Zurück in Costa Rica

Seit zwei Tagen bin ich wie gesagt zurück in Costa Rica. Ich habe mir ganz bewußt ein paar Tage in San José eingeplant. Nicht, daß in San José der Bär tanzen würde oder die Stadt besonders schön wäre. Aber es ist ganz erholsam einmal Zeit – und Gelegenheit – zu haben in Ruhe meine Emails zu checken, meine Fotos – die inzwischen in die Tausende gehen – im Internet zu sichern und einfach ein  wenig Internetrecherche zu betreiben, ohne ständig auf die Uhr sehen zu müssen. Denn hier im kleinen Hotel Aranjuez ist esnichtnur gemütlich, sondern das Internet auch kostenfrei. Und während ich bei meinem ersten Aufenthalt noch ein wenig gebrummelt hatte, daß das Internet doch langsamer sei als bei mir zu Hause, bin ich nach meinen Cuba-Erfahrungen völlig geheilt. Das Internet arbeitet hier jetzt mit Überschallgeschwindigkeit.

Im übrigen bin ich heute nachmittag durch San José gelaufen und kam mir völlig losgelöst vor. Als ob ich in der Welt einfach versetzt worden wäre. Was ja auch der Fall ist, wenn man aus dem Sozialismus in den Kapitalismus wechselt. Niemand zischte mich mit ‚kssst, kssst‘ an um meine Aufmerksamkeit zu erregen, keiner der ‚Taxi, Taxi?‘ geschrien hat. Dafür sind die Häuser bis unter die Zähne vergittert und top in Schuss. Ruinen wie in Havanna, die nur noch auf den nächsten kräftigen Windstoß warten um endgültig zusammenzufallen, gibt es hier nicht. Aber einen Buchladen – ist doch klar, daß ich den finde – mit Unmengen von Büchern, so daß die Regale nicht nur mühsam bestückt sind und aussehen als ob sie magersüchtig wären. Als ich in einem Kaufhaus einen Kugelschreiber kaufen wollte, stand ich plötzlich vor einer ganzen Wand voller Stifte und wußte gar nicht, welchen ich denn nun nehmen sollte. Overload und Schlaraffenland! Und die Leute kommen tatsächlich auf einen zu – egal ob im Restaurant oder im Laden – und fragen, ob und wie sie helfen können. Das ist so eine ganz andere Welt als auf Cuba. Der Nachteil sind die vielen Autos. Während ich weniger Energie benötige um Jineteros abzuwehren, muß ich definitv deutlich mehr Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr richten. Hier ist Rushhour eben echte Rushhour. In Cuba wurde die Rushhour eigentlich nur durch Kuh- und Ziegenherden, Pferde-und Ochsengespanne auf den Straßen verursacht.

Ist schon interessant zu beobachten, wie diese Veränderungen auf mich wirken. Denn San José fällt als Hauptstadt eher klein aus im Vergleich zu anderen Metropolen und die Geschäfte sind auch kleiner und bescheidener als in vielen Städten Europas. Trotzdem stehen hier im Vergleich zu Cuba absolute Konsumtempel – und das alles ohne ewige Warteschlagen. So konnte ich meinen Bummel durch San José heute in Ruhe genießen, ohne auch nur ein einziges Mal auf der Straße angesprochen zu werden und mich irgendeines Jineteros erwehren zu müssen. Nicht nur eine himmlische Ruhe, ich habe mich fast schon unsichtbar gefühlt.

Nur eines war dann doch gleich. Um sich in der Bank in die Warteschlange einzureihen, wurde gefragt: ‚el ultimo?‘ (der letzte?). Und Spanisch wird ja auch gesprochen. So hatte ich dann doch noch einen kleinen Anknüpfungspunkt.

 

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