Inzwischen bin ich schon fast zwei Wochen in Granada. Tolle Kolonialstadt, Häuser in gelb, allen denkbaren Rotschattierungen, blau und türkis, dazu Sonne, blauer Himmel und natürlich Hitze pur bis zum Abwinken. Ich habe unabsichtlich den heißesten Monat für meinen Aufenthalt in Granada ausgesucht. Trotzdem – oder gerade deswegen? – herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre. Kleine Läden, Straßenverkäufer, Pferdekutschen oder -karren neben Autos. Fahrräder, die als Familienkutschen benutzt werden: bereits Zweijährige stehen auf der Stange zwischen den Armen ihrer Eltern, die das Fahrrad lenken – manchmal mag ich gar nicht hinschauen. Ein bunter, chaotischer und brodelnder lokaler Markt mit einem Wegelabyrinth, bei dem ich aufpassen muß um wieder aus dem Markt herauszufinden. Papayas, Mangos in verschiedenen Sorten, Ananas, Guava und was es sonst noch so alles an unbekannten Früchten gibt. Orangen, die eher an Zitronen erinnern. Zitronen mit oranger Schale, so dass ich erst mit dem ersten Biß merke, daß es eine Zitrone ist.
Unter der entspannten Oberfläche in Granada ist aber auch eine andere Wahrheit verborgen. Menschen, die in totaler Armut leben. Gestern Abend beim Essen in einem Straßenrestaurant stupfte mich beharrlich ein Finger am Arm. Gewöhnt Straßenverkäufer zu ignorieren, ignorierte ich das Stupfen zuerst. Bis ein kleiner Pappteller neben mir auftauchte. Ich schob die Reste von meinem Veggie-Burger darauf und dachte damit wäre es erledigt. Nein, damit war erst der Damm gebrochen und eine dreckige kleine Hand raffte alles was noch auf dem Teller lag zusammen und stopfte sich die Sachen in den Mund. Das ist die andere Seite von Nicaragua, die man in der Innenstadt von Granada mit seinen schönen Kolonialbauten auch leicht vergessen kann.
Normalerweise wache ich morgens um 6 Uhr auf, sobal Dany – der 8 Monate alte Sohn meiner Gastgeberin Fatima – aktiv wird. Eine kurze kalte Dusche – kalt, aber zum Aufwachen nicht wirklich geeignet, da das Wasser auch ohne Heißwasserboiler sehr warm ist. Zum Frühstück gibt es Obst -lecker und so viel besser im Geschmack als bei uns – und Tee. Bereits morgens um sieben bringt mich der Tee manchmal schon zum schwitzen. Und heute morgen habe ich Wäsche gewaschen – so richtig schön auf die altmodische Art mit einem Waschbrett. Einseifen, schrubben und nochmals schrubben und mit viel Wasser und nochmals schrubben ausspülen. Gibt kräftige Arme und bringt einen auch morgens um sieben garantiert zum Schwitzen. Ich lerne hier nicht nur Spanisch, sondern auch die Lebensart der Nicaraguaner hautnah kennen. Apropo Spanischunterricht – auch der bringt mich zum Schwitzen. Meine Spanischlehrerin kennt keine Gnade – irreguläre Verbformen im Präsens, Präteritum, Imperfekt und Reflexivpronomen werden rauf und runter geübt. Und für abends gibt es Hausaufgaben. Als zweiten Teil am Nachmittag steht dann ein Ausflug oder Kochen auf dem Programm.
Vorgestern waren wir im einzigen Zoo von Nicaragua. Bei dem Gedanken an den Zoobesuch war mir im Vorfeld ein bisschen mulmig zumute. Ich hatte vorsintflutliche, kleine Käfige und traurige Behausungen für die Tiere im Kopf. Tatsächlich war es nicht großartig, aber viel besser als erwartet. Toll waren die vielen Aras, der kleine bunte Nationalvogel „Guardabarranco“ von Nicaragua, aber auch die Tapire, Jaguare und Pumas. Sie waren trotz der Hitze erstaunlich mobil. Unsere Rückfahrt dann nach Granada war mal wieder eine Lektion in „Leben und Busfahren in Lateinamerika“. Wir standen am Straßenrand und haben einen Bus herangewunken; ein Microbus für vielleicht 25 Personen hielt an. Er war eigentlich schon voll. Gefühlt standen wir eng an eng mit sicherlich 40 Personen und dachten, der Bus wäre brechend voll. Ein Blick auf einen Chickenbus, den wir überholten, belehrte uns eines besseren: dort quollen die Leute förmlich aus allen Türen und Fenstern. Dagegen waren wir luxeriös unterwegs.
Ach und gestern hatte ich einen halben freien Nachmittag. Den habe ich am Pool vom Hotel Granada verbracht. Traumhaft. Wir hatten zu zweit den Pool für uns. Über 30 Grad – für Schwimmen wie geeignet. Himmlisch. Aber wieso musste es regnen? Nicht, daß der kurze Regenschauer – absolut unüblich im Sommer – uns gestört hätte. Der Regen war fast schon verdampft, bevor er auf dem Boden aufkam. Trotzdem. Da liege ich einmal am Pool ….
Morgen nachmittag fahren wir nach dem Spanischkurs fürs Wochenende nach Leon. Ich werde berichten.
Ich bin eben durch Zufall vorbei gekommen. Gefaellt mir bis jetzt gut.
Hey, ich wünsche dir noch viele schöne warme Tage um zu schwimmen.
@ Ute: Danke, warme Tage werde ich sicher haben. Versuche Dir ein Tütchen Sonne zu schicken, so daß Du schöne Wochenenden zum Bussle fahren hast!