Englischen viel sinnvoller als red capped cardinal bekannt), das Jaçana (Rotstirn-Blatthühnchen), die Eisvögel, Fischreiher und grüne Ibisse. Und nicht zu vergessen der Hoatzin, der mit seinem lustigen Schopf auch als Zigeunervogel bekannt ist. Man hört ihn meistens bevor man ihn sieht: ein heiseres Schnaufen und tiefes Atmen, so daß ich eher mit einem Wildschwein im Unterholz als mit einem Vogel gerechnet habe. Der Hoatzin ist ein lustiger Vogel, der im Gegensatz zu anderen Vogelarten nicht gerne von den Einheimischen gegessen wird. Er mag zwar schwerfällig und damit einfach zu jagen sein, aber er STINKT! Denn der Hoatzin ernährt sich ausschließlich von Blättern und verdaut diese wie ein Wiederkäuer. Interessanterweise erfolgt die Verdauung im wesentlichen in seinem überdimensionierten Kropf, der um ein Vielfaches größer ist als der eigentliche Magen und innen mit Hornleisten versehen ist, welche die großen, abgerupften Blätterstücke zu einem feinen Brei zerreiben. Was sich die Natur nicht so alles einfallen läßt.

Nach dem Mittagessen setzen wir auf die andere Uferseite des Rio Madre de Dios über. Ein weiterer Oxbow Lake wartet auf uns. Auch diesen befahren wir mit einem Holzkatamaran. Es ist heiß, sicherlich 30 Grad. Und Darwin unser Guide paddelt uns mit Hilfe von unserem Bootsgehilfen Carlito über den See. Die beiden kommen gut ins Schwitzen, während wir faul auf der Holzplattform sitzen und uns auf die Vögel konzentrieren. Um uns herum schwirren Bienen und wie der Teufel es will, sticht mich eine direkt in den Ellenbogen. Reflexartig schlage ich auf die Einstichstelle. Biene tot, Stachel steckt, es tut weh! Grrrr. War das jetzt nötig? Noch 3 Stunden später tut es verteufelt weh.

 

 

 

 

 

 

Was wir nicht mitbekommen, sind die Riesenotter, dies sich weit hinter uns auf dem See tummeln und uns wohl beim Anlegen beobachten. Erst von einer 15 Meter hohen Aussichtsplattform in einem Baum werden wir auf sie aufmerksam. Von dort oben haben wir einen phänomenalen Ausblick auf den See und die Umgebung. Und als Highlight sitzt der Great Potoo (Riesentagschläfer) in einer Astgabel in dem Baum. Ein Vogel, der aussieht wie die Rinde des Stammes und sich nicht bewegt. Denn wie der Name es schon sagt, verschläft dieser Vogel den Tag. Trotz ‚Wegbeschreibung‘ einiger Vogelkundler, die vor uns auf dem Turm waren, brauchen wir fast 30 Minuten um ihn zu finden. Uns traktieren die Mosquitos hier oben auf der Plattform, trotzdem harren wir aus bis zum Sonnenuntergang. Ein spektakulärer Blick über den Dschungel von hier oben auf der Plattform! Bei Einbruch der Dämmerung steigen wir ab; so sehen wir zwischen den Metallgitterstufen der Treppe nicht mehr die schwindelerregende Tiefe bis zum Waldboden.

Im Dunkeln wandern wir zu unserem Boot zurück. Glühwürmchen schwirren um uns herum. Nur sind es auch in diesem Fall keine ‚chen‘, sondern eher Helikopter. Darwin fängt uns eines der Glühwürmchen, das sich als Käfer entpuppt, der im Flug orange leuchtet, während er im Ruhen grün leuchtet. Und für einen krönenden Abschluß stöbern wir noch einige fette, dichtbehaarte Tarantulas auf. Ich hätte ja eigentlich in Erinnerung an alte Zeiten meiner kleinen Schwester (haha Insiderwitz über den ich damals spinnengeschockt nicht lachen konnte) eine dieser behaarten Spinnenexemplare einsammeln sollen. Aber der Gedanke eines dieser Tierchen dauerhaft in meiner Nähe zu haben besagt mir nicht so wirklich. Und dann taucht so ein handtellergrosses Exemplar auch noch im Esssaal abends auf! Ihr könnt sicher sein, daß ich immer in meine Schuhe vor dem Anziehen geschaut habe und mein Moskitonetz immer an allen Ecken dicht unter der Matratze steckte.

21.09.2011: Wache mit juckenden Mückenstichen an den Fußknöcheln auf; dafür hat sich mein Bienenstich beruhigt. Wir brechen noch vor dem Frühstück zur Ara-Lecke auf dem Gebiet der Blanquillo-Lodge auf. Wir wollen sehen, ob es wirklich die beste und größte Ara-Lecke Perus ist. An dieser Lecke sollen sich täglich hunderte von Aras und anderen Papageien versammeln, um die mineralreiche Erde aufzunehmen um damit die mit der Nahrung aufgenommenen Pflanzengifte zu neutralisieren. Das Wetter ist bescheiden, der Himmel zugezogen, es regnet zwischendurch, was die Aras davon abhält, an die Lehmwand zu fliegen. Trotzdem ist es ein Spektakel aus grünen Sittich- und Papageischwärmen, die immer wieder auffliegen, um dann zurückzukommen. Ich bin fasziniert, werde nebenher mit Frühstück versorgt. Es gibt Pancakes – hmmm – nur der Honig lockt die Bienen an, so daß ich sehr vorsichtig beim Essen bin nach meinen gestrigen Erfahrungen. Und schließlich meint Petrus es gut mit uns. Der Himmel zieht auf, die dunkelroten Aras lassen sich herab und kommen in Paaren hinunter an die Wand. Rund 40 Aras – rot-grün-blau gefärbt – hängen an der Tonsteilwand, klammern sich dort fest und lecken, knabbern und picken an der Erde herum. Was für ein farbenfroher Anblick! Und zum Abschluß fliegen sie aufgescheucht in einem buntern Farbgeflimmer auf und davon. Die Macaw-Salzlecke war ein absolutes Highlight für mich!

Mit dem Boot geht es zurück zur Lodge zum Mittagessen. Und dann brechen wir auf in Richtung geschützte Zone des Nationalparks. Bevor wir diese erreichen steht noch ein weiterer Übernachtungsstop in der Yeni-Lodge an. Heute ist das Wasser viel ruhiger als die letzten Tage. Der Wasserstand ist über einen Meter gesunken, wie ich an der Uferböschung sehen kann. Ich wundere mich, daß wir nicht schon längst mal an einem unter der Wasseroberfläche liegenden Baumstamm hängen geblieben sind. Denn immer wieder liegen kreuz und quer Äste und riesige Baumstämme mitsammt ihrem Wurzelballen im Fluss. Was muß hier in der Regenzeit für eine reißende Strömung herrschen, damit diese Baumgiganten mit ihren Wurzeln den Fluss hinab schwimmen! Und manchmal hat die Strömung fast kunstvoll auf die hängengebliebenen Baumstämme weitere Stämme und Äste geschoben. Und ab und zu behauptet sich ganz oben auf diesem Holzgewirr die ein oder andere grüne Pflanze. So entstehen neue Inseln.

22.09.2011: Abfahrt 6 Uhr. Viele ‚Holzkrokodile‘ schwimmen den Fluss hinab und ich freue mich einmal mehr über unseren tollen Kapitän. Als wir den Rio Manú erreichen sehen wir auch ein paar weiße Kaimane. In den Biegungen des Rio Manú kann ich sehr gut den Unterschied zwischen Primär-und Sekundärregenwald erkennen. Wie mit dem Lineal gezogen hört der eine auf und fängt der andere an, wo auf Sand- und Kiesinseln die Vegetation wieder Fuß faßt.

Ein langer Tag mit dem Boot, bevor wir in der geschützten Zone des Manú und unserem Campamento Sacha Vaca ankommen. Das Camp ist einfach, da hier im Manú keine festen Einrichtungen gebaut werden dürfen.

Für den Nachmittag steht ein Hike zum Lake Salvador an. Kaum sind wir aus unserem Camp heraus, stolpern wir über Affen. Klammeraffen, Kapuzineraffen, kleine braune Tamarinden und flauschige Wollaffen. Sind sie direkt über uns in den Bäumen, kann es manchmal etwas gefährlich oder unangenehm werden. Wir werden mit Früchten beworfen, es krachen Äste durch das Blätterdach und Darwin warnt uns davor, daß die Affen sich manchmal auch direkt über uns menschlichen Störenfrieden erleichtern. Das bleibt uns zum Glück erspart und wir sehen fasziniert den in den Baumwipfeln turnenden Affen zu.

Der Holzkatamaran am Lake Salvador ist frei für eine Bootsfahrt. In jedem dieser Seen lebt eine Familie der Riesen-Seeotter, die es nur im amazonischen Regenwald gibt. Possierliche, aber recht große Tiere. Wir haben sie leider nur kurz aus der Nähe gesehen und sie vor allem aus der Ferne mit dem Fernglas beobachtet. Schmatz, schmatz – das haben wir laut und deutlich gehört. Auf dem Ruecken liegend, mit einem Fisch zwischen den Flossen schwimmen die Otter über den See. Immer am Spielen oder Futtern, denn die Otter verdrücken jeder am Tag rund 4 Kilo Fisch. Ein toller Anblick. Wie die Murmeltiere recken sie sich immer mal wieder aus dem Wasser und beäugen die Umgebung. Ich wünschte ich hätte sie filmen können.

Und nach der Rückkehr ins Camp stelle ich mich als erstes unter die Dusche. Erfrischend so eine kalte Dusche. Es ist bereits dämmrig und deshalb nicht allzu hell in der Dusche. Nicht, daß die kalten Duschen im Amazonasgebiet nicht erträglich sind, aber das braune Wasser sehe ich erst auf den zweiten Blick. Wegen der Regenfälle ist das Flusswasser so aufgewühlt, daß die Wasserfilter im Camp das Wasser nicht wirklich sauber filtern. Was für ein herrliches Gefuehl ist es nach einem feucht-schwülen Tag, völlig verschwitzt, sich unter die Dusche zu stellen … und dann zu überlegen: bin ich so dreckig oder ist es das Wasser? Auch Strümpfe oder T-Shirts auswaschen ist mit braunem Flusswasser natürlich ungeheuer produktiv. Aber wenigstens stinkt man nicht mehr so. Selbst das Teewasser, hier im Camp nur abgekochtes Wasser – natürlich gefiltert – aus dem Fluss. Auch ohne Teebeutel sieht es in der Tasse fast schon nach schwarzem Tee aus. Lecker!

23.09.2011: Es ist 4:30 Uhr und ich wache auf, weil ich auf Toilette muß. Während ich noch mit mir debattiere, ob ich wirklich durch den schwarzen Dschungel zum Toilettenhaus laufen will, fängt es in der Nähe an zu brüllen: Hua! Hua! Hua! Ohne Unterbrechung geht es so weiter. Kein Gedanke daran wieder einzuschlafen; also stehe ich auf. Das Brüllen dauert eine Stunde an. Zum Frühstück erfahre ich, daß eine Kröte das Konzert veranstaltet hat. Gleichzeitig ertönt in der Ferne des Dschungels ein an- und abschwellendes Heulen; als ob der Wind mit Kraft durch eine enge Schlucht drückt oder die Höllenhunde losgelassen sind. Die Brüllaffen sind in Aktion und ihr Heulen dringt mehrere Kilometer weit durch den Dschungel. Ich kuschele mich tiefer in meinen Schlafsack und lausche dem Urwaldkonzert.

Morgenausflug zum See. Diesmal sehen wir leider keine Otter. Heute ist das Wetter wieder trist und grau und wir kommen gerade noch eben so an Land bevor der große Regen beginnt. Wir gönnen uns eine kleine Teepause im Camp bevor wir mit dem Boot auf die andere Flussseite übersetzen. Wir sind auf der Suche nach den Wollaffen, die auf dieser Seite des Flusses, bis hin zu dem kühleren Pantiocolla-Bergrücken leben. Noch regnet es, aber nicht mehr so stark. Regenjacke an oder aus? Naß werde ich so oder so. Mit Regenjacke schwitzen, ohne Regenjacke regennaß. Ein Dilemma und eben typisch amazonisch. Schließlich bin ich im Regenwald. Die Temperatur fällt durch den Regen merklich, aber die Luftfeuchtigkeit steigt deutlich an. Schwitzen total ist angesagt. Ich freue mich jetzt schon auf meine Dusche heute abend – mit braunem Wasser :-&lt Seufz.

Dschungel, Regen im Regenwald, Feuchtigkeit, einfache Unterkünfte, braunes Wasser und Mosquitos machen dem ein oder anderen aus unserer Gruppe zu schaffen. Zwei von uns klinken sich immer häufiger aus. Ihnen ist sprichwörtlich das Lachen vergangen. Dschungel ist wohl doch nicht das was sie erwartet haben. Wir anderen sind fasziniert. Das Heulen der Brüllaffen, die kleinen flinken Tamarinden-Äffchen, riesige blaue Schmetterline (Blauer Maorphofalter), Wanderpalmen die mit Hilfe ihrer Wurzeln den Standort wechseln, armdicke Lianen und Würgefeigen, die sich als Samen in einer Baumkrone niederlassen, langsam, aber sicher ihre Luftwurzeln Richtung Boden schicken, sich dort verankern und mit der Zeit ein dichtes Netz um den Wirtsbaum bilden und ihn mit zunehmender Dicke ihrer Luftwurzeln einfach strangulieren. Wunderschöne Baummuster sehen wir bei unseren Touren durch den Dschungel. Und dann begleitet uns noch die Stimme des Amazonas: Nie zu sehen, immer laut zu hören, mit einem faden graubraunen Federkleid – wir hören einen aufsteigenden melodischen Dreiton von ‚ooh-AH‘, der in einem durchdringenden, unglaublich lauten ‚SQUEEEE, SQUEEEE-AH‘ gipfelt. Die quietschenden, kreischenden, fast schon künstlichen Töne könnten auch zu einem Computerspiel gehören. Am Anfang noch lustig, gehen sie mir nach ein paar Stunden wirklich auf den Geist.

24.09.2011: Wieder steht uns eine lange Bootsfahrt bevor. Wir verlassen unser Campamento in den Tiefen des Manú-Nationalparks und machen uns auf den Weg zur Pantiacolla-Lodge. Darwin, unser Guide, ist hier aufgewachsen. Es wird wieder eine lange Fahrt. Den Rio Manú geht es abwärts und dann stromaufwärts auf den Rio Alto Madre de Dios. Zum Glück ist der Fluss ruhiger als die ersten Tage, trotzdem muß unser Bootskapitän uns an einigen Stellen kunstvoll durch einige Stromschnellen manövrieren. Vor allem noch im Bereich des Rio Manú sehen wir Kaimane, kleine weiße und riesige schwarze Exemplare. Am frühen Morgen zeigen sich uns Unmengen kleiner Sand-Nachtschwalben, aufgereiht auf den aus dem Wasser herausragenden Ästen sitzend. Ansonsten bleibt alles ruhig. Große Tapirspuren im Sand zeigen uns, daß hinter dem grünen Blätterdickicht viel mehr Leben herrscht als wir sehen. Und der kurze Boxenstop an der Sandbank läßt uns das am ganzen Leib auch erfahren: Sandfliegen fressen uns fast bei lebendigem Leib auf. Wir sind froh als die Fahrt weiter geht.

Auch heute gibt es Essen auf dem Boot. Reis mit Gemüse und leckerem Möhren-Apfelsalat. Dazu Brot, das inzwischen schon ein wenig trocken ist. Es ist ein Wunder, daß es noch nicht hart oder verschimmelt ist, denn wir schleppen das Brot bereits seit Beginn unserer Fahrt in den Amazonas mit uns.

Unser Highlight heute ist unser Hike am Nachmittag durch den Wald der Pantiacolla-Lodge. Das Gelände der Lodge zieht sich am Hang des Pantiacolla-Bergrückens über mehrere Vegetationszonen hin. Wir sehen ein Horde der kleinen, braunen, flauschigen Tamarinden-Affen. Es macht unheimlich Spaß sie bei ihren Sprüngen von Baumkrone zu Baumkrone zu beobachten.

25.09.2011: Die morgens besuchte Vogellecke ist wenig ergiebig und nach unserer Abgeschiedenheit in der geschützten Zone des Manú-Nationalparks etwas überlaufen. 4 Boote liegen am Ufer. Aber die grünen Sittiche und grünen Papageien verstecken sich in den grünen Bäumen und kommen nicht an die Lecke herab. Nur wenn sie aufgescheucht in großen Schwärmen durch die Gegend fliegen, sind sie gut zu sehen. Hätte ich doch ausschlafen können! Aber es ist ein wunderschöner Morgen mit Morgennebel über dem Wasser. Idyllisch – wäre die Ruhe und das Vögelgezwitscher nicht immer wieder durch die Bootsmotoren gestört.

Frühstück und dann ein Hike durch den oberen Wald der Lodge. Die Ausbeute heute: Pilze, Blumen, Kautschuk-Bäume, Schmetterlinge und Affen.

Und dann mit einem Schokoladenkeks und Buch zum Relaxen in die Hängematte. Und da beobachte ich eine mir unbekannte Spezies: Chinesen aus dem Vogelclub in Taipeh. Sie sind mit großen Hüten mit Mundschutz, langärmeliger Gaderobe und Handschuhen sprichwörtlich bis zu den Haarspitzen vermummt. Und dabei ist es heute so warm, daß mir bereits im Sitzen der Schweiß den Rücken herunterrinnt. Puhh. Und jeder der Vogelbeobachter hat Kamera mit Riesen-Teleobjektiv umhängen. So streifen sie durch das Gelände der Lodge und immer wieder ist das ‚rattattattattat‘ der Kameras zu hören. Abends setzt dann eine lebhafte Diskussion am Nachbartisch ein über die gesehenen Vögel. Nicht daß ich etwas versehen würde. Mit dem schatternden Chinesisch macht die Gruppe fast schon dem morgendlichen Vogelchorus Konkurrenz.

Bevor wir allerdings am Abendbrottisch sitzen, haben wir den Nachmittag an einer heißen Quelle verbracht. In einen kleinen Bachlauf mit kühlem Wasser mündet eine heiße Quelle. Wir lassen uns so richtig einweichen. Die Nase ist etwas irritiert durch den Geruch nach faulen Eiern, aber der Körper entspannt sich wunderbar. Und so kommen wir total relaxt zurück in die Lodge und lassen uns von unserem Vogelfotograf Glenn von seiner Begegnung mit einer Horde Pekaris berichten. Diese wilden Schweinchen haben ihn mitsamt seiner Kamera wohl fast umgerannt. Das hätte ich doch zu gerne gesehen.

Oh, und dann war da noch Peter, der uns zum Lachen gebracht hat. Er wollte nach unserem Bad in den heißen Quellen unbedingt die letzten 100 Meter bis zur Lodge im Fluss schwimmen und sprang aus dem Boot – das Wasser ist hier tief genug – aber leider kam er nicht ans Ufer. Die Strömung nahm ihn einfach mit. Während wir bereits am Ufer standen, fuhr unser Bootsmann dann nochmal los und sammelte Peter einiges stromabwärts auf der anderen Uferseite auf.

26.09.2011: Ein letztes Mal früh aufstehen. Ich genieße die letzten 3 Stunden Fahrt mit unserem Boot. Um kurz vor 11 Uhr sammelt uns der Bus in Atalaya auf. Nun stehen uns 9 Stunden Fahrt bis Cusco bevor. Ein Horror! Ich denke mit gemischten Gefühlen an unsere Fahrt die Bergstraße hinab. Diesmal ist es ein Bus mit deutlichen Gebrauchsspuren, um nicht zu sagen, er rüttelt, schüttelt und quietscht auch ohne tiefe Schlaglöcher schon von ganz alleine. Unser Fahrer ist diesmal auch Gaspedal-freundlicher. Und so geht es in gutem Tempo bergaufwärts.

Mittagsstop in San Pedro und schon geht es weiter. Irgendwann setze ich mich dann ganz nach vorne auf die Beifahrerseite direkt neben den Fahrer. Auch der Koch sitzt hier und wir unterhalten uns ein bißchen. Die Aussicht ist von hier aus viel besser. Vor allem kann ich gut erkennen, daß die Straße wirklich breit genug ist für unseren Bus. Und das Schwanken des Busses – rechts – links – aber bitte nicht zu weit, denn da ist doch ein Abgrund neben mir – ist nicht ganz so zu spüren. Der Anblick einiger Überreste eines LKWs am Straßenrand beunruhigen mich dann doch etwas. Der Lkw hat wohl die Kurve nicht so ganz hinbekommen und hat letzten Freitag den Abgang gemacht. Einige bunte Holzplanken der Seitenverkleidung des Trucks und ein bißchen was von der Fracht wurde wieder nach oben auf die Straße geholt und liegt da nun so herum. Unser Koch erzählt mir dann, daß so ein Absturz schon mal häufiger vorkommt. Natürlich nur bei den Lkws versichert er mir, denn da würden die Fahrer betrunken fahren. Im Tourismusverkehr sei betrunken fahren natürlich nicht erlaubt. Unser Fahrer grinst mich nur breit an. Gibt nochmal Gas. Überhaupt freut er sich immer diebisch, wenn er mal wieder ein Schlagloch nicht umfahren kann und es uns alle bis auf die Knochen durchschüttelt. Trotzdem ist er voll bei der Sache und liefert uns um 21 Uhr sicher in Cusco ab. Ein langer Tag und eine herrliche Tour gehen zu Ende.

27.09.2011: Zurück in Cusco kann ich ausschlafen – ein herrliches Gefühl! Eine heiße Dusche mit klarem Wasser – ein noch besseres Gefühl! Und die Wäsche kommt schnell zum Waschen, damit der muffelige Geruch aus dem feuchten Amazonasgebiet verschwindet. Ich nehme Abschied von Cusco, denn morgen geht mein Flieger nach Brasilien zu den Iguazú-Wasserfällen.

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Manú Nationalpark ruft…

… und wieder werde ich mich für 9 Tage von der Zivilisation verabschieden. Diesmal stehen nicht Berge wie Eisriesen, karge Landschaften und kalte Nächte auf dem Programm, sondern Dschungel, Hitze, Feuchtigkeit und Mosquitos. Der Grund für meinen erneuten Besuch von Cusco ist der Nationalpark Manú , der von hier aus zu erreichen ist.

Der Manú ist das größte Regenschutzwaldgebiet weltweit und soll das beste Ziel für Tierbeobachtungen im Amazonasgebiet überhaupt sein. Riesenotter, Papageien, Affen, Tapiere. Es gibt sie dort alle. Aber werden sie sich mir auch zeigen? Leider gibt es auch große Kaimane und giftige Schlangen, die nunmal nicht zu meinen Lieblingstieren gehören. Auf eine persönliche Begegnung mit ihnen kann ich gut und gerne verzichten.

Heute war Tourbriefing. Morgen früh 5 Uhr geht es los. Schon wieder so früh aufstehen. Bin ich nicht eigentlich im Urlaub? Aber ich bin gespannt! Und melde mich mit meinen Neuigkeiten wieder in 10 Tagen. Bis dahin lasst es Euch gut gehen.

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In 10 Tagen um die Cordillera Huayhuash – Teil II

01.09.2011: Man könnte sagen, heute ist ein besonderer Tag. Wir verlassen das Zeltcamp talauswärts und damit bergab. Das ist ein Novum, denn bisher führte unser Weg aus den Zeltcamps eigentlich immer gleich bergauf – wenn man mal von unserem morgendlichen Ausflug zur Laguna Mitucocha absieht. 

Nach rund 1 1/2 Stunden Gehzeit erreichen wir das kleine Dorf Huayllapa. Lehmhütten ohne Fenster, die Holztüren meist mit Vorhängeschloß verschlossen und mit Stroh oder Blech gedeckt. Gleich am Ortseingang liegt die Bodega ‚Sol de Yerupaja‘ in der wir einkehren. Frühschoppen ist angesagt. Wahrscheinlich machen die Bodega-Besitzer ihren Wochenumsatz an Bier mit uns – obwohl ich mich morgens um 10 Uhr noch an Coca Cola halte. Auch das eine willkommene Abwechslung zu Tee und Wasser.

Mit Gabi bummele ich durch das kleine Dorf. Vor dem ein oder anderen Haus an der Plaza sitzen Frauen, unterhalten sich, stricken nebenbei oder spinnen Wolle. Apropo nebenbei stricken. Während wir Europäer mit Wanderstöcken die holprigen Bergwege entlanglaufen, immer mit den Augen am Boden um nicht zu stolpern, kommen uns immer wieder Peruanerinnen entgegen, die nebenbei stricken oder Wolle spinnen. Vermutlich ist diese Multitaskingfähigkeit mit dem erforderlichen Gleichgewichtssinn auf diesen Wegen angeboren oder bereits mit der Muttermilch eingesogen worden. Auf jeden Fall erwecken Gabi und ich Neugier im Dorf. Wir werden angesprochen, werden gefragt aus welchem Land wir kommen, tauschen Namen aus und versichern, daß uns Peru und insbesondere die Cordillera Huayhuash großartig gefällt. 

Leider lassen sich die Einheimischen nicht gerne fotografieren. So speichere ich die malerischen Szenen des Dorflebens nur in meinem Gedächtnis ab. Frauen in farbenfrohe Röcke und bunte Tücher gekleidet; die Jogginghose unter den Rock gezogen und das uvermeidliche Strickzeug in der Hand oder ein buntes Tragetuch auf dem Rücken. Nur die Bodega-Besitzerin lässt sich gerne fotografieren. Ganz die Kauffrau antwortet sie auf meine Bitte um ein Foto: ‚Aber sicher, Publizität ist gut fürs Geschäft.‘

Nach dem Bier geht es wieder dorfauswärts – wieder mal ab nach oben; wie kann es auch anders sein. Lange zieht sich der Aufstieg durch das nächste Tal hin. Fast 600 Höhenmeter sind zu bewältigen. Wie gut, daß ich nur eine Coca Cola getrunken habe, sonst hätte ich mich glatt auf unser Begleitpferd Negro schnallen lassen können.

Ein Blick zurück ins Tal und wir sehen den Berg qualmen. Die Peruaner lieben die Brandrodung. Es war wohl mal wieder an der Zeit. Nun, unser Blick und Weg geht in die entgegengesetzte Richtung. Die Wanderung talaufwärts ist wenig spektakulär um nicht zu sagen ‚das Stück Weg muß eben gegangen werden‘.

Das nächste Highlight ist definitiv unser Mittagessen. Wie immer steht unser Koch bei unserer Ankunft an einem idyllisch gelegenen Flecken an einem Wildbach stilecht in seiner Kochkluft parat und serviert ein leckeres Essen. Danach geht es zügig weiter bis zu unserem Lagerplatz Huatiac (4.300 m).

Heute haben wir wieder mehr Platz zwischen den Zelten. Gestern war es dann doch etwas eng. Und wenn dann noch Schnüre zwischen den Zelten gespannt werden zum Trocknen unserer Sachen, gibt es den reinsten Irrgarten. Nachts bei meinen Toilettengängen ist dann immer extreme Vorsicht angesagt. Ich habe mich schon über diese Schnüre stolpern und nachts Zelte umreißen sehen. Nun, ich kann vermelden, daß ich erfolgreich alle Stolperfallen umgangen bin. Auch habe ich immer wieder zu meinem Zelt zurückgefunden – der ein oder andere von uns hat ja nachts auch mal in einem Nachbarzelt nach seinem leeren Schlafsack geschaut .

01.09.2011: Heute ist ein Faulenzertag. Nur 3 1/2 Stunden Laufzeit stehen auf dem Programm damit die Bergsteiger sich für ihre morgige Tour auf den Diablo Mudo (’stummer Teufel‘) rüsten können. Aber wer hier glaubt einen Tag verbringen zu können ohne eine vernünftige Portion Höhenmeter gegangen zu sein, hat sich getäuscht. Auch heute stehen 500 Höhenmeter bergauf und 600 Höhenmeter bergab auf dem Programm.

Das gute Wetter ist zurück. Wir erlaufen den 4.800 m hohen Tapush Pass und steigen dann auf der anderen Berseite in unser Lager Vashpapampa (4.500 m) unterhalb der Laguna Susucocha ab. Unterwegs stoßen wir auf eine Schotterstraße, an der mit einer großen Tafel ‚Durchgang für Fußgänger verboten‘ vermerkt ist. Hier ist eine Minengesellschaft tätig. Derzeit ist das Minenprojekt aufgrund der Proteste der Landbevölkerung, die zu Recht eine Verschutzung ihrer Wasserressourcen befürchten, gestoppt. Hoffen wir, daß es dabei bleibt! Denn ansonsten würde diese wunderschöne Landschaft zerstört werden und die Treks müssten sich eine andere Route suchen.

Natürlich beachten wir das Verbotsschild. Um allerdings zu unserem Aussichtspunkt mit Blick auf den Diablo Mudo zu kommen, laufen wir unterhalb der Straße querfeldein den Hang entlang. Dann zeigt sich der Diablo Mudo in seiner Pracht mit weißer Gletscherkappe. Wir machen Pause und Michael erklärt den Bergsteigern die Aufstiegsroute. Nachdenkliche und skeptische Gesichter; nur eine freut sich bis über beide Ohren: Gabi strahlt den Berg an und ich kann förmlich sehen, wie sie in Gedanken schon beim Aufstieg ist.

Wir haben wieder einen netten Lagerplatz. Ich genieße es, früh im Camp zu sein und ein bißchen in der Sonne faulenzen zu können. Ich beobachte die Küchencrew bei den Vorbereitungen fürs Abendessen. Und selbst die Esel scheinen sich zu freuen ein paar faule Stunden zu haben.

03.09.2011: Morgens um 1 Uhr ruft mich mal wieder das Toilettenzelt. Was für ein Teufelskreislauf – viel trinken wegen der Höhe, dann fühle ich mich gut, nur kann ich dann nicht durchschlafen. Ich schaue auf meine Uhr mit ihrem Thermometer – bibber, es ist unsere kälteste Nacht bisher. Ich habe gute Minusgrade im Zelt und das bereits um 1 Uhr. Die kälteste Phase morgens um 4 Uhr kommt ja erst noch. Kaum wieder eingeschlafen werde ich um 2 Uhr erneut wach, denn für die Bergsteiger wird zum Wecken getrommelt. 3 Uhr ist Abmarsch. Ich freue mich liegen bleiben zu können, kuschele mich tiefer in meinen Schlafsack, drehe mich auf die andere Seite und schlafe sofort wieder ein. Und den Bergsteigern ein Lob, so leise wie sie von dannen gezogen sind. Ich hatte mich auf ein bißchen Ausschlafen gefreut, denn Michael hatte unser Weckzeit erst auf nach 7 Uhr festgelegt. Morgens um 6 Uhr wurde ich jedoch unsanft aus dem Schlaf gerissen. Erst wurde neben mir das Zelt von unserer Crew abgebaut, dann wollten sie mein Zelt abbauen. Grrrr…

Wir sind heute nur zu dritt -Almut, Hartmut und ich – und haben 3 Guides als Betreuung dabei – Michael, Virgilio und Viktor. Da kann ja eigentlich nichts schiefgehen; sicherlich läuft es sich dann wie von alleine die Berge hinauf. Während die Bergsteiger rund 850 Höhenmeter den Berg hinauf müssen, steigen wir keine 50 % davon bis wir auf dem 4.870 m hohen Yaucha-Pass ankommen. Noch vor dem Abmarsch im Zeltcamp werfen wir einen Blick auf den Diablo Mudo und verfolgen das Vorwärtskommen der Bergsteiger. Herrlichstes Wetter. Sicherlich unser schönster Tag bisher. Bereits auf dem Yaucha-Pass bietet sich uns ein umwerfender Blick auf die 6.000er der Cordillera Huayhuash. Viktor verabschiedet sich hier von uns und geht direkt ins Zeltcamp um nach dem Rechten zu sehen. Wir steigen entgegen dem Programm nicht ins Tal ab, sondern halten uns links und wandern oben auf dem Bergrücken entlang. Michael ist sich sicher, daß es von hier aus tolle Ausblicke auf die Gipfel der Huayhuash und auch die Lagungen im Nachbartal gibt. Und Recht hat er! Ein fantastischer Ausblick jagt den nächsten. Wir haben alle sechs Gipfel der 6.000er der Cordillera Huayhuash auf einmal im Blick: Jirishanca, Yerupaja Chico und Yerupaja, Siula Grande, Sarapo und Rasac. Diesen Blick gibt es angeblich selbst vom Diablo Mudo nicht! Wie langweilig wäre es gewesen unten im Tal die ganze Strecke zu laufen.

Nur fragt mich bitte nicht, welcher Gipfel jetzt welcher ist. Die von Michael mehrfach angedrohte Abschlußprüfung hätte ich nicht bestanden – lieber genießen statt sich den Kopf zerbrechen ist hier mein Motto. … Aber wer sich mal prüfen möchte, ob er zumindest die bekanntesten Berge der Welt kennt (es muß ja nicht gleich die Detailprüfung Cordillera Huayhuash sein), dem empfehle ich das Berge-Quiz.

Aber zurück zu unserem Trekkingtag. Auch die Cordillera Blanca ist in der Entfernung mit ihren weißen Gipfeln zu erkennen. Am Ende des Bergrückens angekommen eröffnet sich uns ein weiterer spektakulärer Blick ins nächste Tal mit seinen Lagunas. An der unteren, der Laguna Jahuacocha, erwartet uns unser Zeltcamp. Von hier oben können wir es mit bloßem Auge kaum sehen.

Für den Abstieg müssen wir uns noch einen Weg suchen und von hier oben aus sieht es schon nach einem steilen Abstieg aus. Aber zuerst machen wir es uns auf einem etwas unterhalb gelegenen Felsvorsprung gemütlich. Mittagessen ist mal wieder angesagt.

Heute ist unsere Küchencrew für die Verpflegung der Bergsteiger zuständig und so zaubert unser Guide Virgilio diverse Lunchboxen aus seinem Rucksack. Es gibt Süßkartoffeln mit Mote, einer Art Riesenmais, und Schweinekrustenbraten. Auch wenn Mote nicht so ganz mein Fall ist, das Essen ist mal wieder ausgezeichnet!

Von unserem Felsvorsprung aus haben wir auch Einblick in das Tal, durch das unsere Bergsteiger kommen müssen. Nach dem Essen greifen wir zum Fernglas. Und Tatsache, wir sehen sie im Tal kurz vor der Wegkreuzung zum Yaucha-Pass. Almut fängt an zu zählen: 1, 2, … 10. Stop sollten es nicht 13 Personen mit Guides sein? Also auf ein Neues. Und wirklich, die Truppe ist vollständig und wird sich jetzt das Mittagessen einverleiben. Währenddessen machen wir uns bereits an den Abstieg. Einfach bergab. Manchmal nutzen wir Trampelpfade der Rinder, die sich hier oben den Kuhfladen nach zu urteilen auch gerne herumtreiben. Der Abstieg geht besser und schneller als gedacht und bald stoßen wir auf den Wanderweg, den wir in einer langen Schleife am Hang bis zur Laguna hinunterlaufen. Der Boden ist staubtrocken. Dunkelbraune fast schwarze Erde in Pulverform, die bei jedem Schritt aufstäubt. Es fehlt nicht viel und wir sehen bald aus wie die Schornsteinfeger.

Es scheint noch die Sonne als wir am frühen Nachmittag im Zeltcamp an der Laguna Jahuacocha (4.066 m) eintrudeln. Die Eingeweihten wissen ‚hier gibt es Bier‘. Aus einer der Lehmhütten schleppt ein Einheimischer die Bierflaschen heran. Wir machen es uns vor dem Esszelt gemütlich und erwarten die Ankunft unserer Bergsteiger. Selbst ich Antialkoholikerin – zumindest hier in den Bergen – trinke einen ganzen Becher Bier. Wow . Die Bergsteiger brauchen noch ein Weilchen, aber nach einer guten Stunde trudeln auch sie ein. Geschafft nach einem erlebnisreichen und wohl auch anstrengenden Tag, denn immerhin waren sie ja 14 Stunden unterwegs. Wir sitzen noch lange in der Sonne und erzählen.

Unser Lagerplatz ist umwerfend. Ich sitze im Zelt mit Ausblick auf die tolle Bergkulisse, sehe schwarze Ibisse, Berggänse und Anden-Enten und schreibe Tagebuch. Rechts von mir rupft ein Esel Gras, links von mir schnarcht es – Tribut an die Bergtour – und im Hintergrund das Wasserrauschen des Bergbaches. Ab und zu rumpelt es bedrohlich -Lawinen oder Gletscherabbrüche, die an den entfernten Berghängen der Eisgiganten zu Tal rauschen. Als ich schließlich zu Bett gehe, tue ich das mit dem Gedanken, daß wir in diesem Zeltcamp zwei Nächte bleiben. Was für ein Luxus morgen nicht packen zu müssen! Ein rundum herrlicher Tag war das!

04.09.2011: Das Programm kündigt heute einen freien Tag an, aber das Wetter ist zu schön um faul im Camp zu bleiben. Und Michael preist eine Tour auf den benachbarten Bergrücken an, von dem es nochmals schöne Aussichten auf die Lagunas und die Berge geben soll. Fast vollständig machen wir uns auf den Weg. Es wird nochmals eine 5 Stunden-Tour und so mancher von uns hatte nicht mit einem so steilen Anstieg auf den Bergrücken gerechnet. 500 Höhenmeter geht es steil bergauf. Ich bin ziemlich erledigt. Und zienlich genervt, da gleich zu Beginn der Tour der Zoom meines Objektives seinen Geist aufgegeben hat. In Gedanken bin ich jeden zweiten Schritt dabei meine Optionen für den Foto zu durchdenken – Reparatur, neues Objektiv kaufen und wenn dann wo? Und was wird mich der Spaß wohl kosten? Mit diesen Gedanken komme ich oben auf dem Bergrücken an und nach dem steilen Anstieg entschädigt uns nun tatsächlich ein wunderschöner Blick auf die Berge und Lagunas. Unser Zeltcamp ist noch en Miniature am Ende der ersten Laguna zu sehen.

Genauso steil wie es hinaufging geht der Weg zur Laguna wieder hinab. Unten angelangt wandern wir die ganze Laguna entlang zurück zum Zeltcamp. Dort angekommen, fällt mir auf, daß unser Schaf fehlt. Vor zwei Tagen tauchte es auf einmal in unserem Eselstrek auf und lief – natürlich an der Leine – mit. Auf mein Nachfragen, bekomme ich nur einen vielsagenden Blick. Scheint wohl während unserer Abwesenheit heute geschlachtet worden zu sein. Denn morgen am letzten Tag steht traditionell das Abschlußessen an – es gibt Pachamanka. Heute Abend gibt es Andenforelle, frisch gefangen.

05.09.2011: Unser letzter Trekkingtag ist angebrochen. Und zugleich ist bei mir Halbzeit – 6 Monate reisen. Erschreckend; die Zeit vergeht so schnell.

Zu Beginn laufen wir einen Panoramaweg entlang des Flusses Jahua relativ eben nach Westen. Dann biegen wir nach Norden ab und es geht nochmals einen Pass hinauf. Eigentlich ist der Mancan Punta-Pass mit seinen 4.575 m gar nicht so hoch. Trotzdem haben wir wieder etwas mehr als 500 Höhenmeter und einen recht steilen Aufstieg zu bewältigen. Uli nimmt sich heute eine Auszeit und reitet auf dem Pferd. Der Diablo Mudo steckt ihm wohl in den Knochen. Den ganzen Aufstieg bis zum Pass haben wir nochmals herrliche Ausblicke auf die Cordilliera Huayhuash.

Noch ein letztes Mal sehen wir von der Höhe unsere Eselskarawane in der Ebene herannahen. In kurzer Zeit haben sie uns auf dem Berghang eingeholt und mal wieder überholt. Das Tempo der Esel ist heute noch schneller als die letzten Tage. Nicht nur haben sie weniger zu tragen, sie riechen vermutlich bereits die Heimatwiesen. Auch heute läuft einer der letzten Esel unbepackt. Ob er das Schlitzohr ist? Manchen Morgen hatten wir ein wenig Aufregung im Camp, weil ein oder zwei Esel fehlten. Das schienen die Schlitzohre zu sein, die sich immer am weitesten vom Camp entfernten, sich von den übrigen Langohren absonderten und jeden Morgen extra gesucht werden mußten. Ob sie sich um ihre Tragelast drücken wollten?

Heute ist ein warmer Tag. Ich laufe erstmals weite Strecken im T-Shirt. Endlich einmal! Bisher hatte mich vor allem der kalte Wind davon abgehalten. Solch eine Wärme hätte ich mir auch ein paar andere Tage gewünscht. Vom Pass aus ist es ein langer Abstieg hinunter nach Popca; fast 1.000 Höhenmeter geht es in Serpentinen bergab. Wir wandern durch Kakteenbäume und wirbeln wieder viel dunklen Staub auf. Ich fühle förmlich die Staubkörner zwischen Augapfel und Kontaktlinse knirschen.

Am Rand des Dorfes Popca baut die Crew unsere Zelte für eine letzte Nacht auf. Wieder stehen die Zelte auf dem Fußballplatz des Dorfes. Und wieder sind alle Kinder des Dorfes dort versammelt, spielen Fußball, fegen zwischen den Zelten hindurch und beäugen uns neugierig. Viel Trubel, bis Michael den Kindern zuruft, daß er ihnen die Ohren lang zieht, wenn sie die Zelte umrennen. Da wird es auf einen Schlag ruhiger.

Auch die Küchenmannschaft bolzt mit dem Rest der Crew auf dem Fußballplatz herum. Einhellige Meinung bei uns: Dazu ist die Luft zu dünn. Denn auch hier sind wir immerhin noch auf 3.600 m Höhe. 

Vor ihrem Fußballspiel hat die Küchencrew aber noch das Festessen ‚Pachamanka‘ vorbereitet. 3 Stunden wurde eine Art Erdofen aus losen Steinen beheizt, bis die Steine glühten. Wir schauen zu, wie die Steine auseinandergeschoben und die Kartoffeln in die Vertiefung im Erdboden geschüttet werden. Die Kartoffeln werden dann mit einer Schicht Steine abgedeckt, dazwischen werden verschiedene Sorten Fleisch gepackt – immerhin in Alufolie eingewickelt. Unser Schaf ist wieder da!

Weitere heiße Steine kommen auf den Haufen und obenauf werden Okras, Bohnen und Kräuter gelegt. Das Ganze wird dann mit nassen leeren Zementsäcken abgedeckt. Die nächste Lage ist eine dicke Plastikplane auf die lose rote Erde gelegt wird. Und fertig ist der Erdofen. Der ganze Inhalt muß nun 45 Minuten garen. Also genug Zeit für ein Fußballspiel, bevor Kartoffeln, Fleisch und Gemüse wieder ausgegraben werden.

Die Essensportionen sind riesig. Und wie ich beobachte, gibt es doch das ein oder andere skeptische Gesicht hinsichtlich des Essens, das so rustikal im Erdofen zubereitet wurde. Nicht alle Tage wird das Essen unter leeren Zementsäcken gegart. Und gegessen wird mehr oder weniger mit den Fingern, da die verschiedenen Kartoffeln noch geschält werden müssen und die Bohnen noch aus ihren Schoten zu pellen sind.

Nach den ersten Bissen dann die einhellige Meinung: Schmeckt gut! Pachamanka ist lecker!

Pachamanka ist übrigens ein Wort aus der Quechua-Sprache – ‚Pacha‘ bedeutet Erde und ‚Manka‘ Topf. Meiner Meinung nach eine treffende Bezeichung für dieses Jahrhunderte alte, traditionelle unterirdische Kochsystem, das ein fester Bestandteil der kulinarischen Kultur von Peru ist.  

Letzter Schlußakt am heutigen Tag ist dann die Verabschiedung der Trekkingcrew. Trinkgelder werden verteilt, Tombola für die Crew und natürlich sind ein paar Dankesworte zu sagen. Eigentlich hätte ich es ja kommen sehen müssen, daß das ‚Danke sagen‘ mir zufallen würde. Als Einzige kann ich ein bißchen Spanisch. Bin aber dann doch zu überfahren und kann nicht wirklich ausdrücken wie toll die letzten 10 Tage waren. Denn die Crew war wirklich einmalig. Und so laviere ich mich mit meinen Spanischkenntnissen mehr schlecht als recht durch diesen Programmpunkt. Fazit nach den 10 Tagen für mich: Tolle Tage mit großartiger Landschaft und fantastische Begleitung. Sei es durch unseren Reiseleiter Michael, den Trekkingguide Virgilio und unseren ‚Lumpensammler‘-Guide Viktor, die Küchencrew oder die Eselstreiber. Sie alle haben uns verwöhnt und die Tour zu einem einmaligen Erlebnis werden lassen. Und so kann ich für mich auch sagen, ich bin froh diesen Teil des ‚Urlaubs meines Lebens‘ über Hauser-Exkursionen gebucht zu haben. Von meinen Kopfschmerzen mal abgesehen (Wer möchte sie mir das nächste Mal abnehmen, wenn ich wieder auf Tour gehe?) war es einfach perfekt.

Und so bleibt für morgen nur noch die Rückfahrt nach Lima. Ich befürchte, es geht wieder in Serpentinen die Berge hinauf und auf der anderen Seite hinab, durch Täler hindurch um gleich wieder am nächsten Berghang in Serpentinen hinaufzufahren. Und alles natürlich auf Schotterpiste …. Zum Abschluß also noch einmal ein paar Lieblingsstrecken mit Tiefenblicken für mich.

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In 10 Tagen um die Cordillera Huayhuash – Teil I

10 Tage Trek um die Cordillera Huayhuash. Was wird mich erwarten? Berge, Berge, Berge natürlich, denn in der Huayhuash liegen immerhin 6 Gipfel über 6.000 m Höhe. Mich beschäftigen im Vorfeld aber andere Fragen. Werden meine Achillessehnen halten? Werde ich mit der Gruppe mithalten können, nachdem ich die letzten Wochen und Monate sportlich gesehen Nullrunden geschoben habe? Und wie wird das mit der Höhe werden? Eigentlich bin ich guter Dinge, da ich die ersten beiden Eingehtage ohne Probleme überstanden habe. Die Truppe aus 12 Leuten ist nett, wenn auch ruhig. Und bisher keine Kopfschmerzen wegen der Höhe -nur gut, daß ich zu Beginn des 10 Tages-Treks noch nicht wußte wie sehr ich zu leiden hatte! Und die wichtigste aller Fragen: Wird mein Schlafsack warm genug sein? Ohne weiter auf die Tourbeschreibung zu achten, die ich vorab erhalten hatte, habe ich meinen Tibet-Schlafsack eingepackt in der Annahme, der sei wohl warm genug. Hm, Komfortbereich bis minus 4 Grad, empfohlen werden uns bis minus 15 Grad. Ich sehe mich schon nachts zittern und schlottern…. 

26.08.2011: Auf dem Fußballplatz des kleinen Ortes Queropalca (3.800 m) erwartet uns nach einem langen Fahrtag unser erstes Zeltcamp. Von hier aus werden wir am nächsten Tag unseren ersten Trekkingtag beginnen. Ich bin froh aus dem Bus herauszukommen. Keine Ahnung wieviele Täler und Berge wir heute durch- und überquert haben: Bergauf in Serpentinen auf einspurigen Schotterpisten, bergab in Serpentinen, durch das Tal hindurch und auf der anderen Seite wieder hinauf in Serpentinen … Und manchmal mit unerwarteten Hindernissen. Ich bin ja kein guter Mitfahrer, wenn ich neben mir den ungehinderten Blick in die Tiefe habe, kein Stück der Straße mehr sehe. Auch die umwerfende Landschaft kann mich dann nicht wirklich ablenken. Da heißt die Devise entweder schlafen (Busfahren macht ja auch soooo müde) oder Krimi auf dem IPod hören.

In Queropalca sind wir die Tagesattraktion. Der Fußballplatz wimmelt von Kindern, die neugierig um die Zelte streichen und uns beäugen. Wir räumen alles in unsere Zelte und verschließen sie. Nicht daß am nächsten Morgen zwei Paar Wanderstiefel vor dem Zelt stehen.

 

27.08.2011: Nach meiner ersten Zeltnacht erwarten mich morgens 1,2 Grad in meinem Zelt. Will ich wirklich aufstehen und aus meinem warmen Schlafsack heraus? Habe gut aber völlig verdreht geschlafen und wache mit einem steifen Hals und völlig verspannten Rücken auf. Bevor ich mich noch weiter fragen kann, ob das mit dem Trek eine gute Idee war, bekomme ich einen Becher heißen Tee ans Zelt gebracht. Selbst der Zucker wird auf Wunsch ( 1 Teelöffel bitte!) entsprechend eingerührt. Ich genieße meinen Tee noch im warmen Schlafsack und dann hilft nichts. Zeit zum Aufstehen. Nicht nur ruft das Toilettenzelt nach mir, es steht auch schon das warme Waschwasser vor dem Zelt und Frühstück gibt es auch gleich. Und vor dem Frühstück wollen die Sachen noch gepackt werden, damit die Crew die Esel beladen kann. Aber was für ein Luxus, daß uns die Crew die Zelte auf- und abbaut!

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Laguna Mitucocha, unserem nächsten Zeltplatz auf 4.300 m Höhe. Wir wandern gemächlich die Flußtäler des Rio Machacancha und Rio Janca hinauf. Gute 5 Stunden sind wir unterwegs. Bereits nach kurzer Zeit sehen wir in der Entferung hinter uns die Eselskarawane herannahmen. Und ehe wir uns versehen, haben sie uns nicht nur eingeholt, sondern uns im Galopp auch schon überholt. Noch so manchen Tag werden wir staunen in welchem Tempo die Esel mit ihren Treibern die Berge hinaufjoggen, während wir in der Höhe nach Luft ringen. Aber unser Trekkingguide Virgilio und unser Reiseleiter Michael achten mit Argusaugen darauf, daß wir kein zu schnelles Tempo anschlagen und uns dadurch übernehmen. Und nicht vergessen: Niemals auf die Talseite stellen, wenn die Esel den Berg hinaufgetrabt kommen. Da könnte man unfreiwillig den Berg hinunterkugeln.  

Im Camp angekommen bietet sich uns trotz Wolken eine herrliche Aussicht auf die ersten mit Schnee und Gletscher bedeckten Gipfel der Cordillera Huayhuash: die Gipfel Rondoy, Jirishanca Grande und Chico. Ich kann den Anblick nicht so wirklich genießen, denn plötzlich stellen sich bei mir massive Kopfschmerzen ein. Noch hoffe ich darauf, daß es mein verspannter Nacken ist und eine Massage und ein Nachmittagsnickerchen Abhilfe schaffen. Ich trinke Unmengen von Tee, was in der Nacht dazu führt, daß ich mich zwei Mal aus dem warmen Schlafsack pelle und das Toilettenzelt aufsuche. So einen kleinen Nachtspaziergang bei null Grad finde ich natürlich toll. Bibber!

28.08.2011: Als ich morgens vorsichtig mein Wohlbefinden teste, sind meine Kopfschmerzen fast verschwunden, aber es ist kalt. Minusgrade im Zelt. Der warme Morgentee hilft die Lebensgeister zu wecken und nach einem frühen Frühstück (war es 6 Uhr oder 6:30 Uhr? Bei solchen Zeiten versagt mein Erinnerungsvermögen meistens, da ich mich noch im Halbschlaf befinde), machen wir uns auf zur Laguna Mitucocha. Die Berge der Cordillera Huayhuash spiegeln sich in der Laguna. Leider ziehen aber bereits um 8 Uhr als wir an der Laguna ankommen die ersten Wolken herein. Trotzdem kann ich das herrliche Panorama heute besser als gestern bewundern.

Heute steht unser erster Pass bei Punta Cahuac auf dem Programm. Nur 4.650 m hoch, was mir aber nur bedingt hilft. Ich bin zwar vom Rucksack tragen entbunden; unser Lumpensammler-Pferd ‚Negro‘, das von Viktor geführt wird, trägt mein Gepäck. So laufe ich eigentlich ganz unbeschwert und trotzdem stellen sich nach einigen Stunden wieder die Kopfschmerzen ein. Und so genieße ich die Aussicht vom Pass und den folgenden Abstieg nur halbherzig. 

Unten an der Laguna Carhuacocha angekommen erwartet uns unsere Küchencrew mit dem Mittagessen. Brötchen mit Gemüse und Avocado. Eigentlich ganz lecker, aber ich picke nur herum. Trotzdem geht es mir nach der Pause und dem Essen, zu dem natürlich wie immer heißer Tee gehört, besser. Bei den letzten 40 Minuten Abstieg ins Zeltcamp auf der anderen Seite des Sees bin ich wieder gut gelaunt. Wir passieren einige Lehmhütten. An einer der Hütten trocknet außen aufgehängt Fleisch. Blutrot. Rind oder Schaf? So genau will ich es eigentlich gar nicht wissen.

Um ins Zeltcamp an der Laguna Carhuacocha (4.200 m) zu kommen, muß zuletzt ein kleiner Fluß überquert werden. Zwei Option stehen zur Verfügung: klassisch über die im Fluß liegenden Steine oder akrobatisch a la Klettergarten über eine Hängebrücke mit einzelnen Elementen. Während ich noch sinniere, wer zum Teufel sich eine solche Brücke an dieser Stelle hat einfallen lassen, nimmt Lars sie auch schon in Angriff. Es funktioniert gut seine Flußüberquerung. Als er dann am drittletzten Element abrutscht und sich in einer wirklich akrobatischen Leistung trockenen Fußes über einen Stein und mit Hilfe von unserem Trekkingguide Virgilio auf die andere Uferseite rettet, bin ich zu perplex um zu fotografieren. Ich jedenfalls nehme den klassischen Weg über die Steine im Bach.

29.08.2011: 6 Uhr wecken! Ich dachte, ich bin im Urlaub. Vor allem nachdem ich wegen des vielen Tees wieder mehrfach Nachtwanderungen zum Toilettenzelt unternommen habe, hätte gerne länger geschlafen. Meine Kopfschmerzen lungern noch im Hintergrund, stören mich heute morgen jedoch nicht. Fantastisches Wetter, blauer Himmel und Sonne, die Eisriesen der Cordillera Huayhuash spiegeln sich wie im Programm versprochen in der Laguna. Perfekt!

Von der Laguna Carhuacocha wandern wir zum Zeltplatz bei Huayhuash. Es steht uns ein langer Tag bevor mit fast 7 Stunden Gehzeit und unserem ersten steileren Pass, dem 4.800 m hohe Siula Pass. Heute muß ich meinen Rucksack selber tragen, da die Esel und Pferde einen anderen Weg nehmen. Aber mir werden durch unseren Guide Virgilio die Wasserflaschen abgenommen. Geht es mir gut!

Unser Aufstieg wird belohnt: tolle Blicke auf Gletscher, Berggipfel und im Tal türkisfarbene Lagunen.

Auf 4.600 m Höhe erwartet uns unsere Küchencrew; der Koch stilecht in weißer Schürze und Kochmütze. Das Essen angerichtet auf einem Picknicktisch. Das ist ein Anblick mitten in den Bergen! Wo werde ich in Zukunft bei meinen Touren in den Alpen oder in Norwegen solch eine stilvolle und gute Verpflegung herbekommen? Es gibt püriertes Maniok in Kartoffelform frittiert und mit Gemüse gefüllt. Sehr lecker! Ein heißer Tee rundet das Menü ab. Mein persönlicher Nachtisch sind zwei Rippchen Schokolade aus meiner Care-Paket-Lieferung aus Norddeutschland. Ich rationiere: 10 Tage jeweils 2 Rippchen Schokolade – das hat fast schon Gourmetstatus für mich!

 

Nach der Mittagspause geht es weiter auf den Pass. Auch hier haben wir wieder eine tolle Aussicht, auch wenn der Himmel wolkenverhangen ist und die Spitzen der Gipfel in den Wolken verschwinden. Auf dem Pass überfallen mich wieder massive Kopfschmerzen und der 1 1/2 stündige Abstieg ist die Hölle für mich. Ich kämpfe massiv mit Übelkeit und bin heilfroh zuvor beim Aufstieg bereits das Mittagessen gehabt zu haben. Mich hält nur der Gedanke an das Zeltcamp mit Schlafsack und Isomatte aufrecht. Und tatsächlich vergehen die Kopfschmerzen nach einiger Zeit im Zeltcamp. Der Abstieg auf rd. 4.400 m Höhe hat geholfen. Von Michael darf ich mir nochmal eine Rückenmassage abholen – hm, tut das gut – und abends beim leckeren Essen in unserem Essenszelt schlage ich schon wieder zu. Der Spuk mit den Kopfschmerzen sollte jetzt nach 3 Tagen wirklich vorbei sein.

30.08.2011: Heute steht der erste 5.000er Pass an. Anfangs darf ich meinen Rucksack noch auf ‚Negro‘ packen, dann nimmt sich aber Almut eine Auszeit und ich trage meinen Rucksack wieder selber. Diesmal nimmt mir Michael meine Trinkflaschen ab. Was für ein Trauerspiel mit uns Höhengeplagten! Der Anstieg ist steil. Langsam geht es bergauf. ‚Immer schön Gänsedepperle machen‘ wie meine Schwester mich erinnern würde. Ich laufe so langsam, daß ich noch nicht mal ins Schnaufen und Schwitzen komme. Wenn meine Zeit auf der Höhe in Cusco auch nicht vollständig für die Höhenakklimatisation betreffend Kopfschmerzen geholfen hat – allerdings wie wäre es ohne diese Tage? -, so sind die Tage der Schnappatmung, die ich in Cusco erlebt habe, dann doch vorbei.

Nach der ersten Pause darf ich meinen Rucksack wieder abgeben. Ein zweites Pferd der Küchencrew ist da und schon überholt uns auch schon der Eselstrek im Trab. Ich staune wieder einmal in welchem Tempo die Eselstruppe mit ihren Treibern den Berg hinaufmarschiert, ja rennt. Wieviel langsamer sind wir doch! Und trotzdem kommen auch wir langsam aber sicher auf dem Trapecio-Pass (5.000 m) an. Es ist windig, wenig Sonne, dafür umso mehr Wolken am Himmel. Gipfelbilder, ach nein, nur Passbilder! Ich fühle mich gut – keine Kopfschmerzen, jipeeehhh!

Der kalte Wind treibt uns dann den steilen Abstieg im Schotter bergab. Ausblick auf glasklare Lagunen und um uns herum Berge, Berge, Berge! Was für ein Augenschmaus! Für die Mittagsrast erwartet uns unsere Küchencrew an einem idyllischen Plätzchen; leider etwas windig. Trotzdem lasse ich mir das Omelett mit Brötchen, Gemüse und Senfsoße schmecken. So ohne Kopfschmerzen fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Ich esse so viel, daß ich hinterher beim Laufen Probleme habe. Ich könnte besser rollen als laufen.

Am frühen Nachmittag trudeln wir im Zeltcamp ein. Idyllisch an einem Bach gelegen und Blick auf die beeindruckende Puscanturpa-Gruppe. Ich blicke zweifelnd den Himmel an, ob mehr als nur eine Katzenwäsche drin ist. Ich entscheide ja und lasse mir diesmal eine volle Waschschüssel mit warmen Wasser geben. Ich bin dann doch nicht so hartgesotten wie Hartmut, der sich immer am Bach wäscht. Mensch, das ist doch Gletscherwasser! Da wäre ich ja gleich erfroren. Mit Hilfe einer Tasse wasche ich mir – mit warmen Wasser – die Haare. Die Sonne meint es gut mit mir, denn Wind alleine wäre beim Haare trocknen doch gefährlich. Eine Erkältung will ich mir ja schließlich nicht einfangen. Ruckzuck sind meine Haare bis zur Teepause trocken. Teepause in der Sonne, wie schön. Jaja, nicht nur Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es. Zur Überbrückung der kleinen Hungerattacken gibt es reichlich Snacks und jeden Tag um 16 Uhr eine Teepause – Tee und Knabbereien. Abnehmen trotz viel Bewegung in der Höhe steht hier definitiv nicht auf dem Programm.

Nach der Teepause verschwinde ich im Zelt. Sonne ist weg, es ist kalt. Und dann fängt es auch noch an auf das Zeltdach zu trommeln. Regen, denke ich. Kritisch beäuge ich die Zeltwände und den Zeltboden. Ich höre, wie die Mannschaft sich an den Zelten zu schaffen macht und alle Verankerungen nachspannt. Luxus ist so ein Trekking. Beim nächsten Camping werde ich vergessen haben, daß ich mich selber um diese ungeliebten Feinheiten kümmern muß. Bei meinem Gang zum Abendessen muß ich mich korrigieren. Kein Regen; unsere Zelte sind mit einer weißen Schneehaube überzogen. Für die Nacht nehme ich mir vorsichtshalber meine Trinkflasche mit heißem Wasser mit in den Schlafsack.

31.08.2011: Zum Glück war die Nacht nicht so kalt wie befürchtet und so mache ich mich heute gut gelaunt auf den Weg. Heute legen wir nochmal 50 Höhenmeter drauf und überqueren den San Antonio-Pass mit 5.050 m Höhe. Für mich wird das der höchste Punkt der Trekkingtour sein; die meisten der Gruppe werden jedoch in drei Tagen noch auf den Diablo Mudo (5.350 m) marschieren. Ein langer Aufstieg ist es zum San Antonio Pass. Sand und Schotter und zuletzt alles weiß bepudert vom Schnee der vergangenen Nacht. Die letzten Meter werden wir fast auf den Pass hinaufgeweht. Die Aussicht ist begrenzt, da die Wolken tief am Himmel hängen. Trotzdem ist genug Sonne da für gute Laune und einige schöne Ausblicke auf die Westseite der Huayhuash. 

Der eisige Wind auf dem Pass lädt nicht zum Verweilen ein und so machen wir uns nach einem schnellen Fotostop an den Abstieg. Schotter, Schotter, Schotter. Ein langer Weg führt uns hinab zur Laguna Jurau in Kalinka-Tal. Das Mittagessen ruft schon wieder! Auch diesmal liegt unser Camp im Tal an einem wild rauschenden Gebirgsbach. Wasserfälle rechts und links. Nicht umsonst heißt das Camp ‚La Catarata‘ (Wasserfall). Der Weg durch das Tal bis zum Camp zieht sich hin. Der Regen holt uns ein und ich ziehe das erste Mal – und zum Glück auch das letzte Mal – meine Regenhose an.

Heute nur Katzenwäsche trotz warmen Waschwasser. Es ist kalt. Eisig mit diesem Wind, trotz der niedrigen Höhe des Campingplatzes (3.850 m).

Damit ist die Halbzeit der Tour erreicht …. Fortsetzung folgt.

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Nazca und zurück nach Cusco

Ich bin früh los aus meiner Oase Huacachina. Zurück ins quirrlige Leben von Ica, das heute morgen gar nicht so trubelig war. Mit dem Bus ging es dann in knapp 3 Stunden von Ica nach Nazca. Ich saß im Doppeldecker ganz vorne oben und hatte einen herrlichen Blick auf die Landschaft. Sand, Sand, Sand soweit das Auge reicht. Manchmal habe ich die Augen auch lieber zugemacht, denn einige Überholmanöver waren schon mehr als abenteuerlich. Trotzdem ein Erlebnis durch eine der trockensten Wüsten der Erde zu fahren, in der oft jahrzehntelang kein Regen fällt.

Bekannt ist Nazca für seine Nazca-Linien, die die Paracas- und Nazca-Kultur ab 800 v. Chr. in die Geröllwüste scharrten. Die deutsche Forscherin Maria Reiche entdeckte über 50 Figuren und über 1000 Linien von bis zu 20 Kilometern Länge. Sollte ich mir das auf einem Flug von oben ansehen? Die kleinen Flieger kreisen in engen Spiralen über den Linien, die Piloten kippen ihre Flieger mal rechts, mal links, damit auch jeder der Insassen seine Fotos machen kann …  und der ein oder andere Passagier verabschiedet sich dabei dann wieder von seinem Frühstück. Da ich die ideale Kandidatin dafür gewesen wäre, verzichte ich auf den Flug. Das Geld investiere ich lieber in mein nächstes Abenteuer, den Manu Nationalpark. Ich begnüge mich also mit einem Blick vom 15 Meter hohen Aussichtsturm, der direkt an der Panamericana einige Kilometer vor Nazca steht. Die Busfahrer sind so nett und lassen einen dort auf Wunsch aussteigen. Zur Weiterfahrt nach Nazca stoppt man dann den nächsten vorbeifahrenden Bus per Winkzeichen.

Von dem Aussichtsturm – eine leicht windige Angelegenheit – sieht man zwei der Nazca-Figuren: die Hand und den Baum. Die Hand hat nur 9 Finger. Und so war Maria Reiche wohl für die Erforschung der Nazca-Linien vorherbestimmt. Sie zog sich 1932 vor Beginn ihrer Nazca-Forschungen eine Entzündung in einem Finger durch einen Stachel zu und verlor ihren Finger. So soll Maria Reiche auch eine besondere Vorliebe für die Figur des Affen mit seinen 9 Fingern gehabt haben. Und wem das an Mystik nicht genug ist, nun der kann ja ein bißchen bei Erich von Däniken nachlesen. Gehen seriöse Forscher bei den Nazca-Linien von einem Ritualplatz für Wasser- und Fruchtbarkeitskulte oder einem riesigen astronomischen Kalender aus, so könnten die Linien ja auch eine Landebahn für Außerirdische gewesen sein. Nun, ich bin skeptisch und finde es leicht befremdlich, daß Erich von Däniken Ehrenbürger der Stadt Nazca ist.  

Am Nachmittag möchte ich mir den Friedhof von Chauchilla ansehen, der rd. 25 km südlich von Nazca liegt. Eigentlich bin ich auf eine Tour gebucht, aber als ich bei der Agentur ankomme, fehlen ihnen die Leute. Typisch Peru. Privattour? Hm, ok, aber so teuer? Nach ein wenig verhandeln fährt mich der Bruder des Agenturinhabers mit dem Taxi nach Chauchilla. Er ist ein lustiger Typ, der recht gut über die Gegend Bescheid weiß. Und so erfahre ich nebenbei ein bißchen was über die Minen in der Umgebung von Nazca und auch über die vielen Kakteenfelder an denen wir vorbeifahren. Jetzt profitiere ich so richtig mal von meinem Spanisch, auch wenn der ein oder andere halbe Satz an mir vorbeigeht.

Nach einer guten halben Stunde Fahrt kommen wir in Chauchilla an. Ein riesiges Gräberfeld aus der Präinkazeit mit tausenden von Mumiengräbern liegt unter dem Sand. Überall liegen Schädel und Knochenreste, Grabräuber haben hunderte von Gräbern geöffnet und ausgeraubt. Ein kleines Museum informiert und 14 freigelegte und überdachte Grabkammern sind zu besichtigen. Ich bummele den Weg entlang vorbei an den Grabkammern. Mumien, Knochen, Mumien, Knochen und einige erstaunlich gut erhaltene gewebte Stoffbahnen. Bei den Mumien wurden viele der bei den Nazca typischen Langschädel gefunden, denn damals galt eine längliche Schädelform als Schönheitsideal. Deshalb wurden häufig schon Babys Bretter an den Schädel gebunden, um so die Schädelform während des Wachstums zu beeinflussen. Wieder einmal finde ich es gut im heutigen Europa geboren worden zu sein; mir gefällt mein Kopf auch ohne solche Deformierungen.  

Abends habe ich noch einige Stunden in Nazca zu überbrücken, bevor mein Bus über Nacht nach Cusco fährt. Einer Eingebung folgend versuche ich Michael, meinen Hauser-Guide von dem Huayhuash-Trek, telefonisch zu erreichen. Er könnte mit seiner Gruppe gerade in Nazca sein. Und siehe da, ich liege richtig und habe ein nettes Abendessen in Gesellschaft.

Kurz nach 21 Uhr stehe ich dann am Busbahnhof bei Cruz del Sur. Aber der Bus – aus Lima kommend – hat fast 2 Stunden Verspätung. Das begeistert mich wenig, da ich total müde bin. Aber ich bin ja nicht die Einzige, die auf den Bus wartet und erzählenderweise vertreiben wir uns zu viert bei einem obligatorischen Coca-Tee die Zeit.

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Huacachina – Sand und Erdbeben

Gestern Abend bin ich nach meinem Tag in Paracas noch mit dem Bus nach Ica gefahren und von dort mit einem Taxi in den kleinen, nicht weit entfernt liegenden Ort Huacachina. Eine Oase sprichwörtlich. In der Mitte des kleinen Ortes eine Lagune, umgeben von zwei Reihen Restaurants, Hotels, einigen Häusern und vielen Sandbuggies. Denn Sand ist hier die Attraktion. Außen herum um den kleinen Ort liegen hohe Sanddünen.  

Gestern habe ich nicht viel von dieser spektakulären Lage gesehen. War bereits finster als ich mit dem Taxi bei meinem Hostel eintrudelte. Wie mein Bruder so süffisant bemerkte, hätte ich nur den 50 Soles-Geldschein genauer inspizieren müssen. Denn darauf ist Huacachina mit seiner Lagune abgebildet.

Nachdem ich mir den Reisestaub unter einer nur tröpfelnden Dusche abgespült hatte, wollte ich gerade ins Bett gehen. War schon spät. Da schüttelte sich auf einmal das ganze Haus. Lichter gingen an, Stimmen wurden laut. Aber der Spuk war relativ schnell vorbei. Und ich stand immer noch etwas erstarrt da, nur Unterhose und T-Shirt an. Erdbeben? Fühlte und hörte sich etwas anders an als vor 3 Wochen an der Laguna Churrup. Nun, meine Erdbebenerfahrung ist begrenzt, aber anders konnte ich mir das nicht erklären. Und tatsächlich lese ich heute im Internet: Erdbeben der Stärke 4,7, rd. 50 km entfernt von meinem Standort. Hm, kann gut darauf verzichten. War kein nettes Gefühl.

Heute habe ich dann nach dem kleinen Schrecken gestern Abend lange geschlafen. Habe mittags in einem netten Terrassenrestaurant an der Laguna Mittag gegessen und bin dann zum Abschluß des Tages auf die umliegenden Dünen geklettert. Schnauf. Sand kostet Kraft. Und dann noch der Wind! Nicht nur habe ich ein Gesichtspeeling umsonst bekommen; der Sand ist überall in meine Klamotten gekrochen. Als ich mich heute Abend im Hostel entsandet habe, habe ich ein nicht gerade kleines Häufchen Sand auf dem Boden hinterlassen. Selbst in der Unterwäsche war der Sand zu finden! Das schöne am Reisen und Übernachten in Hostels ist in solchen Situationen natürlich, daß ich nicht selber saubermachen muß. Habe also meine Sachen ohne Rücksicht auf Verluste entsandet und ausgeschüttelt. Aber es war den Ausflug in die Sanddünen wert! Denn so einen Ausblick auf Sand und Dünen, mit vom Wind geschliffenen Kanten und Bogen, hat man ja nicht alle Tage.

Morgen besuche ich dann Nazca, bevor ich den Nachtbus nach Cuzco nehmen werde. Cuzco?, werden manche von Euch sagen. War sie da nicht schon. Yep. Ich werde Cuzco ein zweites Mal ansteuern, den ich habe mich entschlossen den Manu Nationalpark doch noch aufzusuchen. Und das geht nur von dort aus.

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Zurück in Lima

Nun bin ich bereits einige Tage von meiner Trekkingtour wieder zurück in Lima und habe noch keinen Pieps von meinen Erlebnissen geschrieben. Ungeplant habe ich mehr Tage in Lima verbracht als ich eigentlich wollte. Habe es genossen in dem Stadtteil Miraflores herumzubummeln, im Starbucks mal etwas anderes als Coca-Tee zu trinken und abends ein Bier zu genießen. Lotterleben sozusagen. Und nach 10 Tagen Trekking waren die Finger einfach noch nicht wieder flexibel genug um über die Computertastatur zu tanzen. Schon gar nicht über diese Tastatur-Krücken in den Cybercafes in Lima.

Aber im Ernst. Erst mal Wäsche waschen lassen. Nach einer heißen Dusche war das der zweite wichtige Meilenstein nach so einer Tour. Meine größte Sorge galt allerdings wieder einmal meinem Foto. Am vorletzten Tag meiner Trekkingtour hatte mein Zoom seinen Geist aufgegeben. Konnte zwar noch fotografieren, aber es war sehr mühsam. Und auf den Autofokus konnte ich mich auch nicht mehr 100%-ig verlassen. Habe mich so lala über die Runden gerettet.

Michael, unser Reiseleiter, versuchte mich aufzubauen und hat gleich herumtelefoniert nachdem wir wieder in der Zivilisation angekommen waren. Der uns empfohlene Reparaturshop war jedoch nicht mehr aufzufinden. Über der Garagenrolltür hing nur ein Schild ‚zu vermieten‘. Nun, Michael hat sich von dort aus weiter durchgefragt. Erst die richtige Straße mit einigen Fotogeschäften erfragt und schließlich haben wir die Fotogeschäfte nach einem kompetenten Techniker durchforstet – und schließlich gefunden. Weises Kopfnicken von diesem. Entweder ist nur die Feder im Zoom herausgesprungen oder gebrochen – dann reparapel – oder der Ring im Zoom ist gebrochen – dann nicht reparabel. Montag könnten wir eine Antwort haben. Montag?! Es war gerade mal Mittwoch! Michael bekniete den Techniker, ging ihm um den Bart und siehe da, am nächsten Tag bekam ich mittags bereits die Antwort: Das Objektiv ist reparabel. Jipiehhhh!!! Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet. Ich hatte bereits vorab ein wenig im Internet bezüglich neuer Objektive recherchiert. Sofern man nicht durch Zufall was auf dem Schwarzmarkt kaufen kann – vermutlich geklaut von anderen Touristen – ist die Auswahl an Objektiven für Digitalkameras mehr als mager und die Objektive sind doppelt so teuer wie in Deutschland. Aber – alle Sorgen umsonst. Wieder einen Tag später hatte ich mein Objektiv wieder in den Händen. Funktioniert tadellos und ich werde es in Zukunft hüten wie meinen Augapfel … und wieder fotografieren wie eine Wilde. Schließlich muß sich die Reparatur ja lohnen ;-).    

Und so konnte ich die Tage in Lima dann doch noch genießen. Mein Bericht zur Trekkingtour kommt dann diese Tage. Sind immerhin 10 Tage über die zu berichten sind.

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Ausflug zur Laguna Churup

Heute habe ich mit meiner Trekkinggruppe einen Ausflug zur Laguna Churup gemacht. Von 3.800 Metern Höhe sind wir teilweise steil bergan und mit einigen kleinen Kletterpassagen bis zur Laguna Churup, auf 4.450 m gelegen, aufgestiegen. Höhenakklimatisation für unseren übermorgen startenden Trek, die Huayhuash-Umrundung in 10 Tagen.

Eine herrliche Landschaft hat uns bei unserer Tagestour begleitet. Gestern Abend hat es in den Höhenlagen geschneit und so hatten wir weiß überzuckerte Gipfel und kleinere Gletscherzungen im Blick. Oben an der Lagune angekommen hatten wir eine tolle Aussicht auf den Berg Churup mit 5.495 m Höhe.

Und während wir unseren Mittagssnack auf einer hoch gelegenen Felsplatte einnehmen, fühle ich die Erde unter mir schwanken. Almut sitzt neben mir, schaut mich an und fragt ‚Spürst du das auch?‘ ‚Ja, die Erde bewegt sich.‘ Auch wenn ich kurzzeitig dachte, daß es nicht die Erde ist, die sich bewegt, sondern daß mir schummrig wird. Wir fragen unseren Guide, ob er das Erdbeben auch spürt. ‚Erdbeben? Habt ihr Pisco statt Wasser in euren Trinkflaschen?‘ kommt die ermunternde Antwort. Alle schauen uns groß an und erklären uns für übergeschnappt.

Nun, wir steigen nach unserer Mittagspause wieder ab. Es gibt ein leckeres Lunchpaket am Bus zu essen. Ein bißchen Coca-Tee dazu. Soll gut für die Höhenanpassung sein – ob’s hilft? Auf jeden Fall ist viel Flüssigkeit trinken gut. Dann geht es zurück nach Huaraz. Eine warme Dusche. Die letzte für die nächsten 10 Tage. Noch einmal das Duschen ausgiebig genießen. Anschließend bummele ich noch ein wenig durch Huaraz bevor wir uns zum Abendessen treffen.

Und siehe da. Unser Guide Michael informiert uns, daß es in der weiteren Nachbarschaft von Huaraz, in dem östlich gelegenen Ort Pucallpa ein starkes Erdbeben mit einem Wert von 6,8 gegeben hat. Hatten Almut und ich uns doch nicht getäuscht. Andererseits verzichte ich das nächste Mal auch gerne auf’s ‚Recht haben‘, wenn ich dieses schwankende Gefühl unter mir nicht noch einmal erleben muß.

Von meinen Erlebnissen auf dem 10-tägigen Trek werde ich dann in einigen Tagen berichten. Bis dahin – Funkstille.

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Sonne, Mond und Sterne …

… oder was mir sonst noch zu Peru und seinen Peruanern einfällt.

Sonne: Die Inka – Söhne und Töchter der Sonne.
Der Entstehungsmythos der Inka besagt, daß in der Vorzeit die Erde überschwemmt, die Menschen und Tiere in den Tälern bedroht wurden, so daß sie in die Hochebenen flohen. Als die Wasser wieder zurückgingen war das Leben hart und armselig. Aber die Sonne hatte Mitleid mit den Menschen und sandte ihre beiden Kinder Manco Capac und Mama Oklla zur Erde. Diese brachten die restlichen Menschen an den Titicacasee, zu Füßen der Anden. Dort entstand ein neues Reich mit seinem ersten Herrscher, Manco Capac, dem Sohn der Sonne, als ersten Inka. Er bestieg im Jahr 1043 den goldenen Thron in Qoricancha, dem Haus der Könige, in Cusco und war der Stammvater einer Dynastie von Königen, die ihr Land über 500 Jahre regiert haben und im Jahr 1572 von Pizarro, dem spanischen Eroberer und Seefahrer, zerstört wurde. Und leider raubten Pizarro und seine Männer auch die Goldverkleidung des Tempels von Qoricancha. Wäre das heute ein Anblick, wenn das Gold noch an seinem ursprünglichen Platz wäre! Ein Strahlen nach allen Richtungen bei dieser in Cusco fast immerzu scheinenden Sonne.

Mond: Schwester und Hauptfrau des Inka war die Mondgöttin, da der Mond als Gattin der Sonne angesehen wurde. Die Mondgöttin Mama Quilla, auch Mutter Mond oder Goldene Mutter genannt, wachte über die Hochzeiten und Feste der Inka. Kein Wunder also, daß ich in Cusco mehrere Hochzeitspaare nachts vor der Kathedrale habe stehen und für Hochzeitsfotos bei mageren 5 bis 8 Grad Celsius posieren sehen. Bei einem solchen Schutz kann einem wohl nicht kalt sein.  

Sterne: Die Inka glaubten, daß die Sterne die Beschützer des Lebens sind und daß jedes Tier oder jeder Vogel seinen eigenen Stern oder eine eigene Konstellation hat. Lamahirten beteten zur Lamakonstellation, die bekannt ist unter den Namen Lira. Was für ein schöner Gedanke, daß ich einen eigenen Stern habe! Wo er wohl ist?

Wahrscheinlich könnte ich noch seitenweise über die Gottheiten und Mythen der alten Inka schreiben, aber wie sieht es im modernen Peru aus?

Handy: Die für mobiles Telefonieren zuständige Gottheit der Inka scheint den modernen Peruanern noch nicht verraten zu haben, daß ein Handy kein Funkgerät ist. Oder warum sonst, sprechen die Peruaner in ihr Handy als ob es ein Funkgerät ist?

Elektronische Kassen im Supermarkt: … sollten eigentlich der Beschleunigung der Kundenabfertigung dienen. Zumindest ist dies der scheinbar irrgeleitete Glaube der Europäer. Wozu das Fließband an der Kasse einschalten, wenn die Kunden ihre Sachen auch per Hand bis zur Kassiererin vorschieben können? Und haben wir Europäer es nicht sowieso immer zu eilig? Jede Kassiererin in Peru hat selbstverständlich Zeit, nach dem Einscannen der Preise sämtliche Waren in kleine handliche Plastiktüten zu verpacken, bevor es ans Kassieren geht. Hier wacht die Gottheit der Geruhsamkeit.

Bars und Cafes: Wie schön ist es, eine Bar oder ein nettes Cafe gefunden zu haben. Ich mache es mir mit Mitreisenden gemütlich und bestelle. Wir warten auf unsere Getränke. Nach etwa 10 Minuten informiert uns die Bedienung, daß sie in 10 Minuten schließen wird. Ob wir trotzdem noch die bestellten Getränke haben möchten? Nein, danke. Fragt sich nur, warum den Peruanern solche Dinge erst immer so spät einfallen. Und das war kein Einzelfall.

In diesem Sinne… einen schönen Urlaub in Peru.

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