Nach dem großen Wasser von oben haben wir unsere Pläne über den Haufen geworfen und brechen bereits drei Tage früher als geplant nach Wellington auf. Nach rund 60 Stunden REGEN (groß geschrieben und mit !!! versehen) zeigen sich die ersten zarten Sonnenstrahlen am Himmel. Die Sonnenstadt Nelson, die wir nur im Regen erleben durften, will uns wohl zeigen, daß es auch ohne Regen geht. Es ist frustrierend: Eigentlich ein perfekter Tag zum Wandern, wenn der Abel Tasman Track nicht gesperrt wäre. Andererseits wäre die Wanderung nach den Wassermassen der letzten Tage vermutlich eine Schlammschlacht und das Durchqueren der Flüsse auch kein Zuckerlecken. Nun, die Hütten sind die nächsten Tage ausgebucht und so können wir unsere Wanderung auch nicht verschieben.
Deshalb verlassen wir Nelson. Unsere erste Frage am Morgen war: Können wir Nelson verlassen? Ist die Straße nach Picton wieder frei oder müssen wir zusätzliche drei Stunden Fahrt Umweg in Kauf nehmen? Denn gestern war die Straße wegen Überschwemmungen, Erdrutschen und umgefallenen Bäumen noch gesperrt. Nun, die Straße ist wieder frei, wir können fahren. Auf unserem Weg aus Nelson heraus sehen wir immer wieder die Überreste der Überschwemmungen: Schlamm auf den Straßen, unter Wasser stehende Wiesen auf denen das Wasser noch fast bis an die Straße steht, von den Hilfskräften zersägte Bäume um die Straße wieder freizuräumen, … . Wir passieren eine Wiese, die noch kräftig unter Wasser steht. Auf ihr lagen wohl vor zwei Tagen noch die frisch verpackten, runden, riesigen, in hellgrünem Plastik eingewickelten Strohballen. Jetzt türmen sie sich alle unmittelbar neben der Straße in einem wilden Haufen auf. Schwemmballen oder Schwimmballen könnte man sie auch nennen.
Selbst in den Malborough Sounds vor Picton sind die Auswirkungen der Regenmassen der letzten Tage zu erkennen. Selbst in den Sounds ist das ehemals intensiv blaue Wasser schlammig braun. Je weiter wir jedoch die aussichtsreiche, äußerst kurvige Straße entlangfahren, desto blauer wird das Wasser. Das Wetter meint es dann doch wieder gut mit uns und wir haben einige schöne Aussichten auf die Sounds.
Kurz hinter Havelock verlangsame ich dann unsere Fahrt. Fotostopps liegen auf der Strecke. Fahrtunterbrechungen weniger um die Sounds zu fotografieren, als Briefkästen. Auf einigen Kilometern konkurrieren hier die an der Straße stehenden Briefkästen um die Auszeichnung des originellsten Briefkastens Neuseelands. So hat der Holidaypark ein Wohnmobil als Briefkasten aufgestellt; es begegnen uns jedoch auch Fische, Echsen, Hunde, Katzen und kleine Hexenhäuser.
Als wir schließlich den Lookout oberhalb des Fährterminals von Picton erreichen wird uns schweren Herzens bewußt, daß wir die Südinsel nun verlassen werden. 18 Tage Südinsel Neuseeland gehen zu Ende. Fazit? Eigentlich geniales Wetter gehabt und wunderschöne Erlebnisse; nur die Sonnenstadt Nelson wollte nicht mitspielen, wofür wir als Gegenleistung Regen- und Fluterlebnisse geliefert bekamen, wie sie es seit 20 Jahren in Nelson nicht mehr gegeben hatte. Damit bleibt sich Neuseeland mit seinen Superlativen auch in diesem Fall treu.