Heute habe ich einen Ausflug nach Maras und Maray gemacht. Noch einmal ein Ausflug mit einem Peru-Touristenbus in die Umgebung von Cusco. Wieder sind nur wir 4 Deutsche zwischen lauter peruanischen Touristen. Das schult unser Spanisch. Auch heute ist unser Reiseleiter nett, hat viel zu erzählen, spricht aber nicht ganz so deutliches Spanisch wie der Reiseleiter von gestern. Dazwischen streut er noch eine Menge Wörter in Quechua ein, so daß mir bald der Kopf brummt. Nach einer halben Stunde Erzählung schalte ich ab und genieße die herrliche Aussicht während unserer Busfahrt. Die Landschaft ist hier auf dem Altiplano oberhalb von 3.500 Metern Höhe herb und karg. Ich habe einen tollen Blick auf schneebedeckte Berge.
Auf den Feldern ist die letzte Ernte noch in Gang, die meisten Felder sind jedoch schon abgeerntet und werden gerade umgepflügt. Und das erfolgt entweder per Hacke in mühsamer Handarbeit oder per Ochsengespann. Es sieht nach verdammt harter Arbeit aus und wieder einmal bin ich dankbar, daß ich mir Eltern in Europa ausgesucht habe und nicht hier auf der kalten kargen Hochebene von Peru. Ich erinnere mich an ein Plakat, daß ich in Cabanaconde im Colca Cañon gesehen habe – eine Werbung für einen Traktor: ‚Produkttyp: neu‘. Während dort Traktoren wegen der kleinen Terrassenfelder praktisch nicht einsetzbar sind, würde hier ein Traktor jede Mange Arbeitsersparnis bedeuten. Allerdings sehe ich während unserer Hin- und Rückfahrt keine dieser ’neuen‘ Maschinen.
Nach fast 2 Stunden Fahrt durch diese herrliche Landschaft kommen wir in Moray an. Moray liegt 74 Kilometer von Cusco entfernt auf 3.500 Metern Höhe. Moray sieht aus wie ein versenktes Amphitheater. Vier kreisförmige Terrassen verschwinden hier wie ein künstlicher Krater im Puna-Hochland. Den spanischen Konquistadoren wird nachgesagt, daß sie den eigentlichen Zweck dieser Anlage nicht erkannten oder erforschten, sondern dieses Amphitheater für Stierkämpfe nutzten. Archäologen vermuten jedoch, daß es sich um eine Art landwirtschaftliche Versuchsanstalt handelte, in der die Inkas das Verhalten ihrer Kulturpflanzen in verschiedenen Mikro-Klimas und Höhenlagen erprobt haben. Einige dieser Parzellen liegen in bis zu 100 Metern Tiefe. Wir steigen in dem größten Amphitheater die Terrassen über luftige Steinleitern hinab in die Tiefe. Die einzelnen Terrassen mit festen Stützmauern sind mit fruchtbarer Erde gefüllt. Hier konnten anscheinend bis zu 250 Pflanzenarten angebaut werden, die mittels eines ausgeklügelten Bewässerungssystems beregnet wurden. Einfach erstaunlich und beeindruckend.
Weiter geht unser Ausflug dann nach Maras mit einer Besichtigung der dortigen Salinas. Unglaublich der Anblick! In rund 1.500 terrassenartig angelegten Salzpfannen wird das Inka-Salz gewonnen durch sukzessive Verdunstung von salzhaltigem Quellwasser in der Sonne. Zurück bleibt ein Salz, das als hochwertiges Quellsalz angeblich von besonderer Reinheit ist. Auch hier ist noch alles Handarbeit; der Abbau auf den Salzterrassen ist seit Jahrhunderten unverändert. Aus einem Becken können circa 150 kg Inka-Salz gewonnen werden. Ein guter Arbeiter kann durch die Ernte des Inka-Salzes bis zu 120 Dollar pro Monat verdienen. Nicht gerade ein Vermögen. Der Transport der Salzsäcke bis in die Hauptstadt Lima benötigt 20 Stunden. Fein, denke ich mir. Auch meine Busfahrt, wenn ich in einigen Tagen Cusco Richtung Lima verlassen werde, wird 20 Stunden dauern. Ich freue mich jetzt schon darauf.