Bereits letztes Wochenende habe ich einen Ausflug nach Catarina und Masaya unternommen. Catarina gehört zu den „weißen Dörfern“ in der Umgebung von Granada, die ihren Namen aufgrund der weiß mit Kalk verputzten Häuser erhalten haben. Allerdings sieht man nur noch wenige von Ihnen, dafür trägt das erste Hotel am Platz zur Erinnerung noch stolz die Einschußlöcher aus den Zeiten des Bürgerkriegs.
Catarina lebt von der Pflanzenzucht und während ich durch die kleinen, familiengeführten Gärtnereien bummele, treffe ich auf eine Familie, die gerade „Nacatamal“ zubereitet. Nacatamal besteht aus einem Teig aus Maismehl, Milch, Schmalz, gemischt mit Kartoffeln, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen sowie einer Füllung aus Schweine- oder Hühnerfleisch, Tomaten, Reis, Knoblauch, Zwiebeln, Kartoffeln und Minze. Mir wird erzählt, daß das Schwein gerade geschlachtet wurde. Nacatamal ist ein typisches Nica-Essen. Die Teigmischung mit Füllung wird in Kochbananenblätter verpackt, gut mit Agavenfasern verschnürt und rd. 5 Stunden vorzugsweise im offenen Feuer gedämpft.
Lecker? Ich weiss es nicht, da ich noch nicht die Gelegenheit hatte zu probieren. Auf jeden Fall sah die Zubereitung nach viel Arbeit aus.
Catarina besitzt einen wunderschönen wenn auch sehr touristischen Aussichtspunkt. Von diesem Mirador aus habe ich einen tollen Blick auf den Kratersee „Laguna de Apoyo“, in dessen Hintergrund im Dunst Granada und der Nicaragua-See zu sehen sind. Nachdem ich mich satt gesehen habe geht die Fahrt weiter nach Masaya. Eine Arbeiterstadt, vor allem bekannt für die Herstellung von Hängematten, Schuhen, Kunsthandwerk und Pferdesättel. Bei meiner Fahrt durch die Straßen von Masaya komme ich durch einen Straße der Schuhmacher und eine Straße voller Hängematten. Der Kunsthandwerkermarkt wurde nach dem Bürgerkrieg im „Mercado Vieja“ wieder in alter Pracht restauriert. Ich hatte von außen den Eindruck vor einer Filmkulisse zu stehen: den Markt umgibt eine Mauer aus Basalt mit zahlreichen prachtvoll verzierten Portalen und kleinen Türmen.
Deutlich besser gefallen hat mir der lokale Markt ein paar Straßen weiter, der einen viel originelleren Eindruck macht. Ein Labyrinth aus kleinen Gassen. Verirren ist hier vorprogrammiert. Kunsthandwerk, Hängematten, Schuhe, Gewürze, Obst und Früchte, Kinderspielzeug – alles in wildem Durcheinander. Die Gänge sind so eng, dass keine zwei Personen aneinander vorbei kommen. Hier im Markt ist die Temperatur gefühlt nochmals 5 Grad höher als die draußen herrschenden 32 Grad. Mitten im Markt stehe ich plötzlich vor einem kleinen Friseurstübchen. Eine Frau lässt sich gerade die Haare fönen – ich zerfließe allein bei dem Gedanken daran!
Nachdem ich dem Labyrinth glücklich entkommen bin, fahre ich weiter zum Nationalpark des Vulkans Masaya. Hier im Nationalpark gibt es fünf Vulkankrater der Vulkane Masaya und Nindiri. Einer davon – der Krater Santiago – ist immer noch aktiv und räuchert vor sich hin. Mir steigt der altbekannte Geruch von faulen Eiern in die Nase, der Hals fängt an zu kratzen und ein trockener Husten stellt sich ein. Zum Glück weht der Wind die aus dem Vulkan aufsteigenden Dämpfe immer wieder weg. Bis kurz nach Sonnenuntergang wandere ich um die verschiedenen Krater herum, genieße die Ausicht, bevor ich mit einer geführten Tour einen der Lavatunnel in den Vulkanen erkunde. Auf dem Weg zum Tunnel sehe ich immer wieder Chocoyeros zu ihren Nestern zurückkehren. Diese grüne Papageienart nistet doch tatsächlich an den Innenwänden des dampfenden Kraters Santiago und so sehe ich die heranfliegenden Papageien immer wieder im Sturzflug im Krater verschwinden. Was für ein Anblick!
Der Abstieg in den Lavatunnel ist ein beunruhigendes Gefühl, auch wenn die über 50 Meter in den Tunnel hineinragenden Baumwurzeln bezeugen, daß hier schon lange alles ruhig geblieben ist. Trotzdem – wer wandert schon gerne in einem Vulkan, wenn er auch erloschen sein soll, herum? Ich beruhige mich mit ein bißchen QiGong in Gedanken. Hunderte von Fledermäusen verlassen einen naheliegenden Höhleneingang, während ich in den Lavatunnel hineinmarschiere. Ich bin froh, als ich ein wenig später wieder am Tageslicht bin, auch wenn es bereits stockfinstere Nacht ist. Es ist Zeit nochmals zum Kraterrand zu gehen und in den Krater Santiago hineinzusehen.
Abschluss und Highlight meiner Tour ist der Blick in den Krater Santiago. Um mich herum stockfinstere Nacht. Klarer Sternenhimmel und aus dem Krater leuchtet mir ein orangeroter Schein der Lava entgegen, die sich rund 3 km unter mir im Kraterinneren befindet. Unglaublicherweise sind aus dem Kraterinneren immer wieder Explosionen zu hören. Der Vulkan arbeitet. Ich bin total fasziniert, auch wenn ich mir nicht vorstellen möchte, welche Kräfte dort im Inneren des Vulkans am Werke sind! Beeindruckt mache ich mich nach einem erlebnisreichen Tag auf den Weg zurück nach Granada.