Einsam im Whanganui River

Im Reiseführer wird die Whanganui River Road als landschaftlicher Höhepunkt angepriesen; es sei unbedingt ein Ausflug an den Fluß Whanganui zu machen. Da die Straße aber einen großen Teil nur geschottert ist, haben wir darauf verzichtet ihr einen Besuch abzustatten. Denn unser Mietwagenvertrag sagt: „no gravelroads“. Also beschließen wir kurzerhand den Whanganui River per Kanu zu erkunden. Über die Discovery-Lodge organisieren wir uns diesen Tagesausflug und stehen morgens um 8:00 Uhr bei Wades Landing parat. Wir beäugen den Himmel sehr skeptisch. Die Wolken hängen tief und dicht und nach dem Regen gestern trauen wir der Wettervorhersage mit „mainly fine with isolated showers in the afternoon“ nicht wirklich. Aber bereits in der Lodge von Wades Landing wird uns versichert, daß es unten am Fluß, der rund 700 Meter tiefer liegt, deutlich wärmer und es ein herrlicher Tag zum Kanu fahren sei.

Mit einem Kleinbus geht es eine Stunde über eine Schotterpiste bis zum Startpunkt unserer Kanutour in Whakahoro. Gerade mal 30 Familien leben in dem Tal entlang unserer Fahrtstrecke. Immer wieder begegnen uns an der Straße vereinzelt stehende Briefkästen, darunter auch ein liebevoll gestalteter „All Blacks“-Briefkasten. Kiwis sind eben Rugby-verrückt. Uns kommt ein einzelner Fußgänger entgegen mit zwei großen Greyhounds an der Leine. Kaum haben wir ihn passiert, als wir auch schon an mehreren Anhängern und seinem Auto vorbeifahren, die er für die Greyhound-Zucht verwendet. Ein Unikum wie es scheint mit einer ausgeprägten Greyhound-Passion. Auch eine Schule ist in diesem Tal zu finden: 7 Schüler, 2 Lehrer; allerdings seit einigen Jahren privat betrieben, da die Regierung die Schule mangels ausreichender Schülerzahlen geschlossen hatte.

Trotz Schotterpiste kommen wir erstaunlich schnell voran und fahren immer weiter den Berg hinab bis unsere Fahrt jäh gebremst wird. Einzelne Schafe sind die Verkehrsampeln Neuseelands, aber diese Schafherde hier auf der gesamten Breite der Straße ist ein allumfassendes Stopschild. Und Zeit haben die Kiwis sowieso immer. So plaudert der Schaftreiber erst mal eine Weile mit unserem Fahrer; erkundigt sich in breitem Kiwi-Englisch nach „one-dayern“ und „3-dayern“ und erzählt davon, daß sie ein Rind, das abgestürzt war, oben am Hang notschlachten mußten. Nebenbei amüsierte er sich großartig über einen deutschen Touristen, der in diese blutige Prozedur hineingestolpert ist und wohl etwas schockiert war.

„One-dayer“ sind im übrigen Ela und ich. Wir machen nur eine 1-tägige Kanutour auf dem Whanganui River. Die „3-dayer“ sind dann doch länger unterwegs und fahren 3 Tage den Fluß hinunter, mit vollem Gepäck und Verpflegung, da der Fluß in dieser Passage nicht weiter zugänglich ist.

Schließlich kommen wir am Ausgangspunkt unserer Fahrt an, verpacken unsere Sachen in wasserdichte Tonnen, erhalten eine Karte und ein paar Anweisungen und paddeln los. Wir sind die ersten auf dem Fluß und es dauert eine Weile bis wir von weiteren Kanus eingeholt werden. Bis dahin haben wir die ersten kleineren Stromschnellen bereits erfolgreich gemeistert und haben uns an einer Stelle ein wenig weiter den Fluß hinunter weniger erfolgreich auf ein paar Steine gesetzt. Da hängen wir nun, rütteln und schütteln das Kanu, versuchen nicht ins Wasser zu fallen und trotzdem von diesen dummen Steinen wieder hinunterzukommen. Erst als ich halbwegs bis zu Ela ans vordere Ende des Kanus – über die beiden Tonnen hinweg – vorgekrabbelt bin, schwemmt uns das Wasser frei. Wohl doch zuviel gegessen gestern. Ab sofort sind wir aufmerksamer beim Navigieren und kommen ganz gut klar. Ab und zu überrascht uns allerdings eine Unterströmung im Wasser und führt uns an der Nase herum. Als Steuermann werde ich da schon mal mit der Frage „willst du ans Ufer fahren?“ konfrontiert. Nein, wollte ich eigentlich nicht, aber das Boot fährt manchmal nicht da hin wo ich hin will.

Bereits nach 1 ½ Stunden erreichen wir das erste Camp Mangapapa. Schon 11 Kilometer gepaddelt! Wir machen eine wohlverdiente Pause und stärken uns für den nächsten Abschnitt. Dann paddeln wir weitere 16 Kilometer durch unberührte Natur. War der Fluß auf dem ersten Abschnitt anfangs noch von flachen Uferböschungen eingefasst, rahmen uns jetzt steil ansteigende Uferfelsen ein. Bäume, Bäume, Bäume. Und wenn es keine Bäume sind, dann Farne, die in Mengen an den Uferfelsen wachsen. Blauer Himmel rundet dieses Paradies ab. Vögel zwitschern und keine Geräusche aus der Zivilisation weit und breit. Ein tolles Erlebnis! Wir unterbrechen unsere Fahrt nochmals auf einem kleinen Kiesstrand, der mit einem umgefallenen Baum ein hervorragendes Picknickplätzchen bietet. Ein paar andere Kanufahrer ziehen an uns vorbei, aber eigentlich sind wir alleine auf dem Fluß unterwegs.

Wir mobilisieren noch einmal unsere Arme für das letzte Stück und entdecken schon bald das nächste Camp Ohauora, von dem aus wir aufgesammelt werden. Zurück zu unserem Startpunkt geht es mit einem kleinen Jetboot, das gerade mal 6 Leute fasst. Unser Kanu bleibt zurück und wird wohl ein andermal aufgesammelt. Mit uns fährt ein Ehepaar zurück, deren Kanu nun auf das kleine Jetboot geschnallt wird – Huckepack im Querformat !!! Gegenverkehr wird also nicht erwartet. Mit Speed geht es nun fluß-aufwärts. Über Stellen, die wir als Kanufahrer als flach beurteilt haben, schießt das Jetboot einfach hinweg. Und uns wird bei der 30-minütigen Fahrt erst bewußt wie weit wir heute tatsächlich gepaddelt sind.

In Whakahoro erwartet uns schon der Minibus für den letzten Teil des Rücktransports. Ein kleines Highlight erhalten wir noch zum Abschluß: Als wir wieder auf der Höhe sind, ist das Wetter so klar, daß wir in der Ferne den an der Westküste liegenden Vulkan Mount Taranaki sehen können. Ein seltener Anblick, wie uns unser Fahrer erzählt.

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Tongariro Crossing – the best day-hike of the world ?!

Heute breche ich auf zu einer Wanderung. Keine ordinäre Wanderung, sondern „the world finest day hike“ oder auch als „life-changing experience“ im Reiseführer bezeichnet. Viele Vorschußlorbeeren. Mal sehen, ob die Tongariro Crossing dieses Versprechen auch halten kann. Denn die Kiwis sind mit Superlativen ja groß.

Morgens um 5:45 Uhr geht der Transfer von der Discovery-Lodge zum Startpunkt der Wanderung. Uff. So früh aufstehen. Der Bus ist voll besetzt. 22 Leute fahren zum Startpunkt der Wanderung. Von Wandersleuten mit guter Trekkingausrüstung bis zu mutigen Stadtmenschen in Jeans und mit geliehenden Regenjacken. Selbst Wanderstiefel sind in der Lodge leihbar. Erstaunlich, denn ich würde keine 6 bis 8 Stunden mit fremden Stiefeln laufen wollen.

19,4 Kilometer, 765 Höhenmeter hinauf und 1.126 m bergab erwarten mich. Und hoffentlich schöne, atemberaubende Ausblicke auf Vulkane, Kraterdurchquerungen und die Emerald Lakes. Morgens sieht das Wetter allerdings noch bescheiden aus; nicht schlecht, aber die Berge sind in Wolken gehüllt. Einen letzten Wetterbericht erhalten wir durch den Fahrer des Transfers, bevor es um 6:00 Uhr losgeht. Morgens schönes Wetter; erst nachmittags „isolated showers“.

Die erste Stunde geht es gemütlich und gemächlich auf gutem Weg nur mäßig bergauf. Nebelschwaden ziehen geheimnisvoll an den Bergflanken entlang. Ich erreiche Soda Springs; letzte Toilette für die nächsten Stunden. In unserem Backpackerhostel in Plimmerton hing ein Artikel aus, der sich über die langen Schlangen vor dem Toilettenhäuschen ausgelassen hat. Nun, wir sind die ersten auf dem Weg; noch sind keine weiteren Wanderer unterwegs und so gibt es keine Schlange. Kaum vorstellbar, daß hier in der Hochsaison – von der wir nicht wirklich weit entfernt sind – bis zu 1000 Leute täglich diese Wanderung unternehmen. Nein, da möchte ich nicht mittendrin stecken!

Kaum habe ich das Toilettenhäuschen hinter mir gelassen, da geht es auch schon an den ersten Anstieg. Vor den ersten Treppenstufen steht nochmals ein Schild für die Stadtmenschen, auf dem sinngemäß steht: „Noch kannst du umkehren! Bist du dir sicher, daß deine Ausrüstung und Fitness ausreichend ist?“ Zuvorkommenderweise ist ein Höhenprofil der Wanderung aufgezeichnet mit einer Markierung des aktuellen Standortes und den weiteren, deutlichen Anstiegen, die noch kommen. Zeit für alle Sandalenträger umzukehren?! Sollte man meinen, aber Touristen sind bekanntlich hartnäckig und nicht so leicht von ihren Vorhaben abzubringen.

Bereits während des ersten kräftigen Anstiegs habe ich einen herrlichen Panoramablick zurück ins Tal. Der Morgennebel hat sich in Wolkenbänder verwandelt.

Und als ich den südlichen Krater nach dem ersten Anstieg nach einer weiteren Stunde erreiche, ist der Blick auf den Mount Ngauruhoe und das Tal frei. Herrliche Anblicke!

Da wir die ersten Wanderer auf der Strecke sind, kann ich die Landschaft auch wirklich genießen ohne über Touristenmassen zu stolpern. Wäre ja auch schade die weite, menschenleere Landschaft, die man aus Herrn der Ringe kennt, im Touristenpulk zu durchqueren. So verwandelt sich für mich Mount Ngauruhoe in Mount Doom und die umgebende Landschaft in Mordor.

Ich durchquere den südlichen Krater, bevor es dann in den nächsten Aufstieg zum roten Krater geht. Immer wieder blicke ich zurück und bewundere den wunderbar regelmäßig geformten Vulkankegel des Mount Ngauruhoe und genieße die Aussicht.

Als ich nach einer weiteren Stunde kurz vor dem höchsten Punkt der Wanderung mit 1.886 m angekommen bin, bietet sich ein herrlicher Blick ins Oturere Tal und auf die Kaimanawa Berge.

Aus der Tiefe steigen Nebelfetzen auf. Nebelfetzen oder Schwefeldämpfe? Mal so, mal so, denn ab und zu kommt ein Schwung warme Luft, die leicht nach faulen Eiern riecht bei mir an. Das sind dann wohl eher Schwefeldämpfe. Hier oben mache ich mit zwei weiteren deutschen Mädels Pause und genieße den Blick auf die Emerald Lakes. Spektakulär diese türkisblaue Färbung des Wassers!

Und dann geht es auch schon bergab, vorbei an den Emerald Lakes und dann am Blue Lake und ich bin erstaunt, daß ich den spektakulärsten Teil der Wanderung bereits hinter mir gelassen habe. Inzwischen ist der Blick frei auf Lake Taupo und Lake Rotoaira.

Durch herrlich bunte, aber karge alpine Vegetation geht es zur Ketetahi Hütte hinab. Ich traue meinen Augen kaum, denn der Weg jetzt ist geschottert und wie eine Autobahn zu begehen. Ein Gruß an die Touristenmassen, denen so das Gehen natürlich leicht gemacht wird, aber er schützt auch die fragile alpine Vegetation. Ein Blick zurück den Hang hinauf und ich entdecke einen kleinen Nebenkrater aus dem Schwefelwolken aufsteigen.

Eine letzte Rast an der Ketetahi Hütte, bevor ich mich auf den Weg zum Parkplatz mache, wo der Rücktransport zur Discovery Lodge wartet. Schaffe ich den 12:30 Uhr Transfer? Mit den beiden anderen deutschen Mädels beschließe ich, daß es machbar sein muß. Aber die letzte Stunde müssen wir gut Gas geben, damit wir rechtzeitig am Parkplatz ankommen. Aber besser so, als am Parkplatz eine Stunde zu warten. So haben wir 10 Minuten Luft bis wir aufgesammelt werden. Eine tolle Wanderung mit spektakulären Blicken auf Vulkane, Krater und Seen, auch wenn ich sie nicht als „the world´s finest day hike“ bezeichnen würde. Sorry Kiwis, aber da bin ich schon andere atemberaubende Wanderungen gelaufen. Das soll die Schönheit der Wanderung jedoch nicht schmälern. Zudem bin ich nur wenigen anderen Wanderern auf dem Weg begegnet – entgegen der allgemeinen Vorhersagevon Massenbewegungen, die den Lemmingwanderungen gleichen. So läßt sich die Schönheit der Landschaft sehr gut genießen!

Und wie gut, daß ich gleich früh unterwegs war. Die angekündigten „isolated showers“ legen bereits eine Stunde nach meiner Rückkehr los und wachsen sich zu einer breiten Regenfront aus. Der Shuttlebus bringt alle Stunde leicht bis starkdurchnässte Wanderer zurück in dieLodge. Währenddessen breche ich mit Ela und den beiden anderen deutschen Wanderinnen auf ins Whakapapa Village. Village ist fast schon übertrieben: Campingplatz mit Motel, DOC-Office, ein Pub, ein geschlossenes Cafe und ein Cafe-Restaurant im Chateau Tongariro Hotel. Wir flüchten durch den hartnäckigen Regen in das Cafe und halten bei Cappucino, Espresso und Chai Latte einen Nachmittagsplausch.

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Määäähhhhhh

Auf unserer Fahrt gen Norden von Wellington Richtung Tongagiro Nationalpark blättere ich durch den Reiseführer während Ela fährt und stelle wieder einmal fest, daß keine spektakulären Unterbrechungen auf unserer Fahrt zu erwarten sind. Dafür sammeln wir aber Kiwi-Eindrücke.

Otaki, lese ich im Reiseführer, bietet Designer- und Outdoor-Outlets. Ich habe kaum ausgesprochen, da tritt Ela auch schon auf die Bremse und parkt den Wagen am Straßenrand. Shopping-Pause! Das denken nicht nur wir, sondern eine Menge anderer Leute auch. Und so ist der kleine Ort Otaki – von Obst- und Gemüsemüsegärten umbaut – vollgepropft mit Autos und kaufwütigen Fußgängern. Hier ist Outlet-City!

Nachdem wir die Outdoorgeschäfte durchstöbert haben – für mich sprang dabei ein kleiner, leichter Regenschirm heraus – geht die Fahrt weiter. Der Reiseführer weist auf Foxton als „die interessanteste Ortschaft der Horowhenua-Region mit nostalgisch anmutenden Ladenfassaden“ hin, deren Ortsbild heute von einer holländischen Windmühle dominiert wird. Wir beschließen hier einen Kaffee zu trinken. Sind jedoch schon äußerst skeptisch bei der Einfahrt in die Ortschaft. Beim Besuch der Mühle wird uns dort in dem kleinen Laden die neuste Erungenschaft vorgestellt: Ein Computer. Und Internet gibt es auch! Das ist so aufregend neu für den Verkäufer in der Mühle, daß er uns hoffnungsvoll fragt, ob wir nicht eine Email schreiben und nach Hause schicken wollen. Lachen oder Weinen? Wir flüchten aus der Mühle in das gegenüberliegende kleine Cafe. Vielleicht ist ein Muffin oder ein großer Cookie zu haben? Natürlich, aber die Auslage sieht ein wenig verhungert aus.

Weitere Stops verkneifen wir uns und fahren bis Whanganui durch. Dort sammeln wir einen weiteren Superlativ: „Durie Hill Elevator – unique in the southern Hemisphere“. Durch einen 213 Meter langen Tunnel, den ein geschnitzes Maori-Eingangstor ziert, gelangen wir zu einem Aufzug, der uns 66 Meter hoch auf den Gipfel des Hügels Durie Hill bringt. 1919 eröffnet, um den Bewohneren auf Durie Hill den Fußweg zu erleichtern, ist der Aufzug heute ein Relikt aus alten Zeiten, aber immer noch in Benutzung. Es gibt sogar eine Monatsfahrkarte zu erstehen. Wir kaufen eine einfache Fahrt für $3 (einschließlich $1 für den Touristpass) und erhalten als Gegenleistung eine hübsche Aussicht auf die Stadt und den Whanganui River.

Gemäß meinem Reiseführer gibt es kaum etwas schöneres als einen sonnigen Nachmittag in der Victoria Avenue von Whanganui zu vertrödeln. Als wir durch die Innenstadt entlang der Victoria Avenue schlendern frage ich mich, ob der Autor meines Reiseführers tatsächlich in Whanganui gewesen ist. Oder war seine Sicht durch Rauschmittel geschönt?! 17 Uhr wochentags werden in Whanganui die Gehsteige hochgeklappt. Wir haben die Hoffnung eine nette Kneipe oder ein kleines Restaurant zum Abendessen zu finden, denn die nächsten Tage werden wir wieder Selbstversorger sein. Die meisten Cafes und Restaurants liegen in der Victoria Avenue – gibt uns der Reiseführer Auskunft. Doch wo sind sie? Wir stolpern über den ein oder anderen Take Away, aber ansonsten nichts zu sehen. Schließlich entdecken wir ein Restaurant namens Stellar mit netter, etwas aufgehübschter Kneipen-Atmosphäre und sehr leckerem Essen. Ein Blick in den Reiseführer und wir sind wieder irritiert: „Stellar – großes, todschickes Restaurant mit Bar…“. Groß und mit Bar ist zutreffend, aber todschick?!

Am nächsten Tag genießen wir auf unserer Fahrt gen Norden einen herrlichen Blick auf den Whanganui River. Diesen Lookout verschweigt unser Reiseführer ganz; allerdings lobt er den Whanganui River in den Himmel.

Und dann sind da die Schafe. Unmengen von ihnen. Irgendwo müssen die 45 Millionen Schafe, die es in Neuseeland geben soll, ja auch sein. Und doch sollen es heute nur noch halb so viele sein wie vor 3 Jahrzehnten; verdrängt von Wild- und Straußenzuchten oder Weinbergen. Wir kommen an zwei Schaffarmen vorbei. Ein Geblöke und Gejammere ist das! Määääähhhhh! Aber es ist natürlich auch unerträglich, wenn einem der schöne warme Pelz geklaut wird. Da stimmen wir fast in das Jammern solidarisch ein. Die einen Schafe warten noch in einer Umzäunung bis sie in den Friseursalon geführt werden und beklagen die Warterei. Die anderen versammeln sich nackt und jammernd auf dem angrenzenden Gelände, nachdem sie aus dem Friseursalon wieder durch einen kleinen Ausgang entlassen wurden. Und aus dem Schaf-Friseursalon dröhnt laute Rockmusik – der Rhythmus der Scherer offensichtlich. Wir fragen uns, wo wir hier sind. Kakatahi? Kann doch nicht sein, oder? Ein Ort mit nur zwei Schaffarmen? Aber es scheint so zu sein.

Und die Hausnummer Wanganui 3531 wartet mit einer Überraschung der besonderen Art auf. Schuhe. Schuhe. Und noch mehr Schuhe. Unendlich viele Schuhe. Und alle hängen sie über dem Zaun, der parallel zur Straße führt. Was das wohl sein soll? Dieses Geheimnis haben wir nicht gelüftet. Ob das eine Kiwi-Tradition ist?

Apropo Kiwis: Man beachte bitte die Schilder!

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Bei Helen und John in Plimmerton

Wir stehen im Fährterminal in Picton und haben noch ein wenig Zeit bis zur Abfahrt der Fähre. Also nutzen wir sie um uns ein Zimmer für die Nacht zu reservieren. Unsere erste Wahl, die Jugendherberge in Wellington, ist voll. Ein Blick in das BBH-Verzeichnis – das Verzeichnis der „World Traveller Accomodation New Zealand“ – bringt keine neuen, erfreulichen Erkenntnisse. Die dort enthaltenen Hostels in Wellington sind mit einer Zufriedenheitsstufe von unter 70 % bewertet, so daß wir ihnen mehr als skeptisch gegenüber stehen. Aber in dem kleinen Seebad in Plimmerton, rund 20 Minuten Fahrt nördlich von Wellington, steht die Moana Lodge im BBH-Verzeichnis. Sehr gut bewertet, von uns im Internet vorab bereits recherchiert und für gut befunden. Also rufen wir kurzerhand dort an, haben Glück und reservieren uns dort ein Zimmer.

Dann geht es auf die Fähre von Interislander. Wir fahren fast eine Stunde durch den Queen Charlotte Sound bis wir das offene Meer und die Cook Straße erreichen. Die ersten 30 Minuten verbringen wir auf Deck und bewundern die Landschaft, dann suchen wir uns ein Plätzchen im Inneren der Fähre. Ruhiges Wetter. Die 3 Stunden Fahrt vergehen wie im Flug, vor allem da wir unsere Planung für die nächsten Tage machen sobald wir auf offener See sind.

Am Fährterminal in Wellington angekommen nehmen wir unseren neuen Mietwagen in Empfang. Von FSY 502 wechseln wir auf FSY 505, wie zuvor ein Toyota Corolla – ich muss immer noch an die uralte Fernsehwerbung mit den drei Affen denken, die ihre Affenmünder spitzen und „Toyoootaaaa Corooooolaaaaa“ singen -, silbern, nur eben frisch gewaschen und ausgesaugt. Mit dem Navi als Weghilfe machen wir uns auf den Weg nach Plimmerton.

Hier im Wellington-Einbahnstraßendschungel ist das Navi eine willkommene Hilfe. Auch wenn ich ihre – es ist eine nette, dezente Frauenstimme – Anweisungen manchmal mit Skepsis anhöre. Denn nicht immer kennt sie Kreuzungen und Kreisel. In Queenstown riet sie mir entgegengesetzt in eine Einbahnstraße abzubiegen. Und manchmal rät sie mir dazu links abzubiegen, obwohl es weit und breit nur eine Straße gibt. Aber vielleicht hatte sie Angst, daß ich den schmalen Wanderweg, der rechts abgeht, hinunterfahre?

Auf jeden Fall gelangen wir mit Hilfe unseres Navis in Rekordzeit in das nördlich von Wellington gelegene Seebad Plimmerton. Unsere Lodge liegt direkt am Wasser. Bei Flut schlägt das Meer an die kleine Mauer der etwas oberhalb des Strandes gelegenen Straße. Und direkt an dieser Uferstraße steht die Moana Lodge von Helen und John. Clark, der Manager, empfängt uns und überreicht uns mit einem breiten Grinsen unseren Schlüssel: Wir hätten Glück, Zimmer 9 mit „seaview“ ist frei für uns. Ein Eckzimmer mit großer Fensterfront an beiden Außenwänden. Im Bett liegen und den Sonnenuntergang oder -aufgang beobachten.

Genial! Dieses Zimmer konkurriert kräftig mit unserem Jugendherbergszimmer in Mount Cook um den besten Ausblick; hinsichtlich der Ausstattung, der gemütlichen Betten und dem Preis hat es die Nase vorne. Wir fühlen uns sofort heimisch in der gemütlichen Lodge und verlängern noch am selben Abend auf eine dritte Nacht.

Den nächsten Tag verbringen wir in Wellington. Grau, regnerisch. Ein Tag um ins Museum zu gehen. Was wir dann auch tun. Das „Te Papa“ Museum in der Innenstadt von Wellington ruft. Kostenloser Eintritt und ein geniales interaktives Museum. Es kostet uns Stunden! Bereits auf der zweiten Ebene des Museums fesselt uns die interaktive Abteilung über Erdbeben und Vulkane. Es läßt sich sogar ein Erdbeben in einem kleinen Holzhaus miterleben. Besser so als ein Erdbeben in Natura zu erleben, von denen die Neuseeländer ja gebeutelt werden, da Neuseeland genau auf dem Spannungsfeld zweier tektonischer Platten liegt. Auf Level 4 begeistert uns die Maori-Ausstellung mit dem dort ausgestellten Versammlungshaus.

Erst am späten Nachmittag verlassen wir das Te Papa um noch ein bißchen durch Wellington zu bummeln. Wir fahren mit dem Cabel Car zum Aussichtspunkt hinauf; genießen die Ausblicke auf die unter uns gelegenen Stadtteile und den Hafen. Direkt an der Bergstation spazieren wir in den Botanischen Garten, durch den wir zurück in die Innenstadt laufen. Auf unserem Weg durch den botanischen Garten kommen wir an einem Blumenbeet vorbei: gelbe und lila Blüten und daneben grün. Oh, das ist Petersilie! Ein komplettes Blumenbeet mit Petersilie?! Was das wohl soll? Ein Griff von Ela und wir haben für unser Abendessen – lecker Rumpsteak mit Zucchini-Champignon-Gemüse – eine Verfeinerung. Die Rosen im Rosengarten lassen wir jedoch stehen und bewundern sie nur mit den Augen.

Das kleine Kirchlein Old St. Pauls hat leider schon geschlossen. Nun, morgen ist auch noch ein Tag und so machen wir uns auf den Rückweg zu unserer schönen Lodge.

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Nelson – Picton – Wellington

Nach dem großen Wasser von oben haben wir unsere Pläne über den Haufen geworfen und brechen bereits drei Tage früher als geplant nach Wellington auf. Nach rund 60 Stunden REGEN (groß geschrieben und mit !!! versehen) zeigen sich die ersten zarten Sonnenstrahlen am Himmel. Die Sonnenstadt Nelson, die wir nur im Regen erleben durften, will uns wohl zeigen, daß es auch ohne Regen geht. Es ist frustrierend: Eigentlich ein perfekter Tag zum Wandern, wenn der Abel Tasman Track nicht gesperrt wäre. Andererseits wäre die Wanderung nach den Wassermassen der letzten Tage vermutlich eine Schlammschlacht und das Durchqueren der Flüsse auch kein Zuckerlecken. Nun, die Hütten sind die nächsten Tage ausgebucht und so können wir unsere Wanderung auch nicht verschieben.

Deshalb verlassen wir Nelson. Unsere erste Frage am Morgen war: Können wir Nelson verlassen? Ist die Straße nach Picton wieder frei oder müssen wir zusätzliche drei Stunden Fahrt Umweg in Kauf nehmen? Denn gestern war die Straße wegen Überschwemmungen, Erdrutschen und umgefallenen Bäumen noch gesperrt. Nun, die Straße ist wieder frei, wir können fahren. Auf unserem Weg aus Nelson heraus sehen wir immer wieder die Überreste der Überschwemmungen: Schlamm auf den Straßen, unter Wasser stehende Wiesen auf denen das Wasser noch fast bis an die Straße steht, von den Hilfskräften zersägte Bäume um die Straße wieder freizuräumen, … . Wir passieren eine Wiese, die noch kräftig unter Wasser steht. Auf ihr lagen wohl vor zwei Tagen noch die frisch verpackten, runden, riesigen, in hellgrünem Plastik eingewickelten Strohballen. Jetzt türmen sie sich alle unmittelbar neben der Straße in einem wilden Haufen auf. Schwemmballen oder Schwimmballen könnte man sie auch nennen.

Selbst in den Malborough Sounds vor Picton sind die Auswirkungen der Regenmassen der letzten Tage zu erkennen. Selbst in den Sounds ist das ehemals intensiv blaue Wasser schlammig braun. Je weiter wir jedoch die aussichtsreiche, äußerst kurvige Straße entlangfahren, desto blauer wird das Wasser. Das Wetter meint es dann doch wieder gut mit uns und wir haben einige schöne Aussichten auf die Sounds.

Kurz hinter Havelock verlangsame ich dann unsere Fahrt. Fotostopps liegen auf der Strecke. Fahrtunterbrechungen weniger um die Sounds zu fotografieren, als Briefkästen. Auf einigen Kilometern konkurrieren hier die an der Straße stehenden Briefkästen um die Auszeichnung des originellsten Briefkastens Neuseelands. So hat der Holidaypark ein Wohnmobil als Briefkasten aufgestellt; es begegnen uns jedoch auch Fische, Echsen, Hunde, Katzen und kleine Hexenhäuser.

Als wir schließlich den Lookout oberhalb des Fährterminals von Picton erreichen wird uns schweren Herzens bewußt, daß wir die Südinsel nun verlassen werden. 18 Tage Südinsel Neuseeland gehen zu Ende. Fazit? Eigentlich geniales Wetter gehabt und wunderschöne Erlebnisse; nur die Sonnenstadt Nelson wollte nicht mitspielen, wofür wir als Gegenleistung Regen- und Fluterlebnisse geliefert bekamen, wie sie es seit 20 Jahren in Nelson nicht mehr gegeben hatte. Damit bleibt sich Neuseeland mit seinen Superlativen auch in diesem Fall treu.

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Und dann kam der große REGEN …

… und spülte uns, Nelson und die komplette Region um den Abel-Tasman-Track einmal kräftig durch. Das war bereits vor ein paar Tagen, denn ich bin ein wenig in Verzug mit meinem Blog. Aber hier mein Bericht:

Eigentlich fing alles ganz harmlos an. Es war Regen angesagt. Nicht schön, aber in einem Land wie Neuseeland eben manchmal unvermeidlich. Und da wir die letzten Tage auch bereits Regen-Wettervorhersagen hatten, sich der Regen jedoch zurückhielt und nur während unserer Fahrzeiten mal ein paar Tropfen vom Himmel warf, machten wir uns keine Sorgen. Gerade der nördliche Teil der Südinsel von Neuseeland hat das ganze Jahr über ein angenehm mildes Klima mit viel Sonnenschein. Und Nelson und Blenheim streiten regelmäßig um den Titel der Stadt mit den meisten Sonnentagen in ganz Neuseeland. Wer also denkt da an Regen? Und schon gar nicht an REGEN!

Noch am späten Nachmittag unserer Ankunft in der Almond Lodge in Nelson informiert uns der Manager, daß eine Unwetterwarnung für die Region herausgegeben wurde. Ja, es regnet seit 2 Stunden, aber Unwetter?! Wir können es nicht glauben! Was wird mit unserer 4-tägigen Wanderung auf dem Abel-Tasman-Track in den nächsten Tagen?

In der Nacht regnet es sich ein. Und der Regen wird zu REGEN und zu REEEGEEEN!!! Also Wetterrecherche, Anruf beim DOC-Center, das die Wanderwege betreut. Wir disponieren um und bleiben einen weiteren Tag in Nelson; streichen den ersten Tag unserer Wanderung, denn die Wettervorhersage verspricht in zwei Tagen wieder besseres Wetter.

Gegen 14 Uhr wagen wir uns aus dem Haus. Wir haben keine Vorräte mehr und fahren zum Supermarkt – eingepackt in Regenhose und Regenjacke. Unser Weg führt uns über den Maitai River, der durch Nelson fließt und durch Ebbe und Flut von der Tasman Bay beeinflußt wird. Wow, ist der Fluß breit geworden! Noch ist allerdings ein wenig Platz unter der Brücke.

Während wir uns nachmittags eine Pizza in den Ofen schieben, regnet es weiter. Und es regnet und REGNET. Es kommt Wasser in Unmengen vom Himmel. Es regnet mit einer Konstanz und Heftigkeit, die ich so bisher nicht erlebt habe. Am frühen Abend dann die Meldung: Der Ausnahmezustand wurde in der Region Nelson ausgerufen; die ersten Straßen sind wegen Überflutungen und Erdrutschen gesperrt. Und noch ist das Ende nicht abzusehen. Es regnet unvermindert heftig weiter und der Höchststand der Flut wird für 1:30 Uhr nachts erwartet.

Steht unser Auto sicher? Wir wohnen nur eine Straße entfernt vom Fluß. Unser Vermieter beruhigt uns, ist sich aber selber nicht ganz sicher. Sein Manager informiert uns, daß er bis weit nach Höhepunkt der Flut aufbleiben und die Lage beobachten wird. Also gehen wir schlafen.

Am nächsten Morgen regnet es immer noch, allerdings weniger heftig. Wir machen uns am späten Vormittag reisefertig, erfahren dann aber, daß nicht nur die Straßen teilweise immer noch gesperrt sind, sondern auch der Abel-Tasman-Track zu großen Teilen für die nächsten Tage gesperrt wurde. Lange Gesichter bei uns. An dem Hüttenstandort Bark Bay scheinen innerhalb von 6 Stunden 200 mm Regen gefallen zu sein; an anderen Stellen in der Region bis zu 400 mm Regen innerhalb von 24 Stunden. Wir entscheiden uns erneut kurzfristig um und bleiben noch eine Nacht in Nelson, um dann nach Picton und mit der Fähre nach Wellington weiterzufahren. Abel-Tasman-Track ade. Wie schade. Da die Hütten auf dem Track größtenteils für die nächsten Tage ausgebucht sind, können wir die Wanderung auch nicht verschieben.

In Regenklamotten eingepackt traben wir durch die Stadt, um wenigstens ein bißchen Bewegung zu bekommen. Es sieht alles ein wenig durchgespült aus. Wenige Leute unterwegs. An dem ein oder anderen Geschäft hängt ein Schild „wegen Überflutung geschlossen“. Auch die Kunstgalerie Suter, von unseren Vermietern wärmsten empfohlen, ist wegen „flooding“ geschlossen. Kein Wunder, denn der angrenzende Queens Garden steht unter Wasser. Wo der Springbrunnen zu finden ist läßt sich nur noch anhand der immer noch sprudelnden Wasserfontäne erahnen. Ansonsten haben die Enten den kompletten Garten erobert. Schwimmend natürlich.

Was also tun? Nun, in der Kirche findet eine Weihnachtsbaumausstellung statt. Anregungen für zu Hause – falls man einen Weihnachtsbaum mit Schafen schmücken möchte. Weihnachtsbaum mit Lametta? Ausgestellt von Krouts German Eatery. Herrlich!

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Neuseeländische Seebären in Westport und Nelson Lakes

Spontan machen wir auf unserer Fahrt Richtung Nelson einen Abstecher zu der Seerobbenkolonie von Westport. Was für eine tolle Idee! Die Seerobbenkolonie ist vom Parkplatz am Cape Foulwind leicht zu erreichen. Von einer Aussichtsplattform können wir die Pelzrobben, die sich unterhalb auf den Felsen tummeln ausgezeichnet beobachten.

Und es ist genau die richtige Zeit: Einige der Robben haben kleine Robbenbabies neben sich.

Wir trauen unseren Augen kaum, als wir auf der einen Seite der Felsen eine Blutlache entdecken, neben der eine Robbenmutter mit ihrem kleinen Baby liegt. Das Kleine muß erst vor kurzem geboren worden sein. Mutter und Kind liegen noch etwas erschöpft auf den Felsen, aber das Meer läßt sie nicht ruhen. Die Flut kommt herein und die Wellen schlagen immer höher an die Felsen. Das beunruhigt die Robbenmutter doch so sehr, daß sie ihr Junges am Schlaffitchen packt und auf höher gelegene Felsen zerrt.

Endlos lange stehen wir und schauen den Pelzrobben mit ihren Jungen zu und sind begeistert.

 

 

 

Unser nächster Halt sind erst die Nelson Lakes. Der Lake Rotoroa erwartet uns mit einer schönen Landschaftskulisse: tiefblauer See, intensiv grüner Wald und Berge im Hintergrund. Ein kleiner Steg in den See lädt geradezu zum Fotografieren ein. In den ersten Minuten stellt sich jedoch schon heraus, daß ein Picknick am See keine gute Idee ist. Der Steg und auch das Ufer sind fest in der Hand von Sandfliegen. Nun, dann machen wir eben einen kleinen Spaziergang; es führt ein Wanderweg am See entlang. Gerade als wir losmarschieren wollen, kommt vom anderen Ende des Sees ein kleines Motorboot angefahren. Ist es das Wassertaxi? Ja! Gibt es einen Fahrplan? Nein. Gefahren wird auf Nachfrage. Also fragen wir. 1 ½ Stunden Wanderung zurück zum Auto? Kein Problem. Wir werden ein Stück über den See gefahren und an einem Seezeichen auf den Felsen abgesetzt. Wir müssen uns ein paar Meter durch das Gebüsch schlagen um auf den Wanderweg zu kommen, erklärt uns der Bootsführer. Weg? Wir finden ihn, aber es ist mehr ein schmaler Pfad, der über Stock und Stein, umgefallene Bäume, kleine Bächlein und Flüsschen führt. Gut markiert, mit einem Ausblick auf den See an der ein oder anderen Stelle. Und tatsächlich. Punktgenau 1 ½ Stunden später trudeln wir wieder an unserem Auto ein.

Wir sind begeistert, denn das Wetter hat trotz Regenvorhersage uns mit Sonne verwöhnt. Jetzt steht noch der letzte Spurt bis nach Nelson an. Dort quartieren wir uns in der Almond Lodge ein. Auf Anhieb gefällt uns die Lodge. Auf jeden Fall das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, das wir bisher hatten, aber auch so eine der besten Unterkünfte unseres Urlaubs bis jetzt.

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Punakaiki

Hm, was soll ich zu Punakaiki schreiben? Herrliche Küstenlandschaften mit ausgewaschenen Felsen. Interessante Steinformationen. Die Pancakerocks sehen wirklich aus wie übereinandergestapelte dicke Pfannkuchen. Sehr fotogen. Das ganze Felsgelände ist durch den konstanten Ansturm des Wassers gegen die Küste untergraben und ausgewaschen – die sogenannten Blowholes sind dadurch entstanden. Donnert das Meer mit genügend Kraft gegen die Küste, schießt bei Flut das Wasser in Fontänen nach oben aus verschiedenen Löchern in der Küstenlandschaft.

Soweit die Theorie. Natürlich haben wir unsere Fahrt von Fox Glacier so gelegt, daß wir beim Höchststand der Flut vor Ort bei den Blowholes ankommen. In der Praxis ist das Meer zwar bewegt, aber nicht so stürmisch, wie nötig um die Blowholes zum Spucken zu bringen. Nicht eine einzige klitzekleine Wasserfontäne sehen wir. Schade.

 

Also quartieren wir uns in unserer Unterkunft – Te Nikau Retreat – in Punakaiki ein. Mitten im Wald, nur über einen kleinen, schmalen Fußweg zu erreichen, liegt unsere kleine Hütte „Hideaway“ mit einem Schlafraum und angrenzendem Badezimmer. Idyllisch, wenn auch ein kleines bißchen feucht-modriger Geruch im Raum ist. Aber das bleibt bei dem nassen Klima an der Ostküste Neuseelands und mitten im Dschungel nicht aus. Einziger echter Nachteil: Küche, Aufenthaltsraum mit WiFi-Empfang und Waschmaschinen sind im Haupthaus am Parkplatz. Unorganisierte, vergessliche Menschen laufen dann einfach mehr. (Mehr muß ich dazu vermutlich nicht sagen.)

Ein weiterer kleiner Fußweg führt uns von unserer kleinen Hütte an den etwa 10 Minuten entfernt liegenden Strand. Herrlich. Tolle Felslandschaften an der Küste.

Ansonsten liegt hier der Hund begraben. Selbst das Cafe macht nach dem Abebben der Flut und damit der Touristen seine Schotten zu. Also doch wieder Instantkaffee im Hostel.

 

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Fox Glacier

Die Fahrerei gestern hat mich mürbe gemacht. Habe keine Lust heute einen weiteren Fahrtag einzulegen, zudem die Wettervorhersage schlecht ist und wir in die Berge wollten. Also umdisponieren und unsere geplante Unterkunft in Arthurs Pass stornieren. Wo wir bleiben? Nun, das wird sich heute finden. Je nach Wetter bleiben wir in Fox Glacier oder fahren weiter.

Morgens früh fahren wir nach Fox Glacier zurück und zum Lake Matheson. Ein weiterer See, der für berühmte Spiegelbilder des Mount Cook bekannt ist. Windstill soll es nur morgens bis 8 Uhr sein. Also sind wir früh auf den Beinen und machen uns auch bereits vor 8 Uhr auf unseren Rundweg um den See. Wir werden mit tollen Aussichten auf Mount Cook und Mount Tasman belohnt. Das Wasser ist noch einigermaßen still; die Wolken halten sich in Grenzen und geben den Bergen ein eher mystisches, geheimnisvolles Aussehen. An unserem letzten Aussichtspunkt am See hat der Wind dann schon so aufgefrischt, daß es mit den Spiegelungen im See vorbei ist. Also können wir ohne schlechtes Gewissen einen Kaffee in dem netten Cafe am Parkplatz trinken.

Es ist noch früh – vor 10 Uhr. Was nun? Ein Blick zum Himmel und wir entscheiden uns für eine 1 ½ stündige Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf den Fox Gletscher. Der Weg führt stetig bergauf durch den Wald. Keine Aussichten. Erst hinter der letzten Biegung taucht eine Aussichtsplattform auf. Die Spannung steigt. Hat sich der Weg gelohnt? Ja, hat er! Wirlassen uns auf der Bank nieder und genießen völlig ungestört die Aussicht auf den unteren Teil des Fox Gletschers. Leider können wir von hier aus nicht sehen, wie weit der Gletscher noch nach in die Berge hineinreicht.

Zurück am Auto entscheiden wir uns am Ivory Tower Backpacker vorbeizufahren und einen Blick auf die Zimmer dort zu werfen. Nett, gemütlich, erschwinglicher Preis. Wir quartieren uns ein und machen in der Sonne auf einer Bank im Vorgarten Mittagspause.

Nachmittags erfahren wir dann, wie lang der Fox Gletscher tatsächlich ist. Von einem Aussichtspunkt der rund 10 Kilometer entfernt von der Stadt in Richtung Strand liegt, haben wir einen beeindruckenden Blick auf den oberen Teil des Gletschers. Aber die Wolken hängen sich so langsam vor die Berge …. Aber ein Wunder, daß das Wetter den ganzen Tag trotz schlechter Vorhersage gehalten hat und uns mit Sonne versorgt hat.

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Wanaka – Haast Pass – Franz Josef Glacier

In Wanaka verweilen wir nicht lange. Eigentlich nur eine Nacht auf der Durchreise vom Doubtful Sound ins Gletscherland nach Franz Josef Glacier. Eigentlich schade, denn von hier aus ist der schöne Mount Aspiring Nationalpark zu erreichen. Auch das ein Ziel für einen weiteren Besuch in Neuseeland.

Die Wettervorhersage macht uns ein bißchen Sorge. Heute soll es noch einigermaßen schön sein und dann ist Regen angesagt. Aber wir haben heute eine längere Fahrt vor uns und so machen wir morgens nur einen 1 ½ stündigen Spaziergang auf einen netten Aussichtshügel in der Umgebung von Wanaka. Oben angekommen erhalten wir als Belohnung eine tolle 360 Grad-Rundumsicht auf die Umgebung.

Im Anschluß machen wir uns auf die Fahrt nach Franz Josef Glacier. Wir kommen nicht weit, denn bereits am Lake Hawea ruft uns ein Fotostop. Wasser, Berge, blauer Himmel sind eine tolle Kombination.

 

 

Franz Josef Glacier liegt an der Westküste, so daß wir den Haast Pass queren müssen. Unser nächster Stopp auf dem Weg zum Haast Pass sind die Blue Pools. Den intensiv leuchtenden blauen Bach, der aus einer Schlucht fließt, können wir von einer Hängebrücke aus bewundern.

 

 

 

 

Wir machen einen Toilettenstop und stoßen auf ein idyllisches Picknickplätzchen. Und da gerade Mittag ist und wir Hunger haben, setzen wir uns an das bereitgestellte Bänkchen und genießen beim Essen einen herrlichen Panoramablick auf das Tal mit dem Haast River. Picknickplätze schön mit Bank und Tisch sind etwas rar gesät in Neuseeland, also muß man sie nutzen, wenn sie einem schon angeboten werden. Und bei solch herrlichem Wetter machen wir das doch gerne.

 

 

Der Haast Pass ist mit 563 m der niedrigste Straßenpass in Neuseeland. Es gibt einen Lookout, der in 30 Minuten vom Pass aus zu Fuß erklommen werden kann. Steil ist der Weg – was zu dem entsetzten Ausruf führt „Daaaa soll ich hoch?“ – aber belohnt wird mit einem netten Blick ins Tal.

 

Durch Haast Junction fahren wir nur durch. Unser Reiseführer kommentiert den Punkt auf der Landkarte mit der Bemerkung, daß 4 Kilometer entfernt Haast Beach liegt, wo es eine Zapfsäule und einen Laden gibt. Tankstellen sind keine Selbstverständlichkeiten, so daß wir immer darauf achten den Tank wieder frühzeitig aufzufüllen.

150 Kilometer haben wir von Wanaka bis Haast schon hinter uns gebracht – ohne Orte. Fast die gleiche Entfernung haben wir noch vor uns. Wir fahren durch eine menschenleere Landschaft. Selbst Schafe sehen wir kaum. Grün, grün, grün. Wälder ohne Ende. Kaum Fahrzeuge auf der Straße. Unsere Fahrt unterbrechen wir am Knight´s Point; einem Aussichtspunkt an der Küste. … und die Sandfliegen heißen uns gerne willkommen, so daß wir nicht lange verweilen.

Auf der Karte sind kleinere Ortschaften eingezeichnet, die unser Navi jedoch gar nicht kennt. Ein Ortsschild ohne Geschwindigkeitsbeschränkung? Ein schlechtes Zeichen, denn das heißt gewöhnlich, daß nur 3 oder 4 Häuschen in dem Ort stehen. „Und jetzt einen Starbucks!“ Wir würden so gerne einen Kaffeestop einlegen, aber das einzige Cafe auf der Strecke hat geschlossen. Also fahren wir und fahren wir und fahren wir … weiter bis Fox Glacier. 25 Kilometer weiter liegt dann unser Zielort Franz Josef Glacier. In keinem der beiden Dörfer gibt es eine Bank, aber zumindest ein ATM ist in Franz Josef Glacier zu finden. In Zeiten der Kreditkarten mag das nicht so wichtig sein. Es gibt je einen Supermarkt; die Post ist an der Tankstelle in Franz Josef Glacier abzugeben. Was will man mehr?

Das Wetter ist grau, aber trocken. Wer weiß wie es morgen aussehen wird. Und so machen wir uns mit einem Brötchen auf der Hand am frühen Abend noch auf den Weg zum Aussichtspunkt des Franz Josef Gletschers. Nett, aber nicht überwältigend, aber zumindest sind keine Touristen unterwegs.

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