Manche von Euch – die aus Hüsby – werden bei dieser Überschrift schmunzeln. Tja, ich habe inzwischen meine Trekkinggruppe, mit der ich ein großes Trekking in Huaraz im Norden von Peru machen will, in Lima getroffen. Und so bin ich heute mit Mitbringseln aus dem fernen Europa fast überhäuft worden. Der erste Kontakt kam über den Reiseveranstalter Hauser-Exkursionen, so daß Botendienste Aalen – Lima durchgeführt werden konnten. Denn die beiden Ersatzakkus meiner Nikonkamera hatten in den letzten Wochen ihren Geist aufgegeben. Und in ganz Peru war kein Akku aufzutreiben. Selbst das Nikongeschäft in Lima zuckte sprichwörtlich nur mit den Schultern – auch wenn Geschäfte nicht mit den Schultern zucken können, können es die Angestellten um so besser, auch durch das Telefon hindurch – und wies auf lange Lieferzeiten aus Europa für einen solchen Akku hin. Und da half Hauser-Exkursionen weiter.
Erst später stellte sich über die Teilnehmerliste für die Trekkingtour heraus, daß die Botendienste durch Schleswiger ausgeführt werden und ‚man‘ sich kennt in Hüsby und Schleswig. Und so erhielt ich heute nicht nur ein (total wichtiges) ‚Zweckpäckchen‘ sondern auch noch ein Schmöcker- und Schokoladenpäckchen mit einem langen Brief aus der Heimat. Ein einmaliges Highlight – wie Weihnachten und Ostern zusammen!
Ich habe mich total gefreut und kann das Buch natürlich gut gebrauchen. Hier in Lateinamerika sind Bücher auf deutsch rar gesäht und auf englisch nicht ganz billig. So bin ich immer auf Buchtausch aus, was aber häufig abgelesene und zerfledderte Bücher bedeutet. Manchmal so zerfledderte Teile, daß kein richtiges Gemütlichkeitesgefühl aufkommen will, wenn ich mich abends mit dem Buch ins Bett kuschele. Da ist es richtig schön ein neues Buch in Händen zu halten! Und dann noch ein Stück Milka oder eine schwedische Daim-Schokolade dazu … . Hmmm, mußte gerade unbedingt aus dem Zimmer verschwinden, damit ich nicht gleich eine der beiden Tafeln anbreche. Ich weiß, ich weiß. Ich höre förmlich die Gedanken aus Europa über den Atlantik schwirren: ‚Von wegen anbrechen! Vollständig aufessen oder inhalieren wäre hier die richtige Wortwahl!‘ Tja, ich will es ja gerne zugeben. Nur könnt Ihr Euch nicht vorstellen, daß ich hier manchmal wirklich auf Schokoladenentzug bin?
Habe mir gestern noch überlegt, daß ich hier in Lima einen internationalen Supermarkt auftreiben muß, um mir Schokolade oder zumindest Twix (was zu meinen Seiten noch Raider hieß und hier immer mal wieder verkauft wird) für die Trekkingtour zu besorgen. Denn trekken ohne Schokolade ist für mich was ganz Schlimmes. Wenn ich mich schon so anstrenge – immer den Berg hinauf und das in dünner Luft -, dann brauche ich auch eine Belohnung. Und Schokolade gibt mir dann den Kick, den Berg doch noch weiter hinaufzusteigen. Und so war es, als ob meine Hüsbyer Gedanken gelesen und von meinem Schokoladen-Problem gewußt haben. Ein dickes Dankeschön!
So und nun zum Alltagsleben. Habe gestern ein bißchen Wäsche gewaschen. Normalerweise gebe ich meine Wäsche ja immer im Hostel oder in einer Wäscherei zum Waschen. Ist faul sein nicht schön? Natürlich gebe ich die Wäsche immer in der Hoffnung ab, daß vor allem meine guten Trekkingsachen nicht geschrumpft zurückkommen. Mit der Trekkinggruppe bin ich jetzt in einem guten Hotel abgestiegen – mal zur Abwechslung ein bißchen Luxus für die ersten Tage bevor es ins Zelt geht. Und hier in diesem Hotel kostet Wäsche waschen nicht wie sonst 2 USD das Kilo – wofür sich Wäsche waschen von Hand nun echt nicht lohnt -, sondern ein Stück Wäsche waschen kostet 2 USD. Preise sind das … ! Da mußte ich dann doch wieder von Hand waschen. Nur ist hier in Lima echt ungemütliches Wetter, so daß das mit dem Trocknen der Wäsche einfach ein bißchen dauert. Werbung für schnell trockenende Trekkingkleidung hin oder her.
Tja, Lima ist Nieselregen und alles grau in grau. Bekomme ganz depressive Stimmung. Muß gleich mal eine meiner Tabletten nehmen ;-). Aber morgen geht es ja nach Huaraz in die Berge. Alle Peruaner sagen, dort sei das Wetter viel, viel besser. Ich hoffe mal, daß das stimmt. Denn wenn ich mir die Wettervorhersage so anschaue, dann bin ich mir nicht so sicher, daß das mit dem schönen Wetter auch wirklich stimmt. Vielleicht war es ja ein Fehler nach 5 1/2 Monaten das erste Mal wieder den Wetterbericht zu checken. Hat ja bisher auch ohne ganz gut geklappt. Ich hoffe, daß ich damit nicht gegen eine ungeschriebene Traveller-Regel verstoßen und den Zorn des Wettergottes herauf beschworen habe: ‚Checke nie den Wetterbericht, denn du kannst das Wetter a) nicht ändern, b) es ist nicht dein Jahresurlaub, in dem die Sonne einfach scheinen muß und c) du hast als Traveller Zeit das Wetter auszusitzen bis die Sonne wieder scheint!‘ Wir werden sehen oder ‚vamos a ver‘ wie der Peruaner sagen würde.
Außerdem hoffe ich, daß ich meine Höhenakklimatisation von Cusco nach Huaraz hinüberretten kann, da ich nur 2 Tage hier im Tiefland in Lima war. Es war schön das Meer mal wieder zu sehen. Ich war fast schon auf Entzug. Aber morgen geht es von 0 Höhenmeter dann stetig auf über 4.000 Höhenmeter, bevor wir uns in Huaraz mit knapp über 3.000 Höhenmetern einquartieren werden. Und auf Kopfschmerzen wegen der Höhe könnte ich wirklich gut verzichten. Das ist immer so anstrengend. Aber auch das werde ich sehen. Alles zu seiner Zeit.