Regenwald der Österreicher

Heute waren wir im „Re­gen­wald der Ös­ter­rei­cher“. So wird das Re­gen­wald­ge­biet rund um die Es­qui­nas Rain­fo­rest Lodge, die di­rekt an den Piedras Blan­cas-Na­tio­nal­park grenzt, ge­nannt. Das Schutz­ge­biet ist eng mit dem Wie­ner Gei­ger Mi­cha­el Schnitz­ler ver­bun­den, der 1991 ein von einem Ver­ein ge­tra­ge­nes Um­welt­schutz­pro­jekt ins Leben ge­ru­fen hat. Wir tra­fen ihn nach un­se­rem Mit­tag­es­sen in der Lodge und be­ka­men ein in­ter­es­san­tes Up­date zu sei­nem Pro­jekt „Re­gen­wald frei­zu­kau­fen“. Ver­sucht wird, den etwa 159 km² gro­ßen Es­qui­nas-Re­gen­wald zu schüt­zen, indem Grund­stü­cke von Pri­vat­ei­gen­tü­mern auf­ge­kauft und in den Na­tio­nal­park ein­ge­bracht wer­den.

Der Es­qui­nas-Re­gen­wald liegt im Süden von Costa Rica. Er ge­hört zu den ar­ten­reichs­ten und bio­lo­gisch in­ter­es­san­tes­ten Re­gen­wäl­dern über­haupt und be­her­bergt neben vie­len ge­fähr­de­ten Arten von Pflan­zen und Tie­ren auch wert­vol­le Hart­holz­bäu­me. Ob­wohl die Re­gie­rung Costa Ricas das Ge­biet 1991 zum Na­tio­nal­park er­klärt hat, feh­len dem Staat die Mit­tel, um die ge­fähr­de­ten und in Pri­vat­be­sitz be­find­li­chen Grund­stü­cke zu kau­fen und damit das Ge­biet für immer unter Schutz zu stel­len. Durch in­ter­na­tio­na­le Spen­den konn­ten in­zwi­schen be­reits rd. 70 % des Ge­bie­tes unter den Schutz der Na­tio­nal­park­ver­wal­tung ge­stellt wer­den. Be­son­ders be­ein­dru­ckend ist, dass Ar­ten­schutz, Kli­ma­schutz, For­schung, Öko­tou­ris­mus und So­zi­al­hil­fe in einem Pro­jekt ver­eint wer­den. Herr Schnitz­ler be­rich­te­te, dass das Auf­zucht­pro­gramm für rote Aras sehr er­folg­reich war und zu einer nach­hal­ti­gen Po­pu­la­ti­on roter Aras im Park ge­füht hat. Nun­mehr wird ein For­schungs­pro­jekt zum Schutz von Wild­kat­zen un­ter­stützt. Die Groß­kat­zen Ja­gu­ar, Puma, Oze­lot sind im Es­qui­nas-Re­gen­wald und auf der be­nach­bar­ten Halb­in­sel Osa durch il­le­ga­le Jäger und Pelz­händ­ler akut be­droht. Au­ßer­dem lei­den die Groß­kat­zen unter Nah­rungs­man­gel, da die Jäger die Beu­te­tie­re stark de­zi­miert haben. Ob­wohl die Groß­kat­zen im Cor­co­va­do-Na­tio­nal­park auf der Halb­in­sel Osa aus­rei­chend ge­schützt sind, wan­dern die Tiere auf Nah­rungs­su­che immer wie­der über die Na­tio­nal­park­gren­zen. Zwi­schen den Schutz­ge­bie­ten Cor­co­va­do und Es­qui­na liegt die Ri­ser­va Fo­re­s­tal, ein Ge­biet mit einem re­la­tiv schwa­chen Schutz­sta­tus und zahl­rei­chen Höfen und Vieh­wei­den. Man kann sich vor­stel­len, dass die Fin­ca-Be­sit­zer er­bost dar­über sind, wenn Groß­kat­zen ihr Vieh rei­ßen. Auch hier ver­sucht der Ver­ein „Re­gen­wald der Ös­ter­rei­cher“ mit Auf­klä­rung und Ent­schä­di­gung der Fin­ca-Be­sit­zer, den Be­stand der Groß­kat­zen zu schüt­zen.

Auf un­se­rem 4-stün­di­gen Rund­gang durch den an die Es­qui­nas-Lodge an­gren­zen­den Re­gen­wald er­fah­ren wir viel über die Flora und Fauna des Re­gen­walds. Stau­nen über Wan­der­pal­men, die ihren Wur­zeln hin­ter­her­wan­dern und las­sen uns Heil­pflan­zen und -bäu­me er­läu­tern. Be­kom­men den Un­ter­schied zwi­schen Pri­mär- und Se­kun­där­wald er­läu­tert und er­ken­nen bei un­se­rer Wan­de­rung, dass das Blät­ter­dach des Se­kun­där­walds deut­lich of­fe­ner ist als beim Pri­mär­wald. Wir er­fah­ren, dass ei­ni­ge Bäume 2 Meter hohe Wur­zeln über dem Erd­bo­den aus­bil­den um auf­grund der dün­nen Hu­mus­schicht eine bes­se­re Sta­bi­li­tät zu er­hal­ten. Wir be­ob­ach­ten eine Au­to­bahn der Blatt­schnei­dea­mei­sen. Neben den rüh­ri­gen Ar­beit­sa­mei­sen sind gros­se „Sol­da­ten“-Amei­sen un­ter­wegs, die die Amei­sen­au­to­bahn frei­räu­men. Auf ei­ni­gen trans­por­tier­ten Blät­tern er­ken­nen wir win­zi­ge Amei­sen, die eine Qua­li­täts­kon­trol­le durch­füh­ren, so dass keine kran­ken Blät­ter in den Amei­sen­bau trans­por­tiert wer­den. Eich­hörn­chen sind un­ter­wegs und pel­len an ei­ni­gen Bäu­men die Baum­rin­de ab. Sie leben in Sym­bio­se mit die­sen Bäu­men und hal­ten sie von Auf­sit­zer­pflan­zen wie z.B. Brome­li­en frei. Es ist er­staun­lich, was man so alles be­ob­ach­ten kann, wenn man mit of­fe­nen Augen durch die Welt läuft.

Veröffentlicht unter Costa Rica, Mittelamerika | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Nasenbären, Faultiere, Vulkane und ein verdorbener Magen

Bis­her schien mir die Ver­pfle­gung in Costa Rica so herr­lich un­kom­pli­ziert. Was­ser kann man an vie­len Stel­len di­rekt aus dem Lei­tungs­hahn trin­ken, Salat nach Lust und Laune essen, die üb­li­chen es­sens­tech­ni­schen Vor­sichts­maß­nah­men, die ich sonst beim Rei­sen in Asien und in La­tein­ame­ri­ka be­ach­te, schie­nen nicht nötig. Hoch­mut kommt ge­wöhn­lich vor dem Fall. Ges­tern abend er­wisch­te es mich in der – ge­fühlt – bis­her bes­ten Lodge. War es das Ti­ra­mi­su, dass ich mir als Nach­tisch ge­gönnt habe? Ich habe ein paar un­er­freu­li­che Stun­den auf der Toi­let­te ver­bracht, die aber dem gest­ri­gen Tag dann doch kei­nen Ab­bruch getan haben. Heute mor­gen ging es mei­nem Magen dann wie­der ei­ni­ger­ma­ßen gut, da aber das Wet­ter re­gen­trist und wol­ken­ver­han­gen ist, habe ich die ge­plan­te Trek­king­tour auf den Vul­kan Cerro Chato aus­fal­len las­sen. Es soll zwar einen schö­nen Aus­sichts­punkt auf den Vul­kan Are­nal geben, aber die Wol­ken, die Wol­ken … was wird schon zu sehen sein? Also nütze ich die Zeit hier für mei­nen Blog.

Der gest­ri­ge Tag war spek­ta­ku­lär durch­wach­sen. Auf der Fahrt vom Vul­kan Rin­con de la Vjeja nach La For­tu­na Stop wegen Na­sen­bä­ren. Die Tier­chen rann­ten in einer Herde neu­gie­rig und völ­lig furcht­los auf der Stra­ße herum und lie­ßen sich ohne Scheu be­ob­ach­ten und fo­to­gra­fie­ren. Das war ein ech­tes High­light! An­schei­nend trei­ben sich die Na­sen­bä­ren häu­fig hier an der Stra­ße herum. Ver­mut­lich in der Hoff­nung Fut­ter zu er­gat­tern. Doch das Credo heißt „Don’t feed the ani­mals!“ Lei­der wird es oft nicht be­ach­tet. Bevor ich mich über­haupt ver­se­hen hatte, hiel­ten sämt­li­che Autos und Busse auf der Stra­ße an und Rei­se­lei­ter, Ur­lau­ber, El­tern und Kin­der hüpf­ten aus den Fahr­zeu­gen auf der Jagd nach den schöns­ten Bil­dern.

Ent­setz­lich da­ge­gen un­se­re Faul­tier­be­geg­nung. Das dumme Tier ver­such­te eine Elek­tro­lei­tung hoch­zu­klet­tern und griff in die Strom­lei­tung. Es gab einen rie­si­gen Schlag, der mich vor Schreck zu­sam­men­zu­cken ließ, und das Faul­tier stürz­te zu Boden. Es lebte zwar noch und mach­te – ge­mes­sen an den Maß­stä­ben eines Faul­tiers – re­la­tiv hek­ti­sche Be­we­gun­gen, da es sich nun nicht mehr in si­che­rer Höhe be­fand, aber ich bin nicht si­cher, ob es die­ses Un­glück letzt­end­lich über­ste­hen wird. Ob­wohl in Costa Rica Na­tur­schutz groß ge­schrie­ben wird, hat mir die­ser Vor­fall deut­lich vor Augen ge­führt, wel­che Be­dro­hung wir Men­schen doch für die Tier­welt sind.

Die heu­ti­ge Lodge liegt wun­der­schön am Hang mit Blick auf den der­zeit wol­ken­ver­han­ge­nen Vul­kan Are­nal. Luxus mit Pool. Der Vul­kan ist einer der ak­tivs­ten Vul­ka­ne der Erde und macht immer wie­der durch La­vae­rup­tio­nen von sich reden. Lange Zeit galt der Are­nal als er­lo­schen, da seit dem 15. Jahr­hun­dert keine – von Men­schen be­merk­te – Ak­ti­vi­tät ver­zeich­net wurde. Im Juli 1968 mel­de­te sich der Are­nal dann mit einem Aus­bruch, der et­li­che Men­schen­le­ben for­der­te, zu­rück. Seit­dem ist der Are­nal dau­er­ak­tiv mit fluk­tu­ie­ren­der Stär­ke. In letz­ter Zeit sind die Ru­he­pha­sen des Are­nals etwas häu­fi­ger und län­ger ge­wor­den, so­dass ich lei­der kein spek­ta­ku­lä­res La­va­schau­spiel zu sehen be­kom­men habe. Ges­tern zeig­te sich der Vul­kan kurz­zei­tig ohne Wol­ken­män­tel­chen, ver­hüll­te sich dann je­doch gleich wie­der. Er bleibt eben ge­heim­nis­voll und un­be­re­chen­bar. Mal sehen, wann ich ein paar Fotos ins Netz laden kann. An der jet­zi­gen In­ter­net­sta­ti­on geht es nicht – es grüßt die Stein­zeit.

Veröffentlicht unter Costa Rica, Mittelamerika | Verschlagwortet mit , , , | 1 Kommentar

Los Campesinos und Kulinarisches

Un­se­re Fahrt geht heute in das Dorf El Si­len­cio, das in den sieb­zi­ger Jah­ren von „sin tier­ras“, den Land­lo­sen, ge­grün­det wurde. An Palm­öl­plan­ta­gen vor­bei führt der Weg zum Sa­ve­g­re-Fluß, der mit Hilfe einer hand­be­trie­be­nen Seil­bahn, von den Ein­hei­mi­schen „an­da­ri­vel“ ge­nannt, über­quert wird. Ein Aben­teu­er gleich zum Ein­stieg der Wan­de­rung! Auf der an­de­ren Seite des Flus­ses an­ge­langt führt der Wan­der­weg auf­wärts zu der klei­nen Ge­mein­de Queb­ra­da Ar­ro­yo. Diese Ge­mein­de von heute 17 Fa­mi­li­en liegt auf dem Ge­biet einer ehe­ma­li­gen Finca, die von einem nord­ame­ri­ka­ni­schen Un­ter­neh­men zum Va­nil­le­an­bau ge­nutzt wurde. Als im Zug eines Pilz­be­falls der Va­nil­le­pflan­zen, schlech­ter Bo­den­qua­li­tät und Ver­wüs­tun­gen durch Hur­ri­ka­ne die Plan­ta­ge für den Va­nil­le­an­bau auf­ge­ge­ben wurde, sie­del­te die Mehr­zahl der auf der Finca ar­bei­ten­den Fa­mi­li­en in die nächst­ge­le­ge­ne Stadt um. Die ver­blie­be­nen 16 Fa­mi­li­en grün­de­ten die Ge­mein­de Queb­ra­da Ar­ro­yo. Sie er­war­ben 1994 als Ver­ei­ni­gung von Va­nil­le­bau­ern (ASO­PRO­VA) das Ge­län­de ein­schließ­lich der Was­ser­vor­kom­men und Was­ser­fäl­le mit der Ab­sicht als wirt­schaft­li­che Al­ter­na­ti­ve für die Ge­mein­de­mit­glie­der eine Tou­ris­mus-In­itia­ti­ve zu ent­wi­ckeln.  Die Ge­mein­de er­rich­te­te die Al­buer­ge Los Cam­pe­si­nos mit in­zwi­schen 8 ein­fa­chen, aber ge­müt­li­chen Ca­bi­nas mit Bad und Bal­kon sowie einem Haupt­haus für die Ver­pfle­gung der Ur­lau­ber.

Das Re­ser­vat Los Cam­pe­si­nos um­fasst 33 ha Re­gen­wald und die Cam­pe­si­nos haben es sich als Ziel ge­setzt, diese na­tür­li­che Um­ge­bung sowie die länd­li­che, tra­di­tio­nel­le Kul­tur des Dor­fes Queb­ra­da Ar­ro­yo zu er­hal­ten. Vor Ort führ­te uns Mi­guel, der Vor­sit­zen­de der Ver­ei­ni­gung der Cam­pe­si­nos, auf den rd. 5 km lan­gen an­ge­leg­ten Wan­der­we­gen und er­läu­ter­te uns die hei­mi­sche Flora und Fauna sowie die Wich­tig­keit der Nut­zung der ein­hei­mi­schen Pflan­zen für die Be­völ­ke­rung. Die Wan­de­rung führ­te uns zu dem Aus­sichts­punkt El Pa­ci­fi­co auf 3500 m Höhe. Um dort­hin zu ge­lan­gen, über­quer­ten wir er­neut mit einer hand­be­trie­be­nen Seil­bahn eine Schlucht mit gi­gan­ti­schen Bäu­men. Wir wur­den mit einem schö­nen Pan­ora­ma­blick auf das Rio Sa­ve­g­re Tal und die Küste Ma­nu­el An­to­ni­os be­lohnt. Un­ter­wegs konn­ten wir Brüll­af­fen und einen far­ben­fro­hen, doch sehr scheu­en Tro­gon be­ob­ach­ten. Die Tro­go­ne zäh­len nicht um­sonst zu den far­ben­fro­hes­ten und schöns­ten Vö­geln der Welt. Nach einem le­cke­ren, ty­pi­schen Mit­tag­es­sen mit Reis und den un­ver­meid­li­chen schwar­zen Boh­nen über­quer­ten wir die an die Al­buer­ge Los Cam­pe­si­nos an­gren­zen­de Schlucht mit Hilfe einer 127 m lan­gen, atem­be­rau­ben­den Hän­ge­brü­cke in 40 m Höhe. Auf der an­de­ren Seite der Brü­cke er­war­te­ten uns die Was­ser­fäl­le Los Chor­ros mit einem klei­nen Na­tur­schwimm­bad.

Ein Wort zu den ku­li­na­ri­schen Ei­gen­hei­ten von Costa Rica. Nach zwei Wo­chen in Costa Rica ver­fol­gen mich Reis und schwar­ze Boh­nen – mor­gens, mit­tags, abends. Man ent­kommt ihnen nicht. Das ty­pi­sche cos­ta­ri­ca­ni­sche Früh­stück heißt „Gallo Pinto“. Das sind Reis und Boh­nen ge­mischt mit Zwie­beln und Ge­wür­zen, an­ge­bra­ten in etwas Öl. Dazu wird meist Rühr­ei oder Spie­gelei ser­viert. Ein ty­pi­sches Ge­richt zum Mit­tag oder Abend ist „Ca­sa­do“. Ca­sa­do gibt es in den Va­ri­an­ten Schmorfleisch, Steak, Fisch oder Huhn mit Reis und schwar­zen Boh­nen (fri­jo­les ne­gros) als Bei­la­ge. Je nach Koch/Kö­chin wird das Ca­sa­do mit einer Aus­wahl aus Weiß­kohl­sa­lat, Ge­mü­se, Pasta­sa­lat, Eiern mit Ma­yo­sau­ce, ge­koch­tem Kür­bis und – ganz wich­tig – frit­tier­ten Koch­ba­na­nen (pla­ta­nos) ser­viert. Wer möch­te kann das Ganze mit Chi­li­sau­ce, Curti­do (einer schar­fen Mi­schung aus Pe­pe­ron­ci­no und Ge­mü­se) oder Salsa Liz­a­no (das ist die Ti­co-Ver­si­on einer Worces­tershire-Sau­ce) zu­sätz­lich wür­zen. Da nach mei­nem Ge­schmack das Essen in Costa Rica meist kaum ge­würzt ist, grei­fe ich immer gerne zu den schar­fen Soßen. Ab­wechs­lung von Reis mit schwar­zen Boh­nen be­kom­me ich zum Glück durch die in Costa Rica wach­sen­den tro­pi­schen Früch­te. Diese wer­den be­reits zum Früh­stück oder in Form von le­cke­ren Ba­ti­dos zum Trin­ken ser­viert. Ba­ti­dos sind pür­rier­te Früch­te, die ent­we­der mit Was­ser (fru­tas en agua) oder Milch (fru­tas en leche) und Eis auf­ge­schäumt als Ge­tränk ser­viert wer­den. Sehr le­cker!

Veröffentlicht unter Costa Rica, Mittelamerika | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 1 Kommentar

Vulkan Irazú

Ges­tern mor­gen frü­her Auf­bruch zum Vul­kan Irazú, der mit 3.432 m der höchs­te Vul­kan in Costa Rica ist. Kurz vor der Ein­fahrt in den Na­tio­nal­park Irazú ein kur­zer Ab­ste­cher, um einen Blick auf den Vul­kan Tur­ri­al­ba zu er­ha­schen. Nicht spek­ta­ku­lär, aber net­ter An­blick; alles ruhig. Heute, einen Tag spä­ter, hat­ten wir den Tur­ri­al­ba von einer an­de­ren Seite wie­der im Blick – er zeig­te sich mit einer dün­nen Rauch­säu­le. Mit weit über 100 Vul­ka­nen in Costa Rica denke ich beim Spa­zier­gang durch einen der ober­halb lie­gen­den Kra­ter des Irazú dar­über nach, dass unter mei­nen Füßen das Magma bro­delt.

Der Irazú zeigt sich lei­der ohne den spek­ta­ku­lä­ren Aus­blick auf Ka­ri­bik und Pa­zi­fik, aber trotz­dem frei von Wol­ken mit schö­ner Rund­sicht. Na­tür­lich ein Blick in den Haupt­kra­ter mit Kra­ter­see. Der Kra­ter­see ist nicht mehr so gut ge­füllt, wie ich es von vie­len Bil­dern kenne. Die aus dem Vul­ka­nin­ne­ren auf­stei­gen­den Gase haben die Was­ser­far­be teil­wei­se von grün zu einem senf­gelb ver­än­dert. Ein fas­zi­nie­ren­der An­blick, bei dem mir nicht wirk­lich be­wusst ist, dass es sich bei dem See um einen Säu­re­see han­delt. Es be­steht das Ri­si­ko, dass die dünne Kra­ter­wand bricht und Mil­lio­nen von Ton­nen Ge­stein ab­rut­schen und der Säu­re­see aus­fließt. Und erst recht hatte ich mir bis­her keine Ge­dan­ken dar­über ge­macht, dass sol­che Kra­ter­se­en eine enor­me Menge von Koh­len­di­oxid pro­du­zie­ren und frei­set­zen, wie ich in­zwi­schen in einem Ar­ti­kel von scin­exx.de ge­le­sen habe. Trotz al­le­dem ein schö­ner Aus­flug, der mit einem Mit­tag­es­sen und Be­such im Vul­kan­mu­se­um aus­klingt. Im Vul­kan­mu­se­um be­kom­men wir einen Film über den Irazú und sei­nen letz­ten gro­ßen Aus­bruch 1963 vor­ge­führt. Das klei­ne pri­va­te Mu­se­um wird von einer seit fast 100 Jah­ren am Vul­kan an­säs­si­gen Fa­mi­lie ge­führt. Der Film ist auf Spa­nisch, aber – er­staun­li­cher­wei­se, wie ich finde – mit deut­schen Un­ter­ti­teln. Ich fühle mich un­will­kür­lich an das klei­ne Sturm­flut­ki­no auf der Hans­warft auf Hal­lig Hooge in der deut­schen Nord­see er­in­nert.

Veröffentlicht unter Costa Rica, Mittelamerika | Verschlagwortet mit | Schreib einen Kommentar

Kick-off Costa Rica

Am Sonn­tag, den 06.03.2011 mor­gens um 7:45 Uhr sitze ich im Flie­ger nach Costa Rica. Ich kann es noch nicht fas­sen, dass es nun so weit sein soll. Meine große Reise be­ginnt. Wäh­rend des ge­sam­ten Flugs bleibt ein sur­rea­les Ge­fühl be­ste­hen. Ist es nicht doch nur mein üb­li­cher Jah­res­ur­laub und ein Aus­flug von 3 Wo­chen in eine an­de­re Kul­tur? Ver­mut­lich wird die­ses Ge­fühl noch eine Weile an­hal­ten. Ich muss mich erst noch über­zeu­gen, dass ich nicht träu­me. Spät­nach­mit­tags lo­ka­ler Zeit lande ich in San Jose/Costa Rica. 7 Stun­den Zeit­un­ter­schied sind es zu Deutsch­land. Diese wer­den mir ver­mut­lich in den nächs­ten Tagen noch ein biss­chen zu schaf­fen ma­chen.

Auf den ers­ten Blick ist San Jose eine ty­pisch la­tein­ame­ri­ka­ni­sche Groß­stadt mit Be­ton­bau­ten neben Well­blech­bar­a­cken und quir­li­gem, fast chao­ti­schem Ver­kehr. Warm ist es. Und trotz allem macht die Stadt auf mich einen ent­spann­ten Ein­druck. Nun ist San Jose mit rd. 340.000 Ein­woh­nern keine große Stadt. Die Stadt, die heute Re­gie­rungs­sitz und Haupt­stadt von Costa Rica ist, war zu An­fang des 18. Jahr­hun­derts noch eine be­helfs­mä­ßi­ge Sied­lung. Ge­tauft wurde sie 1801 nach ihrem Schutz­pa­tron San Jose. Zu die­ser Zeit war Car­t­a­go noch die Haupt­stadt. San Jose wuchs je­doch be­stän­dig und über­nahm nach dem Bür­ger­krieg gegen Car­t­a­go und Here­dia die Füh­rungs­rol­le. An­fang des 19. Jahr­hun­derts wurde die In­fra­struk­tur in San Jose mit dem Boom des Kaf­fee­han­dels aus­ge­baut. Im Valle Cen­tral lebt heute jeder vier­te Costa Ri­ca­ner.

Für einen ers­ten Ein­druck der Stadt habe ich mich heute durch die Fuß­gän­ger­zo­ne trei­ben las­sen. Mo­der­ne Ein­kaufs­ge­schäf­te neben Obst- und Ge­mü­se­ver­käu­fern an Stra­ßen­stän­den. Die Stadt ist so bunt und quir­lig wie Ihre Be­woh­ner. Mit­tag­es­sen im Markt. Ein Ab­ste­cher zum Stolz der Stadt, dem Tea­tro Na­cio­nal. Das Tea­tro Na­cio­nal ist nach dem Mo­dell des Pa­ri­ser Opern­hau­ses An­fang des 19. Jahr­hun­derts er­baut. Die meis­ten Ma­te­ria­li­en, ein­schließ­lich Ei­sen­trä­gern, wur­den aus Spa­ni­en her­an­trans­por­tiert. Nach­mit­tags noch ein Be­such im be­rühm­ten Museo de Oro y Nu­mis­ma­ti­ca, dem Gold­mu­se­um der Stadt. Eine be­ein­dru­cken­de Gold­samm­lung mit rd. 1.600 Ob­jek­ten, die teil­wei­se viele Jahr­hun­der­te vor dem Ein­tref­fen der Spa­ni­er in Mit­tel­ame­ri­ka her­ge­stellt wur­den, an­de­re da­ge­gen da­tie­ren erst aus dem 16. Jahr­hun­dert. Schau­en und Stau­nen.

Mor­gen geht es be­reits wei­ter. Ein Ab­ste­cher zum Vul­kan Irazu, der mit 3.432 m der höchs­te Vul­kan in Costa Rica ist. Hof­fen wir auf gutes Wet­ter und gute Sicht.

Veröffentlicht unter Costa Rica, Mittelamerika | Verschlagwortet mit , | 4 Kommentare

Hallo Welt!

Ein­fach mal raus und durch­at­men. Für ein paar Mo­na­te – oder auch län­ger?! Die­ser Ge­dan­ke geis­tert schon lange durch mei­nen Kopf. Rei­sen ist eine große Lei­den­schaft von mir – mit dem Ruck­sack, mit mei­nem Bulli, Trek­king oder Städ­te­rei­se – die Mög­lich­kei­ten sind un­be­grenzt. Das Fern­weh groß. Al­lein es fehlt die Zeit, da die Ur­laubs­ta­ge eines Jah­res immer zu knapp be­mes­sen sind.

2007 ein Job­wech­sel – die erste Ge­le­gen­heit seit dem Stu­di­um 3 Mo­na­te Frei­zeit zu er­gat­tern. Nach Lust und Laune rei­sen. Frei­heit, die mir im Vor­feld un­glaub­lich lange er­scheint. Asien ruft – Tibet, Nepal, But­han, Laos und ein Ba­de­ab­ste­cher nach Thai­land. Scheint die zur Ver­fü­gung ste­hen­de Zeit zu­erst un­end­lich lange, rennt sie bald dahin. Der Ar­beits­all­tag hält schnel­ler als er­war­tet wie­der Ein­zug. In Er­in­ne­rung blei­ben un­ver­gess­li­che Ein­drü­cke und Er­leb­nis­se aus Asien, tau­sen­de von Fo­to­gra­fi­en und der vage Wunsch nach mehr.

2010 ein Jahr mit ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men. Ich bin aus­ge­powert und habe das Ge­fühl, dass es Zeit für Ver­än­de­run­gen ist. Zum Ende des Jah­res wage ich den Schritt die große Reise zu pla­nen. Statt drei Mo­na­ten nun ein vol­les Jahr Aus­zeit – oder zu­min­dest so lange wie das Er­spar­te reicht. Ich stel­le fest, wie ein­fach es doch war eine Reise von 3 Mo­na­ten zu pla­nen. Job, Woh­nung, Auto, Te­le­fon usw. lie­fen da­mals wei­ter. Wie an­ders sieht es doch für eine Aus­zeit von einem Jahr aus: Job kün­di­gen, Woh­nung kün­di­gen, Möbel ein­la­gern und und und ….

In­zwi­schen ist der 01. März 2011. In fünf Tagen star­te ich mit mei­nem Round-the-world-ti­cket nach Costa Rica. Noch habe ich mei­nen Ruck­sack nicht ge­packt, nicht die letz­ten Rech­nun­gen be­zahlt, weder US-Dol­lar ein­ge­tauscht noch das Auto ab­ge­mel­det und … wer weiß was ich nicht alles ver­ges­sen habe. Die Zeit wird es zei­gen und hof­fent­lich re­geln. Die Vor­freu­de ist rie­sig! Als Rei­se­ziel hatte ich recht schnell Mit­tel- und Süd­ame­ri­ka im Kopf. In­zwi­schen sind meine Rei­se­plän­de zu­min­dest für die ers­ten Mo­na­te mei­ner gro­ßen Reise re­la­tiv kon­kret ge­wor­den. Ich weiß ziem­lich genau, wann ich wo bin und was ich dort tun werde. Trek­king in Costa Rica – Sprach­kurs in Ni­ca­ra­gua – Ma­ya-Re­lik­te und Schnor­cheln in Be­li­ze und auf der Yu­ca­tan-Halb­in­sel – Im­pres­sio­nen auf Kuba sam­meln – und zu­rück nach Costa Rica zum Vol­un­tee­ring bei „La Tor­tu­ga Feliz“. Ab Juli werde ich dann in Peru sein und von dort wei­ter nach Nord-Chi­le und -Ar­gen­ti­en rei­sen. Mein per­sön­li­ches High­light ist der ge­plan­te Flug auf die Os­ter­in­seln. Der No­vem­ber wird mich dann nach Neu­see­land brin­gen. Nach dem heu­ti­gen Te­le­fo­nat mit einer guten Freun­din ein wei­te­res High­light, da sie mich dort 6 Wo­chen be­glei­ten wird. Und dann? Im Kopf habe ich einen Ab­ste­cher nach Aus­tra­li­en und falls das Zeit­bud­get es er­laubt, nach Myan­mar.

Zeit für die letz­ten Rei­se­vor­be­rei­tun­gen. Hallo Welt, ich komme!

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , | 8 Kommentare