Bisher habe ich noch nicht viel von Arequipa erkundet. Mit meinen entzündeten Achillessehnen heißt das Motto ‚wenig laufen‘. Was macht man in so einem Fall? Nun, ich habe mir eine nette Stadt gesucht – Arequipa – und nehme nochmal ein paar Stunden Spanischunterricht. Praktischerweise ist mein nettes, gemütliches Hostal ‚Los Andes‘ direkt in der Innenstadt, in der Nähe der Plaza des Armas, und die Sprachschule ist im gleichen Gebäude untergebracht.
Arequipa ist so ganz anders als ich es erwartet habe. Ja, eine Kolonialstadt, aber sie macht einen sehr modernen, fast europäischen Eindruck – zumindest in der Innenstadt. Es fehlen die Indiofrauen mit ihren Hüten und ihrer farbenfrohen Kleidung. Ich bummele durch die Arkadengänge der Plaza de Armas und sitze in dem kleinen Park auf den Parkbänken in der Sonne. So warm es in der Sonne ist, im Schatten ist es kalt und abends friere ich bitterlich. Wo sind meine 30 Grad aus Zentralamerika geblieben? Hier ist trotz Sonnenschein und blauem Himmel Winter. Temperaturgefühl scheint jedoch eine sehr subjektive Sache zu sein. So tragen die einen T-Shirts und kurze Hosen und die anderen eine Daunenjacke.
Trotzdem bin ich froh, daß ich nicht in San Jose geblieben bin und dort meine Achillessehnen auskuriere. Arequipa hat soviel mehr Flair – auch wenn der Geräuschpegel manchmal etwas lauter ist. Mein Zimmer im Hostel geht auf eine der viel befahrenen Straßen, die von der Plaza de Armas kommen, hinaus. Ein kleines gelbes Taxi am anderen – buchstäblich eine Invasion kleiner gelber Taxis, alle der gleichen Marke. Und mitten zwischen ihnen steht an der Straßenkreuzung ein Schokoladenverkäufer. Er verkauft rot eingepackte Schokolade – in voller Weihnachtsmann-Montur. ‚Chocolate! Chocolate!‘ so tönt es ab dem frühen Nachmittag lautstark direkt unter meinem Fenster. Ich überlege, ihn mit einem gut gezielten Blumentopf zum Schweigen zu bringen. Aber wo wäre dann nächstes Jahr Weihnachten Santa Claus?
Und dann ist da noch die blecherne Querflötenmusik. Wo kommt sie nur her? Das frage ich mich fast eine Woche lang Tag für Tag. Ein bekanntes Lied, doch will mir der Titel nicht einfallen. Jeden Nachmittag und Abend tönt die Musik nervtötend und blechern durch die Straßen. Bleibt als Ohrwurm im Kopf hängen. Heute fuhr dann der LKW der Müllabfuhr an mir vorbei – und siehe da, das Rätsel um die Herkunft der Musik war gelöst. Die Müllabfuhr spielt die Musik. Es ist ein ‚Achtung, hier kommt die Müllabfuhr‘-Lied. Statt hupen. Das nervte die Bevölkerung von Arequipa anscheinend. Nun, ich bin mir nicht sicher, ob die Musik die bessere Variante ist.
Heute habe ich mit Sherri, einer weiteren Sprachschülerin, den Klosterhof der Iglesia La Compañia erkundet. Wunderschöne Innenhöfe mit Kreuzgang, die heute zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. Und siehe da, unverhofft bekomme ich meine Indios präsentiert. Musiker und Tanzgruppen aus Bolivien sind in der Stadt und führen ihre farbenfrohen, traditionellen Folkloretänze auf. Aber: Gehörten die Luftballons an den Hüten der Tänzer auch bereits vor 50 Jahren dazu? Und als dann die Musiker ihre Panflöten zur Titelmusik von ‚Titanic‘ anstimmen, können Sherri und ich uns vor Lachen nicht mehr halten.
Mit solch kleinen Events und Überraschungen vergehen meine Tage in Arequipa wie im Flug. Ich habe nette Begegnungen mit anderen Travellern, die ich im Hostel oder auch in Cafes kennenlerne. Mit Dalia, einer in Israel lebenden Litauerin, verbringe ich einen netten und fast gourmetverdächtigen Abend in einem schweizerisch-peruanischem Restaurant. Ich esse mein erstes Alpaka-Steak und bin begeistert.
Trotzdem waren die ersten Tage manchmal trotz der vielen Menschen um mich herum fast ein bißchen einsam. Die meisten Leute, die ich kennenlerne sind nur auf der Durchreise in Arequipa für 2-3 Tage und aus meiner Sprachschule reisen die Mädels auch alle ab. So habe ich mir vor 3 Tagen noch Gedanken über das Wochenende gemacht. Werde ich zum Wochenende wieder jemanden kennenlernen? Oder muß ich meinen Geburtstag etwa mit mir alleine feiern? Nun, ich hätte mal wieder mehr Vertrauen in das Schicksal haben sollen. Markus, Sprachschüler aus Brasilien, wird uns morgen -Samstag, mein Geburtstag – ein brasilianisches Abschiedsessen kochen. Die versammelte Mannschaft aus Lehrern und Schülern trifft sich bei Lula und Max, die die Sprachschule betreiben. Und es gibt Pisco sour und/oder Caipirinha vorab – was will ich mehr….
Sieben Uhr Ortszeit, ich sitze und habe gelesen, morgens fast immer meine erste Unternehmung…weil so neugierig – an Tagen an denen meine Schreiberin ohne Internetanschluß, eine sture Geste, ich probiere…könnte ja doch sein, daß…Die Familie schläft noch, kann es, während bei mir , fast wie vom Wecker aus dem Schlaf gejagt, 6:30 der Morgen beginnt. Auch Flaek ist noch ruhig, ich war noch nicht bei ihm, sonst habe ich die Ruhe zum Sitzen nicht mehr, er erwartet Unterhaltung, Streicheln, Schmusen, eben Körperkontakt. Ja, und kräftig in die Arme nehmen würde ich Dich heute auch, sofern es möglich wäre. Du hast offensichtlich alles geschickt gelenkt, damit „Anke auf Weltreise“ am 16.Juli so viel Welt wie möglich auf sich vereinigt, Telefon allen mitgeteilt – soll ich´s hier wiederholen? – Abendessen „organisiert“…da wünsche ich Dir, es möge für Dich und all Deine Freunde ein sehr schöner und fröhlicher Abend werden. – Sieben Stunden Differenz, wenn wir hier also gegen 23 Uhr ans Zubettgehen denken wirst Du ans bevorstehende Festchen denken….denken!, denn bei Euch ist dann noch Nachmittag, und wann sitzt man dann üblicherweise zusammen? – Ich höre Geräusche, werde den Kaffeetisch vorbereiten.
Herzlichen Glückwunsch! Alles, alles Gute! Dein W von WuCh
An W und C von WuCH 😉 – danke für die lieben Grüsse und die Glückwünsche! In der Tat habe ich gestern einen total netten Tag verbracht. Und wie schön mit Euch zu telefonieren! Ich bin erst um Mitternacht todmüde ins Bett gefallen, nachdem bei Euch praktisch schon wieder Morgen war. Heute bin ich schon wieder einen Tag älter. Beim Lesen Deines Kommentars fühle ich mich fast unter Druck gesetzt, ein bisschen regelmässiger hier in zu schreiben. Nun mal sehen, ob mein Alter das erlaubt ;-).
Liebe Grüsse Eure Anke
Hallo Anke,
gestern sind wir aus dem urlaub in cornwall gekommen. auch ein stück vom paradies und gar nicht so weit weg. ich habe dann wie blöd nach deinem letztem mail gesucht, weil ich dir noch rechtzeitig zum geburtstag gratulieren wollte, habe es aber nirgens mehr gefunden. was für eine unordnung.
auch an eine geburtstagskarte haben wir schon gedacht. aber ohne adresse ist das so eine sache und wenn man deine gedanken zur postkarte liest, dürfte auch der zeitliche ansatz in südamerika gegen diese art der nachrichtenübermittlung sprechen.
ich hoffe du hast weiterhin eine schöne zeit und hast deinen geburtstag ein wenig feiern können (oder hast du es etwa niemandem gesagt?). dann ruhe mal als erstes deine füße aus, damit du wieder große wanderungen unternehmen kannst. ich würde mich freuen, wenn wir deinen nächsten geburtstag (oder einen danach) vielleicht mal wieder zusammen feiern können.
alle liebe auch von susi und felix aus dem derzeit sommerlich durchwachsenen harrislee.
Hallo meine Harrisleer,
es scheint man muss nicht immer in die Ferne schweifen, um ein Stückchen Paradies zu finden. Cornwall ist für mich noch eine Ecke des Erdballs, der auf meiner ‚Wunschliste‘ steht. Wie schön, dass ihr eine so gute Zeit in Cornwall hattet und mir dann davon berichten könnt. Was werden wir uns alles zu erzählen haben, wenn wir uns wiedersehen. Und ich hoffe ja nicht, dass es bis zu meinem nächsten oder gar übernächsten Geburtstag dauern wird ;-). Bis dahin werde ich sicherlich eine gute Zeit verbringen und Euch wünsche ich auch noch sonnige Sommertage. Ihr wohnt ja immerhin an einem Ort, an dem andere Urlaub machen! Und für Felix dann wieder einen guten Einstieg in die Schule! Liebe Grüsse Anke