Colonia – die Wettergeister haben ein Einsehen mit mir und am zweiten Tag scheint die Sonne. Nun sieht die Welt gleich wieder viel freundlicher aus. Obwohl Colonia auch ohne Sonne ein nettes kleines Kolonialstädtchen ist. Von den Portugiesen gegründet, lange umkämpft mit den Spaniern und heute verteidigt Colonia seinen Charme tapfer gegen die aus Buenos Aires einfallenden Touristen. Boutiquen, Mietwagenflotten, Souvenirgeschäfte, nette Hotels in renovierten Kolonialbauten und natürlich gesalzene Preise. So leiste ich mir diesmal ein Dormbett im Hostel. Noch ist Nebensaison und ich kann den Ort in Ruhe genießen. Restaurants und Cafes sind nur halbvoll. Ich möchte nicht wissen, was hier in der Hauptsaison los ist.
Am nächsten Morgen nehme ich die Fähre von Colonia nach Buenos Aires. Ein Zeit und Raumsprung. Von Uruguay nach Argentinien. Die Fähre fährt um 10:30 Uhr in Colonia ab und um die gleiche Uhrzeit komme ich auch in Buenos Aires an. Innerhalb von 14 Tagen habe ich mich nun durch 4 verschiedene Zeitzonen bewegt: Peru -7 Stunden, Brasilien -5 Stunden, Uruguay -4 Stunden und Argentinien wieder -5 Stunden im Vergleich zu Deutschland. Da wird einem ganz schwindelig bei. Zu allem Überfluß vermisse ich an meiner Uhr seit Peru einen Einstellknopf. Verloren. Dadurch läßt sich die Zeit nicht mehr umstellen. So lebt meine Uhr noch in der Peru-Zeit – und ich übe ein bißchen Kopfrechnen jeden Tag. Auch nicht verkehrt, denn sonst stauben meine grauen Gehirnzellen ja noch ein.
Und während ich heute Nachmittag die ersten Erkundungsschritte am 12. Oktober 2011 in Buenos Aires mache, vergegenwärtige ich mir, daß heute vor 519 Jahren Christoph Kolumbus Amerika entdeckt hat. Nur wollte Kolumbus eigentlich den Seeweg nach Indien finden. Der Arme erfuhr bis zu seinem Tod nicht, daß er nicht an die Ostküste Asiens gelangt war, sondern einen neuen Kontinent entdeckt hatte, Amerika.
Für die Indios in Amerika fängt ein paar Jahre nach der Entdeckung des Kontinents durch Kolumbus eine Zeit des Leidens an. Eroberer wie Cortez und Pizarro machen sich auf den weg nach Amerika, um das Land zu erforschen, wie sie in ihrer spanischen Heimat erzählen. Doch ihr Interesse gilt nicht der immensen Kultur- und Pflanzenvielfalt, die dieser Kontinent birgt, sondern nur dem Gold und Silber. Sie rauben, zerstören sagenhafte Schätze der Inkas und Azteken, versklaven Menschen. Am Ende überlebt nur ein Bruchteil der 50 Millionen Ureinwohner Lateinamerikas die spanische Herrschaft, die 300 Jahre andauert – und die am 12. Oktober 1492 begann. An einem Tag, als die Eingeborenen Christoph Kolumbus und seine Männer friedlich und freundlich begrüßten.
Argentinien, so lerne ich aus meinem Reiseführer, kommt vom lateinischen Wort für Silber – argentum – und liefert einen Hinweis darauf, welche Schätze die Eroberer auf seinem Territorium zu finden glaubten.
5 Tage habe ich erst mal eingeplant um Buenos Aires zu erkunden. Ich bin gespannt auf die Argentinier, die einer ihrer bekannten Autoren – Jorge Luis Borges – als ‚Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären, die glauben, in Paris zu leben‘ bezeichnet hat. – Und ich dachte ich bin in Südamerika und nicht in Europa.