Zum Glück hatte ich für meinen Peru-Start Arequipa gewählt. Eine Stadt, die einen überraschend fortschrittlichen und weltoffenen Eindruck macht. In Arequipa habe ich mich sofort wohlgefühlt und habe – wie ich inzwischen bemerke – einen guten Einstieg in das Land gehabt. Durch meine Spanischlehrer habe ich Informationen und persönliche Meinungen über Land und Leute bekommen, konnte während meiner 4 Wochen in Arequipa einheimische Preise auf dem lokalen Markt und im Supermarkt, in einheimischen und touristisch ausgerichteten Restaurants und beim Taxi fahren vergleichen. Eine 2,5 l-Flasche Wasser in Arequipa 2,50 Soles – ein Schnäppchen wie ich inzwischen in Cusco feststelle.
In Cusco haben sich die Preise im Vergleich zu Arequipa verdoppelt. Eine weitere Steigerung bringt jetzt Aguas Caliente, das Dorf, das zu Füßen von Machu Picchu liegt. Mir fällt eigentlich nur ein Wort dazu ein: Touristenabzocke – und zwar in großem Stil. Und so wundert es mich nicht, daß ich in Google 1.490 Treffer für die Wortkombination ‚Peru+Touristenabzocke‘ erhalte.
Habe ich meinen ersten unfreiwilligen Wechsel in Cusco von einem Hostal ins andere, weil mein Zimmer trotz Reservierung anderweitig vergeben wurde, noch mit Humor genommen, so nervten mich die folgenden beiden Tage in Cusco doch ein wenig. Am ersten Abend erhielt ich in dem neuen Hostal nicht das vorgeführte Zimmer, sondern ein Raucherzimmer. Und das, obwohl in Peru überall Rauchverbot herrscht! Nach einigem hin und her wurde mir dann ein anderes Zimmer zur Verfügung gestellt für die erste Nacht – allerdings mit dem Hinweis, daß ich für die Folgenacht nochmals einen Zimmerwechsel vorzunehmen hätte. Ok, kein Problem, dachte und sagte ich, solange es kein Raucherzimmer ist. Allerdings war ich den kompletten nächsten Tag auf Besichtigungstour und kam erst nach 20 Uhr wieder im Hostel an – und hatte ein Zimmer, daß übelkeitserregend nach Schimmel stank. Erneute Beschwerde – jedoch alle Zimmer im Hostel belegt. Zum Glück hatten Katharina und Tadeusz Erbarmen mit mir und ich konnte mich bei ihnen für die Nacht in dem vorhandenen Zusatzbett einquartieren. Vielleicht hätte ich die Einladung der beiden nicht erhalten, wenn sie vorher gewußt hätten, daß ich dem sehr labilen Wasserhahn an ihrem Waschbecken den Rest geben würde. Reparaturversuche des Nachtportiers führten zu nichts und so hatten wir ein Bad ohne Wasser. Nun, wir konnten in dem Schimmelzimmer das Bad nutzen – wenigstens etwas, auch wenn ich bei jeder Durchquerung des Zimmers die Luft angehalten habe.
Auch am nächsten Tag war ich mit Katharina und Tadeusz wieder auf Besichtigtungstour. Diesmal erwartete uns abends eine positive Überraschung: Wasserhahn in dem einen Bad repariert und für mich ein nettes, wohlriechendes Zimmer. Und für nachfolgende Gäste wurden die beiden von mir monierten Zimmer ausgiebig gereinigt – ob’s hilft?
Soweit zu Cusco. Montag morgen wollten wir dann nach Aguas Caliente für die Besichtigung von Machu Picchu aufbrechen. Am Abend vorher hatte uns eine der Rezeptionistinnen unseres Hostals ein Hotel in Aguas Caliente über einen Freund in einer peruanischen Agentur vermittelt – guter Preis für zwei Zimmer im Hotel Inti Punku. Inti Punku = Sonnentor – wir dachten bei dem Namen kann eigentlich nichts schiefgehen. Ein Check im Internet und wir ließen reservieren. Am Morgen dann die Forderung einer Anzahlung von 120 Soles – ohne schriftliche Reservierungsbestätigung. Da stellte sich bei uns ein erstes Störgefühl ein. Mit der Ausrede, erst Geld bei der Bank holen zu müssen, verließen wir unser Hostal um nach Aguas Caliente zu fahren. Dort angekommen, vermissten wir die uns versprochene Abholung am Bahnhof. Nun, Aguas Caliente ist nicht groß und so fanden wir unser Hotel recht schnell. Reservierung? Nein, hier liegt keine Reservierung vor, bekamen wir zur Antwort. Und statt 120 Soles kostet die Nacht hier 120 USD. Wir machten große Augen.
Die Managerin des Inti Punku war sehr nett und zuvorkommend, telefonierte mit unserem Hostal in Cusco und der Agentur, die angeblich unsere Hotelreservierung vorgenommen hatte. Angeblich war die Reservierung in einem anderen Hostal, dessen Namen wir noch nie gehört hatten, erfolgt. Ja, wir würden gleich abgeholt werden…. . Wir schauten uns nur an und waren mehr als genervt – zum Glück hatten wir die Anzahlung in Cusco nicht geleistet, denn die war ja wohl für die persönliche Hosentasche der Rezeptionistin und ihres Agenturfreundes bestimmt gewesen. Und nun? Ein Zimmer im Hotel Inti Punku? Die Managerin bot uns ein Doppelzimmer für 140 USD an. WAS??? Nein, wir wollten nur 120 Soles (ca. 45 USD) zu dritt bezahlen. Nun, wie wäre es mit 100 USD für ein Einzel- und ein Doppelzimmer? Hm, nein, aber gibt es Dreibettzimmer? Ja, klar, 90 USD für ein Dreibettzimmer. Hm, nein, zu teuer, 120 Soles zu dritt. Wir standen etwas ratlos am Hoteltresen und stellten uns schon auf eine Suche nach einem anderen Hostal ein, als schließlich und überraschend das Dreibettzimmer doch nur noch 45 USD kosten sollte. Fallen Preise hier vom Himmel? Nun, klar nahmen wir das Dreibettzimmer für diesen Preis. Jedes andere Hostal in Aguas Caliente wäre genauso teuer geworden und hätte kein so nettes Zimmer gehabt.
Nachdem wir das Thema Zimmer also endlich abgehakt hatten, sollte unser Magen ein wenig was zu essen bekommen. Und da erwartete uns die nächste unerfreuliche Überraschung. Restaurantpreise ein vielfaches teurer als in Arequipa und auch in Cusco. Da macht Essen gehen einfach keinen Spaß, denn Preis-Leistungsverhältnis ist eine Kathastrophe. Und der Service … über den schweigen wir uns besser aus. Meistens gleichfalls eine Kathastrophe – auch wenn es glorreiche Ausnahmen gibt.
Heute nachmittag wollte ich mir dann eine neue Flasche Wasser kaufen. Bezüglich der Preise auf Machu Picchu war ich ja vorgewarnt – eine Flasche Wasser so teuer wie auf dem Flughafen in Deutschland -, aber daß eine 2,5-Liter Flasche Wasser hier in Aguas Caliente 6 Soles kosten soll? Das ist das 2,5-fache des Preises von Arequipa! Ich konnte den Verkäufer dann auf 4,5 Soles herunterhandeln und war trotzdem noch entrüstet.
Machu Picchu ist ja wirklich beeindruckend. Trotzdem. Meiner Reisekasse tun die Preise hier weh. Ca. 55 USD Eintritt für Machu Picchu und Aufstieg auf den Wayna Picchu, 60 USD für eine 1,5 stündige Zugfahrt (billigste Retour-Variante) von Oallantaytambo nach Aguas Caliente, nochmals 16 USD Busfahrt von Aguas Caliente nach Machu Picchu und retour, 32 USD für den spanischsprachigen Guide (spanisch denn englisch ist nochmals teurer), … . Es summiert sich. Und diese Preise in einem Land, in dem der Mindestlohn 600 Soles, also rund 200 USD beträgt. Zurück bleibt neben den tollen Eindrücken von Machu Picchu und Wayna Picchu ein schaler Beigeschmack mit der Frage, ob es das Geld denn wert war. Der Bericht zu Machu Picchu folgta dann morgen.