Er sitzt geduldig auf dem Arm einer Sanctuary-Mitarbeiterin und wir dürfen seinen Rücken kraulen. Was für ein flauschiges Fell! Nur an die lustigen, plüschigen Ohren dürfen wir nicht fassen, das geht dann doch über die Tolelranzschwelle des Koalas.
Auf halber Strecke zwischen Sydney und Brisbane liegt
Bellingen am Bellinger River. (Und nein, das ist jetzt kein Schreibfehler, aber
vermutlich führte in früheren Zeiten ein Schreibfehler dazu, daß der Fluß nicht
gleichnamig mit der Stadt ist.) Ich halbiere hier meine Busfahrt von Port
Stephens nach Brisbane und steige in Urunga aus. An der dortigen Bushaltestelle
werde ich mit einem kleinen Shuttle-Bus von der Jugendherberge aufgesammelt und
werde nach Bellingen gebracht. Ich komme erst spätnachmittags an und mache nur
einen kleinen Bummel durch den Ort. Rund 2.800 Einwohner, mehr ist es nicht.
Die Hauptstraße erinnert mich an eine aufgepeppte Wild West Stadt mit ihren
Fassaden und einem Touch Hippie. Die Geschäfte sind bereits geschlossen. In
Australien wird früh Feierabend gemacht – erst recht in diesen kleinen Orten. Trotzdem bleibt mir der künstlerische Hauch, der über dieser kleinen Stadt liegt, nicht verborgen. Ich fühle mich auf Anhieb wohl in diesem kleinen Ort.
Am nächsten Tag erkunde ich zwischen den Regenschauern die kleinen
Geschäfte und Boutiquen. Wie gesagt, ein Hauch Hippie, aber total nett. Manch
größere Stadt könnte sich hier eine Scheibe abschneiden. Bellingen liegt
gefühlt mitten im Nirgendwo – aber idyllisch. Der Bellinger River fließt durch
den Ort. Am Morgen mache ich eine kleine Kanutour auf dem Fluß. Es ist nur ein
kurzer Ausflug. Zu Beginn bedauere ich das, aber ich bin kaum zurück, als es
anfängt zu regnen. Glück gehabt! Ausdauernd und viel Wasser kommt vom Himmel.
Und hätte ich zuvor in Wikipedia nachgesehen, dann hätte ich gewußt, daß Bellingen
eine regenreiche Stadt ist. So verbringe ich den restlichen Tag mehr oder
weniger lesenderweise in der Jugendherberge. Sie ist ist ein bißchen
runtergekommen und nicht ganz sauber, aber hat einen zur Stadt passenden Groove.
Auf der breiten Veranda stehen rote Plüschsofas, von denen aus ich den Regen
beobachte. So wird es nichts mit meinen Erkundungen in die Umgebung. Morgen
früh geht es weiter nach Brisbane. Denn lieber Regen in der Großstadt als in
diesen kleinen Orten oder am Strand.
Nach einer Woche verabschiede ich mich schweren Herzens von Sydney und reise weiter. Wohin? Schwierige Entscheidung, denn Australien ist so groß. Ich hatte mich im Vorfeld nicht wirklich mit Australien beschäftigt und die Reisebibel Lonelyplanet erst kurz vor meiner Abreise aus Neuseeland erstanden. Die letzten Tage habe ich ein wenig ratlos durch das dicke Buch geblättert und versucht herauszufinden was mich an Australien interessieren könnte. Ich entscheide mich schließlich für die allgemein beliebte Tour Sydney nach Cairns; immer die Ostküste entlang Richtung Norden. Ich habe einen Buspass für den Greyhound erstanden und teste heute meine erste Busfahrt. Und bin total enttäuscht. Alter, enger Bus, schlecht gelaunter Busfahrer; ich sitze zwischen Horden von gerade mal 20jährigen und komme mir vor wie in einem absurden Film. Ach wie schön waren die Busfahrten doch in Südamerika! Was für einen Luxus hatte ich dort!
Nun, die heutigen wenigen Stunden im Bus nach Newcastle bringen mich nicht wirklich um. Gespannt steige ich in Newcastle aus. Kein guter Anfang, denn die Stadt ist wie ausgestorben; irgendwie tot. Ich bin fast alleine auf der Straße – mitten an einem Wochentag. Sehr seltsam. Und alles wenig einladend. Die Jugendherberge ist nett. Die Strandesplanade ist ebenfalls ganz hübsch. Aber ansonsten bin ich froh, daß ich hier morgen früh wieder verschwinde. Schreckliche Stadt!
Am nächsten Tag nehme ich den Bus nach Port Stephens. Erst als ich mich in der Jugendherberge in Newcastle nach meiner neuen Unterkunft erkundige, lerne ich, daß Port Stephens kein Ort, sondern eine Gegend ist. Ok. Meine Unterkunft liegt wohl mitten im Wald weit entfernt von jeglicher Ortschaft. Hmmm, hört sich ja nicht so gut an. Der Busfahrer schmeißt mich dann auch mitten im Nirgendwo raus. Zumindest kommt es mir so vor. Auch hier habe ich mich in der Jugendherberge einquartiert. Ich werde 3 Nächte bleiben. Kleine Hütten stehen mitten im Wald; es gibt einen kleinem Pool. Trotz der Abgeschiedenheit gefällt mir die Unterkunft auf Anhieb. Ich erfahre, daß es ein gutes Bussystem oder auch Fahrräder gibt, die mich überall hinbringen werden. Das hört sich gut an!
Ich treffe nette Leute. Und auch andere Besucher. So wohnt in unserer Hütte über unseren Köpfen ein Opossumpaar, das in den Morgenstunden häufig einen ziemlichen Radau macht. (Aber gegen das Schnarchen eines Mitbewohners nicht wirklich ankommt.) Eines Abends sitze ich auf der kleinen Veranda als die beiden Opossums den Kopf aus ihrem Nest strecken und auf den Dachbalken durch die Gegend tollen. Sind das possierliche Tiere! Und anders als in Neuseeland (dort gilt: „nur ein totes Opossum ist ein gutes Opossum“), haben die Opossums hier ein gutes Leben.
Doch wir haben nicht nur Opossumbesucher, sondern es lohnt auch ab und zu ein Blick hoch in die Bäume. Eines Nachmittags sitzt ein Koala direkt über unserer Hütte im Baum. Mein erster Koala – Life und in Farbe! Ich bin begeistert. Auch wenn das Zuschauen auf Dauer etwas einschläfernd ist, denn diese kleinen grauen plüschigen Genossen schlafen bis zu 20 Stunden am Tag. Keine Bewegung solange ich ihn beobachte. Trotzdem ist der Koala am nächsten Morgen im Wald verschwunden.
Mit dem Bus fahre ich in die kleinen Ortschaften und Strandbuchten, die zu Port Stephens gehören. Ich verbringe einen Tag in Nelson Bay. Bummele durch den kleinen Ort, liege am Strand und fahre zwei Stunden mit dem Boot aufs Wasser hinaus und beobachte Delfine. Leider weht ein ziemlicher Wind und so ist das Wasser sehr aufgewühlt. Es ist schwierig die Delfine zu sehen. Außerdem habeich das Gefühl, daß diese den vielen Ausflugsbooten aus dem Weg gehen. Während die Delfine in Neuseeland immer zum Boot geschwommen kamen und in den Bugwellen surften, muß der Kapitän hier seine ganze Kunst aufbieten, den Delfinen zu folgen, so daß wir einen Blick erhaschen können. Es lebt eine große Delfinpopulation hier von rund 140 Delfinen, die aber meistens in Gruppen von nur 4 bis 6 Delfinen unterwegs sind. Wir sehen sogar eine Delfinmama mit ihrem Nachwuchs. Und spät am Nachmittag, als die Sonne hinter den Wolken verschwindet, das Wasser inzwischen spiegelglatt ist und ich gerade vom Strand aufbrechen will, stattet mir die Delfinmama mit ihrem Jungen direkt am Strand noch einen Besuch ab. Ich bin so fasziniert wie die beiden unweit der Küste gemächlich ihre Bahn ziehen, daß ich doch glatt vergesse Fotos zu machen.
Am nächsten Tag brechen wir zu viert mit dem Auto auf. Wir wollen nach Fingal Bay und dort auf eine vorgelagerte Insel wandern. Bei Ebbe kann diese Insel über den dann freiliegenden Sandstrand „the spit“erreicht werden. Wir wandern am Strand entlang zu „the spit“, haben allerdings keinen guten Tag erwischt. Es ist Tiefststanddes Wassers bei Ebbe und trotzdem schlagen die Wellen von beiden Seiten auf Fingal Spit. Heute ist keine Überquerung zur Insel möglich; die Unterströmungen sind zu heftig, so daß einen selbst knietiefes Wasser ins Meer ziehen kann. Wir schauen uns das Wellenschauspiel eine Weile an und disponieren dann um. Von Shoal Bay aus erklimmen wir den Aussichtspunkt Tomaree Head, der uns einen herrlichen Blick auf den Nationalpark Tomaree und die vielen kleinen Sandbuchten von Port Stephens gibt. Toll!
Als Abendessen hole ich mir eine Portion Fish and Chips am Imbis von Anna Bay. Schließlich sind wir am Meer, also ist Fischessen angesagt.
Den dritten Tag erkunde ich Anna Bay und mache einen kleinen Ausflug mit einem Allradjeep in die Stockton Beach Sanddünen. 32 Kilometer Sand, Sand, Sand. Wanderdünen, die langsam aber sicher den im Hinterland stehenden Wald unter sich begraben. Wir fahren am Strand entlang und von dort mit unserem Allradjeep auf die Sanddünen hinauf. Ein toller Blick und was für ein toller, feiner, heller Sand! Von hier aus geht es in guter Allradmanier steil die Sanddünen hinab. Bevor die Sanddüne unter uns verschwindet schweift der Blick in die Ferne – nur blauer Himmel zu sehen – und dann kippt der Jeep förmlich in die Tiefe und es ist nur noch Sand zu sehen. Aber bevor mein Herz völlig in die Hose gerutscht ist, sind wir auch schon am Fuß der Sanddüne angelangt und bahnen uns den Weg zurück zum Strand.
Wir fahren weiter nach Tin City, wo in 11 Blechhütten die letzten offiziellen Sqatter von Australien leben. Mitten im Sand zwischen den Sanddünen, kilometerweit von jedem Ort entfernt stehen diese während der Rezession in den 1930er Jahren erbauten Hütten aus Blech, die heute fast nur noch als Urlaubsdomizil benutzt werden. Es leben noch zwei hartgesottene permanente Bewohner hier. Kein leichtes Leben, den ständig wandernden Sand davon abzuhalten die Hütten unter sich zu begraben. Denn ist eine Hütte erst mal fort, darf keine neue mehr gebaut werden. Tin City wurde im übrigen als Kulisse für einige Filmszenen von Mad Max benutzt.
Noch habe ich von dem ganzen Sand nicht genug und so verbringe ich den Nachmittag gemütlich am Strand. Heute Abend ist dann wieder Sachen packen angesagt, mein Bus fährt morgens um 7 Uhr. Ich will weiter in einen kleinen Ort namens Bellingen.
Von einem Land mit vier komma zerquetschten Millionen Einwohnern komme ich in eine Stadt mit über sechs Millionen Bewohnern. Eine Umstellung, gelinde gesagt. Aus Neuseeland, wo ein Doppelzimmer in einem guten Hostel durchschnittlich 40 Euro kostet, nach Sydney, in dem mich die ersten beiden Nächte im 6er Dorm je 50 Euro kosten. Danach quartiere ich mich in die YHA um und bezahle „nur“ noch 32 Euro. Nicht nur die Preise, die höher als in der Schweiz sind, sondern auch das Schlafen in Dormitories ist gewöhnungsbedürftig. Aber solange es ein „girls only“-dormitory ist, hält sich wenigstens das Schnarchen in Grenzen.
Gleich am ersten Tag mache ich eine der kostenlosen Stadtführungen von Peek Tours mit. Trinkgeld natürlich erwünscht. Aber dafür muß die Tour dann auch gut sein. Und das ist sie auch! In fast 4 Stunden erfahre ich unglaublich viel über die Stadt und sehe auch einen guten Teil der Innenstadt. So bin ich nicht mehr ganz orientierungslos.
Vom Circular Quay mit seinen Bootsanlegestellen, über das ursprüngliche Armenviertel „The Rocks“ durch die Innenstadt, vorbei an diversen historischen Bauten zum Botanischen Garten mit seinen riesigen Fledermäusen zu einem glorreichen Abschluß an der Oper von Sydney. Und unsere Stadtführerin erzählt mit einer Begeisterung, die einfach mitreißend ist.
Auf der Stadtführung lerne ich Julia kennen. Mit ihr überquere ich am gleichen Tag noch die berühmte Harbour Bridge, den „Kleiderbügel“, der Nord- und Südküste des Hafens von Sydney verbindet. Wir beobachten Touristen beim Erklimmen der Brücke. Mir juckt es in den Fingern beim Zusehen. Da würde ich ja auch gerne hinaufsteigen. Aber je nach Zeitpunkt kostet der Bridge Climb bis zu 330 AUS$ oder rund 250 Euro – und jedes Foto schlägt nochmals mit horrenden Preisen zu Buche. Selber fotografieren verboten. Das ist mir die Sache dann doch nicht wert.
Auch die anderen Tage bin ich die meiste Zeit mit Julia unterwegs. Wir machen die billige Hafenrundfahrt-Variante und nehmen die lokale Fähre nach Manley Beach. Toll! Ich erhalte neue Blickwinkel auf die Harbour Bridge und die Oper von Sydney. Wieviele Bilder ich in meiner Begeisterung wohl von diesen beiden Landmarken geschossen habe? In Manley angekommen, laufen wir am Strand – voll, voll, voll – und dann den Küstenrundweg entlang. Am Aussichtspunkt erhalten wir herrliche Ausblicke auf die Skyline von Sydney. Und ich begegne meinem ersten Echidna. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß. Ich höre es nur im Gebüsch rascheln und dann sehe ich ein igelförmiges Stacheltier mit einem langen spitzen Rüssel. (Leider kein Bild, es war zu tief im Gebüsch versteckt.) Erst am nächsten Tag im Aquarium erhalte ich eine Erklärung für diesen Igel mit Rüssel, denn das Echidna ist mit dem Platypus verwandt, der als Wassertier hier im Aquarium seinen Platz hat. Was die beiden gemeinsam haben? Sie sind die einzigen beiden Kloakentiere (soweit ich der Übersetzung von „monotremes“ auf leo.org trauen kann) auf der Welt; beheimatet ausschließlich in Australien und auf Papua Neuguinea.
Im Aquarium leben nicht nur Haie und viele bunte Fische vom Great Barrier Reef (darunter Nemo der Clownfisch), sondern ich lerne auch noch andere, mir völlig unbekannte Tiere kennen. So den Dugong, eine indopazifische Seekuh. Unglaublich interessant. Vom Aquarium machen wir den logischen Schritt zum Fischmarkt, der gleich um die Ecke liegt. Dort lassen wir uns eine große Portion Sushi schmecken. Wir sitzen im Freien am Hafen. Die Möwen sitzen auch dort und ich darf mein Essen nicht einen Moment unbeobachtet lassen. Ansonsten schlagen diese Plagegeister gnadenlos und in Sekundenschnelle zu.
Chinatown und die Universität, Bondi Beach, Elizabeth Bay House und Botanischer Garten. Es gibt viel zu sehen, um nur ein paar meiner Stationen in Sydney zu nennen.
Am Eingang des Botanischen Gartens – der im übrigen gleich neben den Hochhäusern der Innenstadt liegt und einen tollen Panoramablick auf die Oper bietet – grüßt ein Schild, das uns Europäern ganz seltsam anmutet. Es beinhaltet eine ausdrückliche Aufforderung den Rasen zu betreten und außerdem an den Rosen zu riechen, die Bäume zu umarmen und mit den Vögeln zu sprechen.
Statt dem Picknick auf dem Rasen im Botanischen Garten machen wir allerdings einen Stop am Henrys Cafe de Wheels Imbisstand, berühmt für seinen Tiger Pie. Dieser Imbis ist eine Institution von Sydney, die selbst von Berühmtheiten wie Frank Sinatra und Marlene Dietrich bereits besucht wurde.
Sydney ist eine tolle Stadt und ich kann mich gar nicht losreißen. Nach 5 Tagen in der Stadt mache ich einen Ausflug in die Blue Mountains, die nur 2 Stunden mit dem Zug von Sydney entfernt liegen.
Ein hop on hop off-Bus bringt mich an die verschiedenen Stationen, von denen aus ich entweder faules Sightseeing von diversen Aussichtsplattformen mache oder die ein oder andere kleine Wanderung unternehme. Was für eine tolle Landschaft! Die Bergformation der „drei Schwestern“ steht natürlich im Mittelpunkt der Tour.
Und so steige ich dort die Treppen des „Giant Staircase“ in ungezählten Stufen hinunter und laufe entlang des Berghangs bis zur „Scenic Railway“, um mit dieser wieder den Berg hinaufzufahren.
Nichts hat mich auf diese Bahnfahrt vorbereitet. Die steilste Zahnradbahn der Welt – bis zu 52 Grad! Beim Einsteigen liege ich praktisch in den Hartschalensitzen. Wir werden ermahnt alle losen Sachen wegzupacken und Taschen und Rucksäcke festzuhalten.
Dann geht es auch schon los und schon nach den ersten Metern liege ich plötzlich nicht mehr in meinem Sitz, sondern sitze aufrecht und habe das ungemütliche Gefühl nach vorne wegzurutschen – so steil geht es den Berg hinauf! Als wir dann noch durch einen engen Steintunnel fahren, bin ich restlos bedient. Zum Glück sind wir nach guten 200 Metern Fahrt auch schon am Ziel angekommen. Wie gerne hätte ich hier eine Videokamera dabeigehabt!
Unseren letzten Ausflug in Kiwiland machen wir auf die Insel Waiheke. Eine Stunde Überfahrt mit dem Boot von Auckland. Vor Ort stellen wir fest, daß die Inselrundfahrten bereits für den ganzen Tag ausgebucht sind. Da hat das Kreuzfahrtschiff, das im Hafen von Auckland liegt, wohl zugeschlagen. So kaufen wir uns ein hop on hop off-Busticket, mit dem wir drei Bustouren über die Insel machen können. Nach dem Einstieg in den zweiten Bus sind wir dann eigentlich schon bedient. Voller Bus, wir sehen kaum etwas und der Busfahrer hat auch keine rechte Lust uns viel zu erzählen. Er ist ein ganz untypischer Vertreter für einen neuseeländischen Busfahrer. Außerdem sprechen uns die verschiedenen Ausstiegsstationen auf der Insel auch nicht wirklich an. Schöne Sandbuchten sind ja gut und schön – aber bei schlechtem Wetter?!
Aber bald darauf steigen wir in den dritten, merklich leereren Bus um, der uns auf eine Sightseeingtour über die Insel bis zum östlichen Ende mitnimmt. Die Busfahrerin erzählt gutgelaunt Anekdoten über die Insel und wir können eine herrliche Landschaft genießen. Am Bootsanleger an der Ostseite der Insel machen wir einen kurzen Stop. Ich lasse mir den Wind, der hier ganz kräftig bläst, um die Nase wehen. Türkisblaues Wasser. Wellen. Herrlich! Und dann geht es zurück in die Inselmitte. Die Insel ist keine 10 Kilometer lang, so daß die Rückfahrt nicht allzulange dauert.
Wir gönnen uns ein kleines Mittagessen in einem Cafe, bevor wir dann den nächsten hop on hop off-Bus nehmen. Nun wollen wir doch noch ein paar der Weingüter besuchen, die es auf dieser Insel wie Sand am Meer gibt. Fast 30 Weingüter sind hier angesiedelt, die vorrangig roten Wein wie Bordeuax, Syrah und Cabernet Sauvignon produzieren. Auch Chardonnay und Sauvignon Blanc werden angebaut, aber das Klima scheint insbesondere für Syrah besonders geeignet zu sein, denn die Syrah-Weine der Insel werden regelmäßig ausgezeichnet. Das erste von uns angelaufene Weingut „the Hay Paddock“ ist eher eine Touristen-Schnell-Weinverkostung. Eine kleine Weinbar quasi in einem Container oberhalb der Weinberge und praktisch keine Erklärung zu den Weinen. Oder sieht man uns den Weinlaien-Status so sehr an?! Aber viel wichtiger: der Wein ist lecker.
Von hier aus machen wir uns auf einem kleinen privaten Wanderweg, der zwischen den Weinreben hindurchführt, auf den Weg zum nächsten Weingut. Da der Weg länger dauert als angenommen und wir nicht mehr allzuviel Zeit haben bis der letzte Bus zur Fähre fährt, lassen wir das zweite Weingut, das wir unten im Tal sehen, sprichwörtlich links liegen. Und besuchen das dritte Weingut: Miro Vineyards. Die Weinverprobung findet in dem Cafe/Restaurant Casita Miro statt. Eine sehr gute Entscheidung von uns. Das Restaurant hat ein tolles Ambiente. Wir werden am Weinverkostungstresen von der italienischen Küchenchefin persönlich bedient und bekommen 5 verschiedene Weine mit viel Liebe und italienischem Temperament sowie vielen Erklärungen serviert. Dazu gönnen wir uns ein paar spanische Tapas, die als Beilage angeboten werden. Erste Sahne (sozusagen)! Und ein toller Abschluß eines etwas durchwachsenen Tages.
Mit der 6 Uhr-Fähre fahren wir dann zurück nach Auckland. Packen. Morgen mittag gehen unsere Flüge. Für Ela geht es zurück nach Hause und ich fliege fast zeitgleich weiter nach Australien.
… ist wenig spektakulär. Auckland ist keine inspirierende Stadt. Wir bummeln ein wenig rat- und planlos durch die Stadt, nachdem wir zuvor einige Zeit damit verbracht haben eine Unterkunft zu suchen. Ohne Zimmer dastehen – eigentlich wollten wir genau das zu Silvester und Neujahr vermeiden indem wir vorgebucht hatten. Aber nachdem wir Coromandel fluchtartig verlassen haben, müssen wir eben kurzfristig umplanen. Nicht ganz so einfach, wie sich herausstellt. Wir gönnen uns schließlich ein teures Bed & Breakfast für 2 Tage, bevor wir in unser in Auckland gebuchtes Hostel Verandahs umziehen können. Und dann heißt dieses Bed & Breakfast auch noch „Bavaria Bed & Breakfast“. Der Name ist Programm. Es empfängt uns ein Freistaat Bayern-Schild am Haus; es wird deutsch gesprochen. Und die Gäste sind natürlich auch überwiegend Deutsch. Eine ganz andere Klientel als üblicherweise in den Hostels absteigt. Viele haben sich die Reise zusammenstellen und vorbuchen lassen wie wir so nebenbei mitbekommen. Da ist ja der halbe Spass am Urlaub – die Vorfreude bei der Planung – an ihnen vorbeigegangen, denke ich mir im Stillen. Trotzdem genießen wir das kleine Frühstücksbuffet, das jedoch leider nicht ganz das hält was der Reiseführer verspricht (nämlich ein reichliches, bayrisch geprägtes Frühstück). Das hatten wir in den anderen beiden Bed & Breakfast-Unterkünften auf unserer Tour aber viel, viel besser. Hier schlägt im Preis-Leistungs-Verhältnis wohl die Großstadt zu.
Am nächsten Tag steht Silvester vor der Tür. Was tun? Eigentlich wollten wir den Tag wandernd auf dem Coromandel-Küstenweg verbringen. Aber es regnet.
So bummeln wir durch die Stadt, fahren in einer Regenlücke mit dem Boot nach Devonport und schauen uns dort den kleinen Ort an. Der Ort macht fast den Eindruck eines kleinen Badeortes direkt vor der Haustür von Auckland.
Silvesterabend dann ein schönes Essen beim Inder gleich um die Ecke. War gar nicht so einfach ein Restaurant zu finden, das Silvester offen hat. Essen ist lecker, das Lokal gemütlich und wir probieren einen weiteren lokalen Wein aus Neuseeland. Auch der ist lecker. Gegen 22 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zum Bed & Breakfast, sammeln unsere Flasche „Sparkling Sauvignon Blanc“ auf und marschieren wieder los. Mount Eden ruft, der kleine Vulkanhügel mitten in Auckland. Knapp 30 Minuten laufen wir hin und hoch. Nicht nur wir hatten diese Idee, sondern viele andere auch. Aber die Sicht ist begrenzt. Zwar regnet es nicht, aber Nebel hängt dicht über der Stadt, so daß kaum Sicht ist. Während wir warten zieht der Nebel auf, es wird klar, aber wir haben uns zu früh gefreut, denn pünktlich 5 Minuten vor Mitternacht kommt die nächste Nebelwand. Feuerwerk? Eigentlich sollte ein Feuerwerk am Skytower abgefeuert werden. Wurde es auch, wie wir am nächsten Tag hören. Aber um Mitternacht sehen wir nichts. Und auch der Blick auf die Stadtteile, die wir trotz Nebel sehen, gibt nichts her. Kiwis sind keine Feuerwerker wie wir feststellen. Da wird in jeder deutschen Kleinstadt mehr in den Himmel geschossen als hier in der Großstadt Auckland. Wir stoßen trotzdem auf das neue Jahr an; haben zwei Wassergläser aus unserer Unterkunft mitgehen lassen, die jetzt mit Sparkling Souvignon Blanc gefüllt sind. Aber da es recht frisch hier oben auf dem Berg ist – ganz im Gegensatz zu der stehenden Wärme unten in der Stadt – machen wir uns bald auf den Rückweg zu unserer Unterkunft.
Bei einem so unspektakulären Jahresbeginn bin ich nun gespannt, was das neue Jahr 2012 so bringen wird.
Unser Plan Silvester auf der Coromandel Halbinsel zu verbringen fällt ins Wasser. Aber der Reihe nach. Am Tag nach unserem Ausflug nach White Island brechen wir auf nach Withianga. Unsere Fahrtstrecke entlang der Bay of Plenty sieht auf der Landkarte gar nicht so weit aus, aber da haben wir uns getäuscht. Eine Kurve jagt die nächste und es sind Autos ohne Ende unterwegs. Wir sind Stunden unterwegs.
Auf der Strecke zu unserem Hostel in Withianga machen wir Stop an den beiden Brennpunkten Cathedral Cove und Hot Water Beach. Diesmal Touristen ohne Ende. Einerseits von uns erwartet, denn schließlich ist es die Woche zwischen Weihnachten und Silvester, andererseits erwischt uns nach Wochen mit geringer Touristendichte auf der Südinsel, der Touristensturm doch etwas unvorbereitet.
Der natürliche Felsbogen Cathedral Cove am Strand ist über einen 30-minütigen Spazierweg zu erreichen. Parken? Wir werden bereits vor der kleinen Ortschaft abgefangen und auf einen Park & Ride Parkplatz gelotst und nehmen von dort aus den Bus. Mit all den anderen Touristen, die die Strandwelt von Hahei genießen wollen. Die 30 Minuten bis zum Felsbogen laufen wir mehr oder weniger im Touristen-Flip-Flop-Pulk, obwohl es bereits früher Nachmittag ist. Kein Wunder, daß der Reiseführer empfiehlt diese Sehenswürdigkeit erst am späten Nachmittag aufzusuchen. Trotzdem. Tolle Landschaft. Steilküste. Treppen führen uns in einem Wald voller Pohutukawa-Bäume die Steilküste hinab. Wir bleiben ab und zu stehen und fotografieren: nicht nur die Bucht, sonderen vor allem Farnspiralen. Das fällt anscheinend auf, denn unten am Strand werde ich später angesprochen, ob ich Fotografin oder Künstlerin wäre. Nein?! Warum? Na, ich hätte unterwegs doch diese Fotos gemacht …
Nach all den Treppen unten angekommen erwartet uns eine kleine Sandbucht. Der Weg in die nächste Sandbucht führt durch den berühmten Felsbogen, genannt Cathedral Cove. Hier ein Foto ohne Touristenhorden zu bekommen ist ein wahres Geduldsspiel. Aber wir haben ja Zeit. Sind wir nicht im Urlaub? Ja, mit Millionen anderer Menschen. Nach einer kleinen Pause am Strand machen wir uns auf den Rückweg. Baden? Nein, danke. Zuviele Menschen und außerdem ist das Wasser dann doch nicht so warm.
Auf der Weiterfahrt stoppen wir kurz danach am zweiten Brennpunkt der Gegend, dem Hot Water Beach. Ein Strand mit heißen Quellen. Jeder kann sich seinen eigenen kleinen Pool buddeln. Bei Ebbe, wohlgemerkt. Und so sind alle Urlauber hier mit Schaufel bewaffnet. Wir kommen zum perfekten Zeitpunkt, denn kurz nach 17 Uhr ist Tiefststand des Wassers.
Aber nichts hat uns auf dieses Spektakel vorbereitet. Menschenleerer Strand soweit das Auge reicht auf der einen Seite des Strands. Aber dort, was ist das denn? Menschenleerer Strand und dann kommt nach 5 Minuten Strandspaziergang eine total überfüllte Pool- und Menschenlandschaft! Als ob jemand alle Sandburgen, die jemals an dänischen oder deutschen Stränden gebaut wurden, zusammengeschoben hat. Dicht an dicht befindet sich ein kleiner Pool neben dem anderen. Ein fingerbreit Wasser steht in den Pools. Nicht genug, um wirklich unterzutauchen. Und Menschen, dicht an dicht, die in diesen Pools sitzen, liegen oder in ihnen oder um sie herum stehen. Ein Spektakel, das uns begeistert und belustigt, aber nicht zum Mitmachen einlädt.
Die Nacht verbringen wir in der YHA in Withinanga. Naja, „groovig“ mit großen Fenstern und Blick aufs Meer, aber spartanische Zimmer ohne Gemütlichkeitsfaktor und dreckige Küche. Kein Hostel zum Weiterempfehlen, aber hier ist es angesichts der Menschenmengen an diesem Stück Küste schwierig überhaupt eine kostengünstige Übernachtung zu finden. Also nehmen wir es gelassen nach dem Motto: Eine Nacht, was soll´s.
Am nächsten Tag machen wir uns auf nach Coromandel Town. Es regnet und zwar nicht zu knapp. Keine Sicht. Schade! Denn die kurvige Straße bergauf und bergab läßt eigentlich herrliche Aussichten vermuten. Auch der kleine Aussichtspunkt bevor wir das letzte Stück nach Coromandel Town hinunterfahren gibt keine wirklichen Blicke her. Alles in grauen, tiefhängenden Wolken verhüllt.
Was machen in dem winzigen Städtchen Coromandel Town bei schlechtem Wetter? Auf meinen Vorschlag die Waterworks – angeblich interessante Wasserspiele aus Schrott zusammengebastelt – springt Ela nicht wirklich an. Also nehmen wir uns die Driving Creek Pottery & Railway vor.
Wir ergattern über eine Warteliste noch zwei Tickets und können mit der nächsten Bahn mitfahren. Wir erwarten ein absolutes Touri-Programm – und werden positiv überrascht. Wir nehmen in der kleinen Schmalspurbahn Platz. Über unzählige Kehren und durch zwei kleine Tunnel kämpft sich diese kleine Spielzeugeisenbahn den Berg hinauf. Mehrfach fahren wir in eine Sackgasse, stoppen, der Lokführer steigt aus, geht zum hinteren Ende des Zugs und stellt die Weiche um bevor er den Zug dann an diesem Ende wieder besteigt und die nächsten Steigungen erklimmt. An einer Stelle enden die Schienen auf einer Holzplattform, die weit über den Abhang hinaus ins Nichts ragt und auf die der Zug hinausfährt. Sackgasse, Weichen umstellen und die Fahrt im Lokführerhäuschen am anderen Ende des Zugs wieder aufnehmen. Ich atme auf, als wir wieder von der Holzplattform verschwunden sind. Allerdings mutet die doppelstöckige Brücke, die wir zwei Mal überfahren auch nicht weniger bizarr an.
Immer wieder sind Tonfiguren entlang der Gleise platziert; die Tunneleingänge sind mit dekorativen Tonkacheln dekoriert. Wunderschön. Und mit ein bisschen besserem Wetter wären auch die Blicke über die Coromandel-Halbinsel atemberaubend. So freuen wir uns nur über diese lustige Bahn, die ursprünglich einzig zu dem Zweck erbaut wurde, Ton vom Berg hinab in die Töpferwerkstatt des Eigentümers zu transportieren. Und da dieser ein absoluter Eisenbahnfanatiker war und ist, wuchs die Bahn von Jahr zu Jahr; neue Schienenstränge wurden in mühevoller Arbeit – alles ohne maschineller Unterstützung – gelegt, obwohl diese sicherlich nicht mehr für den Tonabbau gebraucht wurden. Zur kommerziellen Einkunftserzielung wurde die Bahn erst vor rund 10 Jahren eingesetzt als die Bank auf eine Rückzahlung der benötigten Kredite drängte. Heute sind die Kredite längst abbezahlt und die aus der Bahn erzielten Einkünfte werden für den Naturschutz eingesetzt. Alles in allem ist diese Zugfahrt ein kleines unerwartetes Highlight.
Wir beziehen unser Zimmer in der TUI Lodge in Coromandel Town – und sind wenig begeistert von unserem Zimmer und der Lodge. Nicht wirklich einladend. Nun, noch gehen wir davon aus nur eine Nacht in diesem Zimmer zu verbringen und für die beiden weiteren Nächte – über Silvester – dann in ein komfortableres Zimmer mit eigenem Bad umzuziehen. Aber dazu kommt es dann nicht mehr. Es sind eine Menge Camper auf dem Platz, die alle Küche, Toiletten und den offenen Aufenthaltsraum, der sich unmittelbar vor unserem Zimmer befindet, benutzen. Es wird gefeiert bis nachts um 3 Uhr. Die Besitzer der Lodge bitten zwar einmal um Mitternacht um Ruhe, lassen es dann aber laufen. Erst nachdem wir mehrfach hartnäckig um Ruhe bitten, wird ab 3 Uhr in der Küche weitergefeiert. Eine Nacht davon reicht uns. Und da die Lodge wenig gemütlich ist wollen wir weder die erwarteten Regentage hier festsitzen noch Silvester feiern. Also brechen wir am nächsten Morgen nach Auckland auf.
In dem kleinen Strandort Ohope haben wir uns in Turneys Bed & Breakfast eiquartiert. Ein Cafe, ein Imbiß mit kleinem Tante-Emma-Laden und ein Restaurant sind auf den ersten Blick zu sehen. Für mehr Auswahl müssen wir über den Berg an den benachbarten Küstenabschnitt fahren, nach Whakatane. Also probieren wir das Cafe aus. Nett, aber nicht billig. Und die 15 % Feiertagszuschlag machen es auch nicht besser.
Abends erhalten wir unseren ersehnten Anruf von White Island Tours, daß die von uns geplante Bootstour am nächsten Tag stattfinden wird. Also ist frühes Aufstehen angesagt, denn Check-in ist bereits um 6:30 Uhr.
Am nächsten Morgen steht das Frühstück für uns bereit: Müsli, Joghurt und eine Schüssel rote Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeren. Lecker! Tee und Cafe helfen uns über das frühe Aufstehen hinweg und wir fahren nach Whakatane, bezahlen unsere Bootstour und müssen nicht lange warten, bis es dann los geht. White Island – wir kommen!
Was ist so besonderes an White Island? Nun, es ist Neuseelands einzige aktive Vulkaninsel. Und um in den allgegenwärtigen Superlativen der Neuseeländer zu bleiben: Vermutlich ist White Island auch die am meisten besuchteste Vulkaninsel der Welt. Also wollen auch wir dort unsere Fußspuren hinterlassen.
Mit einem Motorboot fahren wir 1 ½ Stunden aufs Meer hinaus. Zu Beginn sieht das Wasser ruhig aus, aber die letzte halbe Stunde wird die Fahrt ein bißchen rauer und der ein oder andere Passagier greift zur Spucktüte. Wir haben uns einen ganz guten Platz ausgesucht. Trocken in der Innenkabine und in der unteren Ebene des Bootes auf den hinteren Sitzen überstehen wir die Fahrt hervorragend. Aber um ehrlich zu sein, haben wir uns jede eine Tablette gegen Seekrankheit gegönnt, worüber ich wirklich froh bin. Denn trotz chemischer Unterstützung wird mir auf den letzten Metern noch flau im Magen.
Schießlich erreichen wir White Island und der Kapitän dreht vor der Insel bei. Anlegen geht nicht. Der Wellengang ist zu hoch und die Bucht zu ungeschützt. Mit einem kleinen Schlauchboot mit Außenborder werden wir portionsweise übergesetzt. Am Anlegesteg heißt es schnellstens aussteigen, bevor das kleine Schlauchboot von der nächsten Welle 2 Meter hochgehoben wird.
Schließlich stehen wir alle wohlbehalten auf der Insel und ich schaue mich fasziniert um. Eine Vulkaninsel; kein Baum, kein Strauch, nur abweisender Felsen.Eine Mondlandschaft. Kaum vorstellbar, daß hier in früheren Jahren eine Handvoll Minenarbeiter abgeschieden vom Festland unter schwierigsten Bedingungen gelebt und in einer Schwefelmine gearbeitet haben.
Sehr gut kann ich mir dagegen vorstellen, daß angeblich ein neu rekrutierter Minenarbeiter – der glaubte Arbeit auf einer tropischen Insel gefunden zu haben – den höchsten Punkt des Mastes des Versorgungsschiffes erklommen hat und sich weigerte, das Schiff zu verlassen und auch nur einen Fuß auf die Insel zu setzen. Ich hätte das wohl nicht anders gemacht.
Wir machen eine Wanderung über die Insel. Bekommen bei unserer Führung die Geschichte der Insel und ihrer vulkanischen Tätigkeit erzählt und werden auf die Veränderungen nach den letzten großen Ausbrüchen dieses Vulkans in der Zeit 1981 bis 1983 und 2000 aufmerksam gemacht. Wir stehen hier auf – nein in – einem der aktivsten Vulkane Neuseelands. Ein Vulkankrater, der kein richtiger Krater mehr ist, da er auf der einen Seite zum Meer hin offen ist. Und nur ein Drittel des Vulkans sind oberhalb der Wasserfläche zu bewundern; der Rest des fast 2 Kilometer im Durchmesser messenden Vulkans liegt in der blauen Tiefe.
Wir werden ermahnt auf dem Weg zu bleiben und werden auf Stellen aufmerksam gemacht, die wir besser nicht betreten sollen. Weiße Kristallablagerungen an der Oberfläche bedeuten Einbruchgefahr. Und keiner von uns möchte einen neuen Geysir zum Leben erwecken. Wieder einmal liegt Schwefelgeruch in der Luft. Noch habe ich die Atemmaske lose um den Hals hängen. Aber je näher ich den intensiv gelben Bodenfächen am anderen Ende des Kraters und den Spalten, aus denen Dampf wie aus einem Dampfdruckkochtopf zischt, komme, desto mehr reizt und kratzt die Luft in meinem Hals. Erst ein trockener Huster, dann ein zweiter und schließlich ziehe ich mir die Atemmaske über Mund und Nase. Fumarolen und faszinierende Farbspiele bietet der Vulkan, die von dem ein oder anderen Helikopter über uns aus der Luft erkundet werden. Ein Betrieb ist das hier! Aber kein Wunder, denn diese Vulkaninsel fasziniert.
Und während sich auf der einen Seite die Vulkankraterwand vor mir erhebt, sind auf der anderen Seite zwei Buchten zum Meer offen, in die die Wellen rauschen, sich an Felsen und Steinen brechen. „Ein ruhiger Tag“ kommentiert unser Führer. Fischer hätten berichtet, daß bei extremen Wetterverhältnissen das Wasser schon mal durch die eine Bucht auf die Insel rauscht und sie durch die andere Bucht wieder verlässt. Ich blicke von einer Bucht zur anderen – zwischen ihnen ist ein breiter Felsrücken – und komme mir angesichts solcher Naturgewalten ganz klein vor. Das wäre definitiv ein Zeitpunkt, zu dem ich nicht auf der Insel sein möchte.
Nach fast zwei Stunden ist es Zeit für uns die Insel zu verlassen. Viel zu früh, wie ich finde! Vor lauter schauen und fotografieren habe ich nur die Hälfte von den Erzählungen unserer beiden Führer mitbekommen. Schade, daß die Zeit so knapp bemessen ist. Wir manövrieren uns von der Anlegestelle in das kleine Schlauchboot, fahren zu unserem Schiff hinüber und balancieren aus dem Schlauchboot hinaus auf das Schiff. Der Wellengang versucht uns das Leben schwer zu machen. Aber schließlich sind alle wieder an Bord und wir fahren langsam Richtung Festland. Zum Glück geht die Fahrt diesmal mit dem Wellengang und damit deutlich ruhiger. Die Crew verteilt ein kleines Lunchpaket, das ich in der Sonne auf dem hinteren Deck verzehre. Ich sitze so, daß ich die Vulklaninsel bei der Heimfahrt immer im Blick habe. Toll! Blauer Himmel und ein rauchender Vulkan. Und dabei hatte die Wettervorhersage Regen angekündigt. Was haben wir mal wieder für ein Glück!
Aber damit nicht genug! Wir haben vielleicht die halbe Strecke bis zum Festland zurückgelegt, als der Kapitän plötzlich beidreht und der Ruf „Delfine“ ertönt. Und wieviele es sind! Ich weiß gar nicht wohin zuerst zu schauen, so viele von ihnen tummeln sich im Wasser und um unser Schiff herum. Sie begleiten uns ein Stück, surfen in der Bugwelle unseres Bootes und begeistern uns unglaublich! Ein perfektes Ende für unseren herrlichen Ausflug!
Zwischen Taupo und Rotorua befahren wir den Thermal Explorer Highways. Die Vulkanzone Taupo mit ihren aktiven Vulkanen und der vielfältigen geothermischen Aktivität reicht vom Tongariro Nationalpark im Süden bis hoch in den Norden zur Insel White Island, die vor der Küste der Bay of Plenty liegt. Wir schmeißen uns in unsere Expeditionsausrüstung (kurze Hosen, T-Shirt, Sonnencreme und Kamera) und gehen auf Erkundungstour.
Ein Stop auf dem Thermal Explorer Highway ist zu Weihnachten ein Bad im größten See Neuseelands, dem Lake Taupo. Kaum vorstellbar, daß wir in einem riesigen Kratersee schwimmen, der vor etwa 2000 Jahren entstand als hier ein riesiger Vulkan explodierte. Dieser Vulkan soll heute erloschen sein, auch wenn es an vielen anderen Stellen in der Umgebung kräftig blubbert, brodelt und dampft. Von Taupo aus sehen wir 30 Kilometer entfernt über den See hinweg drei majestätische Vulkane im Tongariro Nationalpark aufragen. Wir verpassen die erste Gelegenheit ein Foto zu schießen. Eine zweite Gelegenheit bietet sich uns nicht; Wolkenbänder verdecken die Sicht auf die Vulkane am anderen Tag.
Ein weiterer Stop ist das Thermalgebiet Orakei Korako. Es liegt etwas abseits des Thermal Explorer Highways und erhält deshalb nicht ganz so starken Zustrom von Touristen. Das ist uns gerade recht. Vom Besucherzentrum aus geht es in einer kurzen Bootsfahrt über den Waikato River. Auf der anderen Seite des Flusses erwartet uns ein Rundgang durch ein farbenfrohes Thermalgebiet mit dampfenden Fumarolen und blubbernden Becken. Ein kleiner Wasserfall zischt und blubbert bei unserem Eintreffen und das Wasser strudelt treppenförmig den Hang abwärts. Wir staunen einige Minuten, bevor wir die Kamera zücken – und prompt verstummt das zischende Blubbern der Quelle und der kleine Wasserfall versiegt. Wir warten. Aber es tut sich nichts weiter. Hm.
Wir betrachten die Landschaft neben dem Wasserfall: fließende, bunte Farben; intensives Gelb neben Weiß auf braunem Untergrund. Wir wandern weiter zur nächsten sprudelnden Quelle. Dampfend spritzt und blubbert das Wasser aus einigen Löchern. Andere sind still, um dann loszuprusten, wenn wir ihnen den Rücken zudrehen. Besonders appetitlich erscheinen die Schlammlöcher, die vor sich hinblubbern und schmatzen und in unregelmäßigen Abständen in größere Schmatzrülpser ausbrechen. Über der ganzen Landschaft liegt unverkennbar der Geruch von faulen Eiern. Je nach Windrichtung und Standort bekommen wir den Gestank schwächer oder stärker in die Nase geweht. Am Ende unseres Rundgangs zieht es uns zu unserem kleinen Wasserfall zurück. Er ist still. Aber wir haben ja Zeit. Und tatsächlich nach einer kleinen Pause erwacht er zischend und blubbernd zu neuem Leben und schickt heißes Wasser sprudelnd den Hang hinab. Was für ein Spektakel!
Am nächsten Morgen nehmen wir den Thermal Explorer Highway nach Wai-O-Tapu. Im Reiseführer als touristisch beschrieben, wurden wir bereits von Reisebekanntschaften vor Touristenmassen gewarnt. Zentrales Spektakel ist der Geysir „Lady Knox“, der täglich pünktlich um 10:15 Uhr ausbricht – oder soll ich sagen „ausgebrochen wird“?! So sind wir früh bei Öffnen des Thermalgebiets dort und können unseren ersten Rundgang in Begleitung von nur wenigen Touristen machen; die meisten von ihnen sitzen wohl noch über dem Frühstück. Wir dagegen inhalieren schon wieder den Geruch von faulen Eiern in verschiedenen Härtegraden. Manchmal ist es zum Davonlaufen. Aber wir stellen uns den Düften tapfer. Der immer wieder faszinierende Blick in spritzende, blubbernde Tümpel, giftgrüne Seen und dampfende Fumarolen, die die Landschaft in geheimnisvolle Nebelschwaden einhüllen, hält uns davon ab kehrtzumachen. Besonders faszinierend finden wir den Champagner Pool: sattgrün steigen aus seiner Tiefe Champagnerbläschen auf. Eingefasst ist der Champagner Pool in roter Farbe. Aber wenn ich es mir so richtig überlege ist „Champagner Pool“ für diesen tiefgrünen See eigentlich ein makaberer Name, indiziert seine grüne Farbe doch Arsen.
Pünktlich kurz vor 10:15 Uhr verlassen wir den Rundgang des Thermalparks und brechen auf zum Geysir „Lady Knox“. Einweiser stehen parat um den Verkehr auf dem Parkplatz zu regeln, aber heute hält sich der Ansturm erstaunlicherweise in Grenzen. Trotzdem sind ausreichend Touristen da, die sich das Schauspiel um „Lady Knox“ nicht entgehen lassen wollen. Nach einem kleinen historischen Abriß füttert der Parkangestellte den Geysir mit einigen Seifenstücken. Bald darauf steigt der erste Schaum auf, der Geysir fängt an überzuschäumen und auf einmal zischt eine Wasserfontäne empor. Diese Wasserfontäne wird der Geysir noch die nächste Stunde in die Luft blasen und dabei rund 25.000 Liter Wasser ausspucken. … bevor er dann in Ruhestellung bis zur nächsten Seifenfütterung verfällt. Interessant zuzuschauen, aber auch ein wenig abartig. Muß das mit der Seife denn sein? Der Geysir würde ohne Nachhilfe ansonsten in einem unregelmäßigen Rhythmus alle 24 Stunden ausbrechen und dann wäre es eben Zufall und ein wirkliches Geschenk eine solche Wasserfontäne in die Luft schießen zu sehen.
Und auch in Wai-O-Tapu gibt es Mudpools par excellence, denen wir unendlich lange zuschauen könnten beim blubbern und schmatzen.
Unser Thermal Explorer-Programm runden wir mit den Craters of the Moon ab. Hier gibt es keine Geysire oder farbenprächtige Seen. Dafür bezahlen wir nur einen Bruchteil des Eintritts den andere Thermalgebiete verlangen, und können einen wirklich netten Rundgang durch ein Areal machen, an dem an allen Ecken und Enden Dampf hervorquillt. Mit seinen Kratern inmitten der grünen Vegetation mutet dieses Gebiet fast surreal an. Wie ein großer Dampfdrucktopf. Und auch hier entkommen wir dem stechenden Geruch nach faulen Eiern nicht. Die Craters of the Moon entstanden in den 1950er-Jahren als es nach dem Bau des geothermischen Kraftwerks Wairakei zu drastischen Veränderungen der unterirdischen Hydrodynamik kam. Wie schön für uns.
Man könnte noch eine Menge andere Thermalgebiete in und um Rotorua ansehen. Der Geruch bliebe vermutlich der gleiche; das Portemonnaie würde dabei sehr schmal werden, denn die Eintrittspreise sind happig. Wir beschließen nach diesen drei recht unterschiedlichen Thermalgebieten auf dem Thermal Explorer Highway ganz in den Norden zu fahren und White Island einen Besuch abzustatten. Dazu steht aber morgen erst einmal ein Fahrtag an.
X-Mas am Strand am Lake Taupo bei fast 30 Grad gebadet. Beim Thai am 24.12. – unserem Weihnachtsabend – gegessen.
Weihnachtliche Gefühle kommen hier eher nicht auf, auch wenn in der ein oder anderen Lodge ein Weihnachtsbaum steht – wie hier in der Almond Lodge in Nelson. Trotzdem genießen wir die Tage und amüsieren uns köstlich über die herrlich kitschigen Weihnachtsbäume und so manche lustige Weihnachtsdekoration.
Hier die im Laufe der Tage gesammelten Impressionen zur Weihnachtszeit in Neuseeland.
Im Supermarkt von Kaikoura begrüßen uns diese Weihnachtsmänner. Rentiere in Lindt-Verpackung haben wir auch gesichtet – sie sahen aus der Ferne verdächtig nach Osterhasen aus.
Aber wir vermissen die Spekulatius und Marzipankartoffeln.
Weihnachtsbaumausstellung in der Kirche in Nelson. Wir hatten ja wegen Regen sonst nichts zu tun … und alles andere wie die Suter Art Gallery war ja wegen Flooding geschlossen.
Hier also unser definitiver Favorit unter den ausgestellten Weihnachtsbäumen. Schafe am Weihnachtshimmel … nein, nicht Schäfchen zählen, sonst schläft man ja noch vor der Bescherung ein. Und das wäre ja eine schöne Bescherung!
Apropo Bescherung. Auch wir hatten unseren kleinen Weihnachtstisch. Mit freundlichem Sponsoring des Weihnachtslichts von Claudia.
Weihnachtswerbung für Weihnachtsshopper, die mal eine Unterbrechung brauchen. Hier wird nicht Glühwein oder Punsch getrunken, sondern ein Cocktail oder Frozen Margaritha.
Aber Coromandel Town hat sicherlich das Fischgeschäft mit den originellsten Weihnachtswünschen: Merry Fischmas!
Und wenn das noch nicht reicht: