Wir brechen auf nach Akaroa, einem kleinen Städtchen, von Franzosen gegründet, auf der Banks-Halbinsel. Eine lange Fahrt von Kaikoura aus. Wir versuchen die Fahrt durch ein Sightseeing auf der Summit Road von Lyttleton bei Christchurch zu unterbrechen. Aber leider ist die Straße immer noch aufgrund der Auswirkungen des Erdbebens in Christchurch im Februar 2011 gesperrt. Aber bereits oben an dem Abzweig zur Summit Road haben wir eine fantastische Aussicht auf Christchurch, Lyttleton und das Meer. Die Sonne scheint, es weht ein kräftiger Wind und wir haben einen tollen Panoramablick und Hunger, so daß wir uns am Straßenrand ein Plätzchen für unseren Mittagsimbiß suchen. Eine erste Einstimmung auf die Banks-Halbinsel.
Eine Halbinsel, die ihren Namen von James Cook 1770 erhalten hat, der sie fälschlicherweise für eine Insel gehalten und nach Sir Joseph Banks benannt hat. Vor langer, langer Zeit war die Gegend tatsächlich einmal eine Insel, aber zu Cooks Zeiten schon lange nicht mehr. Gigantische vulkanische Eruptionen haben dieses idyllische Fleckchen Erde geformt. Eine halbe Stunde bevor wir den im Vulkancanyon gelegenen Hauptort Akaroa erreichen biegen wir von der Hauptstraße ab. Auf eine weitere Straße mit dem Namen Summit Road und für Touristen unübersehbar ausgeschildert mit „Tourist Drive“. Die Straße verläuft auf der Banks-Halbinsel entlang des ehemaligen Kraterrandes und bietet ein überwältigendes Panorama: Intensiv grüne Hügel, windgepeitschtes Gras, blauer Himmel, Schafe und in der Tiefe des ehemaligen Vulkankegels den Akaroa Hafen mit türkisblauem Wasser. Immer wieder halten wir an, blicken überwältigt auf dieses Panorama und fotografieren. Dieses Panorama gehört in die Kathegorie „kitschige Postkarten-Bilder“ – so türkis ist das Wasser, so grün das Gras und so blau der Himmel.
Im Hafen liegt ein Kreuzfahrtschiff, aber wir kommen recht spät in dem kleinen Ort Akaroa an, so daß die Kreuzfahrtmassen bereits überwiegend wieder an Bord ihres Schiffes sind. Unser Hostel haben wir vorreserviert. Ein Fall von „denkste“. Internetauftritt, Bewertung auf Tripadvisor und Realität vor Ort driften diesmal weit auseinander. Wir werden zwar nett empfangen im Bon Akkord, das Zimmer ist auch in Ordnung und sauber, aber Küche und Bad lassen deutlich zu wünschen übrig. Ich glaube, ich habe in 8 Monaten Reisen keinen so dreckigen Kühlschrank gesehen. Und da wir auf unserem ersten Bummel durch die kleine historische Stadt von Akaroa ein nettes thailändisches Restaurant erspähen, beschließen wir, die Küche im Hostel zu ignorieren und thailändisches Essen zu gehen. Eine gute Idee. Es schmeckt uns so gut, daß wir am nächsten Abend gleich nochmals im „La Thai“ auflaufen.
Frühstück am nächsten Morgen im Hostel. Prüfende Blicke auf das verwendete Besteck und Geschirr. Im Zweifel noch mal schnell abwaschen. Und während wir gemütlich frühstücken, setzt sich ein Mädel zu uns an den Tisch, die wir später in der Rezeption arbeiten sehen. Einen Teller benötigt sie anscheinend nicht. Sie packt ihr Toastbrot direkt auf den Tisch und beschmiert es dort mit Nutella. Krümel, Nutellaränder und nasse Spuren vom Kaffeebecher bleiben nach dem Frühstück auf dem Tisch haften. Tisch abwischen? Keine Spur. Wir schauen uns nur mit großen Augen an. Kein Wunder, daß die Sauberkeit in diesem Hostel zu wünschen übrig läßt.
Nach dem Frühstück machen wir uns gemütlich auf den Weg zum Hafen. Auch hier in Akaroa steht Boot fahren auf unserem Programm. Mit „Akaroa Dolphins“ machen wir eine 2-stündige Hafenrundfahrt. Hafenrundfahrt hört sich recht irreführend an, denn Hafen ist nicht gleich Hafen. Der Hamburger Hafen ist zum Beispiel ein echter Hafen mit Kaianlagen, Containerverschiffung, Fährterminals usw. „Akaroa Harbour“ ist dagegen naturbelassen mit einem kleinen Bootssteg und bezeichnet die komplette Wasserfläche, die vom Inneren des ehemaligen Vulkankraters bis hin zurm offenen Meer verläuft – also kein Hafen im traditionellen Sinn. Wir sind eine kleine Truppe von vielleicht 12 Leuten auf einem herrlich geräumigen Motorboot. Auch heute brennt die Sonne vom Himmel, es ist fast schon windstill für diesen Gegend. Optimale Bedingungen für eine Mini-Cruise und um mit dem Boot auf die Suche nach Hector-Delfinen zu gehen. Hier vor Neuseelands Küste leben diese kleinsten und seltensten Delfine der Welt. Die Hector-Delfine sind gut an ihrer runden Rückenflosse zu erkennen. Und um sie ausfindig zu machen haben wir „Murphy“ mit an Bord, einen kleinen Wirbelwind von Hund. Er hört die Delfine lange bevor wir sie zu sehen bekommen und gerät völlig außer Rand und Band. Wie ein Irrwisch hetzt er über das Deck – von einer Seite zur anderen. Fast habe ich Angst, daß er uns über Bord geht. Und Murphy hat recht: Wir haben unglaubliches Glück. Gleich mehrfach begleiten die kleinen Delfine unser Boot ein Stück. Ich bin völlig fasziniert. Zwischen 6 und 12 Delfine flitzen durch das Wasser um unseren Katamaran herum. Der eine Delfin hat Spaß daran unser Boot zu einem wettschwimmen herauszufordern. Aber die anderen Delfine surfen hinter oder unter dem Boot in den Wellen unseres Bootes. Wir Passagiere hängen sprichwörtlich am vorderen Ende des Katamarans über der Reling, um die zwischen den beiden Rümpfen schwimmenden Delfine zu beobachten. Und die haben sichtlich Spaß daran in den Wellen zu surfen. Immer wieder spurten sie unter dem Boot hervor.Und immer wieder kommen neue Delfine angeschwommen um sich an dem Spaß zu beteiligen. Was für ein Erlebnis! Wir scheinen einen richtig guten Tag erwischt zu haben für unsere Bootstour: „Besser wird es nicht!“ ist das einhellige Urteil der Crew.
Am frühen Nachmittag sind wir zurück in Akaroa. Was tun nach einem so erlebnisreichen Vormittag? Das Wetter ist schön, also fahren wir über den Kraterrand hinweg auf die andere Seite des ehemaligen Vulkankegels. Dort befinden sich kleine Buchten mit Sandstrand. Ehemals existierten dort kleine Häfen für Walfischfang, heute stehen vor allen Dingen Ferienhäuser in diesen kleinen Dörfern. Aber es gibt auch noch permanente Bewohner in den kleinen Örtchen, denen täglich die Post geliefert wird. Täglich fährt der Postbote hunderte von Kilometer über die Halbinsel, von einer Bucht in die andere, um die Post zuzustellen. Und warum alleine fahren, wenn man Unterhaltung haben kann? So haben findige Neuseeländer die Tour „Eastern Bays Scenic Mail Run“ erfunden, die es den Touristen erlaubt die Post mit auszufahren – 120 Kilometer lang von einem abgelegenen Weiler in den nächsten und Strandpicknick inklusive.
Mir reicht die Fahrt von Akarao bis in die Le Bons Bay. Strandtag. Leider in den Dünen, denn vom Meer her weht inzwischen wieder ein kräftiger, kühler Wind. Wenn da diese Berge um mich herum nicht wären, würde ich mir glatt wie in Dänemark vorkommen. Aber so ist hier die Kulisse dann doch eine andere. Zum Glück, denn was für einen Sinn hätte sonst Reisen?